Berlin-Liga-Turnier: Totentanz statt Budenzauber!

Wenn ich an die Vorrunde denke, kommen mir eigentlich nur zwei Gedanken. Der Spieler mit der Nr. 61 (Burak Salantur, Anm. d. Red.) von Hertha 06 macht sie alle nass und Rudow entscheidet sich, nicht an der Endrunde teilzunehmen. Ist die Polizei oder TeBe schuld? In den Portalen des Amateurfußballs tauchen zwei Versionen auf. Entweder dürfen die Rudower Kicker aufgrund überdimensionaler (wer auch immer es so empfand) Polizeipräsenz die Ente in Ruhe verköstigen, oder aber der Verein will dem Teil seiner Anhänger, der in der Schule nicht aufgepasst hat und gegen „Zecken“ und die Gesellschaft wettert, keine Bühne schaffen. Fakt ist, ein Geschmäckle kommt da sicher auf. Dass es in Kreisen der Rudower Fans Personen gibt, für die das Wort Weltoffenheit ein nie verschwindendes Gespenst darstellt, ist bekannt. Sollte der Verein tatsächlich etwas daran ändern wollen, kann man es nur begrüßen. Fangt am besten bei den eigenen Heimspielen damit an und sortiert diejenigen aus, die den Verein in ein toleranzfreies Licht rücken. Weihnachtsmützen statt Pöbelglatzen!

Der Finaltag staubt seit Jahren. Damals wurde allerdings noch ordentlicher Fußi geboten. Attacke HÜÜÜÜ statt Defensivtaktik, herrliche Aktionen und Tanzversuche mit dem Ball statt Anspiel-Klatsch mit dem Torhüter. Die Hallensprecher entfachen wie immer ein riesiges Feuer und große Vorfreude. Mit ordentlich Bass werden die Kader runtergerattert. Schön ist anders. Wollt ihr mir wirklich erzählen, dass sich da keiner finden lässt, der da mal 'n bissel Frische reinbringt und noch kein Geld aus der Rentenkasse erhält? Frische herrscht nur für die Zuschauer. In der Halle zieht es immer noch, wenn man in den oberen Reihen sitzt. Willste was essen, musste auf Fußball verzichten. So eine bekloppte Regelung mit dem Verzehr.

Ich bekomme den Eindruck, dass ich wohl doch lieber am Mittagstisch der Familie verweilen sollte, statt Jahr für Jahr in den Bunker zu kommen. Die Tombola reißt mich jedenfalls nicht aus der warmen Bude fort. Oder der Fakt, dass ein 0,4l Bier 3,50 Euro kostet. Euch brennt doch der Helm - aber ganz gewaltig. Dann macht doch 'n Sicherheitsspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit draus. FuPa macht den Liveticker, der dann aufgrund der Interessenten zusammenbricht. Vorm Weihnachtsbaum dann lauter handysüchtige Fußballaffine. Nur doof, dass die ganzen Verbandsverantwortlichen und Hallensprecher dann nicht teilhaben können, weil sie im Alter das W-Lan-Kabel nicht