2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Kein Zweikampf, kein Kopfballduell wurde gescheut. Bernhard Solter (Mitte) schonte weder sich noch die Mitspieler. Ganz links Mannschaftskamerad Lutz Ernemann.
Kein Zweikampf, kein Kopfballduell wurde gescheut. Bernhard Solter (Mitte) schonte weder sich noch die Mitspieler. Ganz links Mannschaftskamerad Lutz Ernemann. – Foto: privat

Bernhard Solter - ein Vorbild an Einstellung und Zuverlässigkeit

Der heute 57-Jährige war am Weidener Wasserwerk eine Institution und behauptete sich in den vielen Jahren gegen alle möglichen Konkurrenten.

Leider fand der Fußball bei der Kabinettsitzung der Bayerischen Staatsregierung am vergangenen Dienstag keine Erwähnung. Somit bekam auch die Hoffnung der endlich in den Wettkampfmodus schalten wollenden Amateurkicker, endlich die Freigabe für Freundschaftsspiele zu erhalten, einen Dämpfer. Doch es gibt doch Licht am Ende des Tunnels, denn der BFV vermeldete gestern Abend noch, dass es diesbezüglich dennoch Anlass zu vorsichtigem Optimismus gäbe. Es stünde wohl die Genehmigung, erstmals in diesem Kalenderjahr offizielle Matches auszutragen, nun doch „in Bälde“ bevor.

Endlich soll dann der Ball im mittlerweile einzigen Bundesland Deutschlands, das die Saison fortsetzen will (Thüringen hat sich ja nun auch zum Abbruch entschieden) wieder rollen und auch der Termin für den Re-Start am ersten Septemberwochenende dürfte (sollten sich die Pandemiezahlen weiter positiv entwickeln) gehalten werden können. Bevor sich FuPa (endlich) wieder mit den Themen „Vorschau“ und Rückblick“ auf Spieltage beschäftigen kann, fahren wir fort mit unserer Serie „Rückblick in die Vergangenheit“ und haben die nächste „Legende“ angesprochen, mit uns zusammen in Erinnerungen an eine bewegende fußballerische Laufbahn zu schwelgen.

Mit Bernhard Solter (Jahrgang 1963) schauen wir zurück auf die Fußballer- und Trainerkarriere eines Mannes, für den es immer - egal ob als Aktiver oder an der Seitenlinie - nur das „Vollgas“ gab. Schon als langjähriger Spieler bei der SpVgg Weiden spielten bei ihm Aspekte wie Kampfkraft, Einsatzfreude, Hingabe und Aufopferung auf der einen Seite, aber auch Kameradschaft eine wichtige Rolle. Diese Einstellung zu seiner „Lieblingsbeschäftigung“ lebte er auch vor, als Spieler und als Trainer.

Ein „Wasserwerkler durch und durch“, so könnte man Bernhard Solter also ohne Umschweife bezeichnen, hat er doch die gesamte Zeit, in der er dem Runden nachjagte, ausschließlich das schwarz-blaue Trikot der SpVgg getragen. Schon die "ersten Schritte" in jungen Jahren lernte "Berni" bei seinem Herzensverein, fuhr mit dem Radl die wenigen Meter vom Hammerweg zum Training ans Wasserwerk. Dort betrieb er seinen Sport insgesamt zwölf Jahre auf hohem Niveau, spielte neun Jahre davon in der Bayernligaeelf, ehe ihn eine Verletzung zwang, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Auf dem Spielfeld gehörte Bernhard Solter weniger zu den Filigrantechnikern, sein Spiel war geprägt von bedingungslosem Einsatz und körperbetontem Spiel. Als Abwehrspieler ging er - obwohl immer mit heruntergerollten Stutzen - keinem Zweikampf aus dem Weg und war deshalb prädestiniert dafür, herausragende gegnerische Angreifer „kalt“ zu stellen.

Trainer wie der gefürchtete „Schleifer“ Karel Finek liebten Spieler wie Solter, die sich immer total verausgabten und nie aufgaben. So behauptete er stets seinen Stammplatz in der erfolgreichen Wasserwerkelf der 80er Jahre, in der so bekannte Recken wie Peter Meßmann, Horst Meyerhofer, Manfred Walz, Richard Zeiler, aber auch ein blutjunger talentierter Fußballer namens Michael Fritsch standen. Mit ihnen zusammen feierte er zum Beispiel unter dem damaligen Trainer Aki Schmidt in der Saison 1987/88 den Aufstieg in die Bayernliga.

Nach dem verletzungsbedingten Karriereende (zu dieser Zeit war Solter Kapitän der Schwarz-Blauen) entschloss sich der Vollblutfußballer, seine Erfahrungen fortan als Trainer weiterzugeben. Nach der C-Lizenz erwarb er 1997 in der Sportschule Oberhaching den B-Schein, um dann seine erste Stelle als Coach beim TV Sulzbach anzutreten. 2002 wechselte er dann zum SV Kauerhof, den er in die Kreisliga führte. Dazwischen (ab dem Jahr 2000) reihte sich Solter auch in die Gilde der DFB-Stützpunkttrainer ein und zeigte dort, dass er es auch glänzend verstand, mit jungen talentierten Nachwuchskickern zu arbeiten. Das WM-Jahr 2006 führte ihn dann zu den „Panduren“ des SV Raigering (Bezirksliga), die er als Cheftrainer übernahm. Gleichzeitig kündigte er seine Tätigkeit beim DFB wieder, wollte er sich doch voll auf die Tätigkeit als Vereinstrainer konzentrieren. Nach dem Engagement im Amberger Vorort hießen die weiteren Trainerstationen SV Sorghof, SC Eschenbach (mit ihm feierte Solter den Aufstieg von der Kreisliga in die Bezirksliga), und SV Hahnbach I und II (Bezirksliga und Kreisklasse).

2012 wagte er erstmals den Sprung in die Landesliga und heuerte beim FSV Bayreuth an, der über die Relegation den Sprung in die Nordostgruppe geschafft hatte. Die Bodenständigkeit des Vereins und dessen hervorragende Jugendarbeit waren ausschlaggebend dafür, dass sich der damals 49-Jährige für das Angebot der Oberfranken entschieden hatte und damit seine mittlerweile siebte Arbeitsstelle als Trainer antrat. Obwohl er Respekt davor hatte, erstmals in der zweithöchsten Spielklasse Bayerns zu coachen, stellte er sich der Herausforderung und freute sich vor allem auf die Matches gegen Mannschaften, in denen Bekannte mitwirkten: „In den Partien gegen SpVgg SV Weiden, SV Mitterteich, FCVW Röslau und SV Etzenricht treffe ich auf alte Weggefährten." Nach nur einem Jahr und erfolgreicher Arbeit, ("Bernhard Solter und der FSV, dass passt wie die Faust aufs Auge", hörte man aus dem Munde der Verantwortlichen) brach Solter seine Zelte wieder ab. „Eigentlich war mein Engagement wegen des absehbar hohen Aufwandes für mich von vornherein nur für ein halbes Jahr gedacht. Daraus wurde nun sogar eine ganze Saison", sagte er und begründete seinen Abschied mit dem ungeheuer großen Aufwand, drei Mal in der Woche zu Training plus ein Mal zum Spiel in die Wagnerstadt fahren zu müssen. Nach seinem einjährigen Intermezzo in Bayreuth hatte er sich dann eine Auszeit genommen, überlegte sogar, endgültig dem Fußball Ade zu sagen.

Doch 2015 wurde er dann noch einmal „rückfällig“ und ließ sich vom Grafenwöhrer Fußballboss Hans Danninger zu einem Engagement überreden. Nachdem die Zielsetzung der Garnisonsstädter allerdings war, in der Spitzengruppe mitzuspielen und nach zwölf Partien gerade einmal zwei Dreier zu Buche standen, trennten sich die Wege von Bernhard Solter und der Sportvereinigung im Herbst 2015. Nun zog Solter aber endgültig den Schlussstrich unter das Thema Fußball.

Heute hat Bernhard Solter Distanz gewonnen zu dem Sport, ohne den er sich viele Jahre ein Leben kaum hatte vorstellen können. Für den in Seugast lebenden und im Weidener Klinikum als Medizintechniker arbeitenden 57-Jährigen steht seit mehreren Jahren nun die Familie im Mittelpunkt (er ist verheiratet und hat einen Sohn). Natürlich ist er nach wie vor sehr interessiert am Geschehen auf dem grünen Geläuf, verfolgt dies in Presse und TV und schaut sich auch ab und an mal ein interessantes Match in unserem Spielkreis an. Wenn es die Zeit zulässt, dann schwingt er sich auch auf sein Motorrad und erkundet die nahe oder auch eine ferner liegende Umgebung. Dabei sucht er und findet die Entspannung, die ihm jahrelang durch die „wichtigste Nebensache der Welt“ verwehrt blieb.



Bernhard, was war deiner Meinung nach das schönste Erlebnis deiner Fußballerlaufbahn?
Ich habe eine ganze Reihe sehr schöner Erlebnisse in meiner Laufbahn miterleben dürfen. Zum Beispiel das DFB-Pokalspiel mit der SpVgg Weiden gegen den SV Werder Bremen bei brütender Hitze und über 6500 Zuschauern, das wir knapp mit 1:2 verloren haben und wo es bis zum Schluss spannend war. Dann waren natürlich die Derbys gegen den FC Amberg ein jedes Mal ein Highlight und auch die Spiele gegen TSV 1860 München. Nicht zu vergessen die Aufstiegsfeiern direkt nach den erreichten Zielen.

Wer war wohl der beste Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast?
Da fällt mir spontan der Nino Crnannin ein. Er kam damals aus Biberach, der damalige Trainer Peter Jendrosch hatte ihn mitgebracht. Er war ein exzellenter Techniker und konnte einen schwindelig spielen. Er avancierte auch zum Publikumsliebling am Wasserwerk.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit?
Da ich ja nur bei der Spielvereinigung Weiden gespielt habe, erübrigt sich meine Antwort.

Wer war in deiner Jugendzeit dein fußballerisches Vorbild?
Günter Netzer war damals als 10jähriger mein Vorbild. Ich hatte auch ein Buch von ihm mit dem Titel "Der Mann der um die Ecken schießt".

Was findest du am heutigen Fußballgeschäft nervig?
Dass es vielen nur mehr ums Geld geht und die Kameradschaft nur noch zweitrangig ist.

Wenn du zurück schaust, hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?
Ich habe nichts bereut. Ich hätte zwar die Möglichkeit gehabt, den Verein zu wechseln, aber ich hatte immer den Ehrgeiz, mich am Wasserwerk gegen meine wechselnden Konkurrenten durchzusetzen. Und das habe auch geschafft.

War da ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Ja, das Spiel im Grünwalder Stadion gegen 1860 München bei 25000 Zuschauern und starkem Schneefall, das wir am Schluss leider mit 0:2 verloren haben und dadurch die Aufstiegsambitionen in die 2. Bundesliga ein Ende fanden.

Wer, so glaubst du, war der beste Trainer, den du je hattest?
Das war für mich Hans Greben. Er hat uns gezeigt, wie man mit spielerischen Methoden körperlich fit werden kann und zusätzlich guten und erfolgreichen Fußball spielt.

Wenn du überlegst, was war die größte Enttäuschung deiner Fußballerlaufbahn?
Dass ich als Mannschaftskapitän der Mannschaft auf dem Platz bedingt durch meine Knieverletzung und meine Knieoperationen nicht mehr helfen konnte und meine aktive Fußballerlaufbahn deshalb auch beenden musste.

Wo hast du auswärts nie gerne gespielt?
In Memmingen im Allgäu. Die Fahrt dahin, das war für uns damals eine gefühlte Weltreise.

An welchen Verein denkst du als Trainer am liebsten zurück?
Da gibt es mehrere: Beim TV Sulzbach, dem SV Kauerhof und dem SC Eschenbach herrschte eine super Kameradschaft und hier konnte ich auch mit der jeweiligen Mannschaft den Aufstieg feiern. Beim FSV Bayreuth in der Landesliga war es eine herausfordernde und schöne Aufgabe.

Von welchem Akteur warst du in deiner Trainerlaufbahn bislang am meisten beeindruckt?
In meiner Trainerlaufbahn gab es da einige, einen besonders herausheben möchte und kann ich nicht.

"Früher war alles besser" - wie ist deine Meinung über diese heute gerne aufgestellte Behauptung?
Jede Zeit ist anders, darum kann ich mit dieser Aussage nichts anfangen.

Gibt es im Profibereich einen Trainer, den du "richtig gut" findest?
Christian Streich. Er hat über Jahre hinweg immer wieder aus Nobodys eine tolle Mannschaft geformt.

Welche Art der Mannschaftsführung bevorzugst du als Coach?
Mein Stil war immer der kooperative Stil.

Immer wieder gibt es Regeländerungen. Was ist wohl die sinnloseste Regel im Fußball?
Im Profifußball ganz klar der Videobeweis. Hier werden viele Emotionen aus dem Spiel genommen.

Bist du aktuell als Trainer tätig, oder spielt der Fußball momentan bei dir eine eher untergeordnete Rolle?
Meine Trainerlaufbahn ist beendet. Ich informiere mich meist in FuPa, was im Amateurfußball los ist und schaue ab und zu ein Spiel im Umkreis an.

Aufrufe: 024.7.2020, 13:00 Uhr
Werner SchaupertAutor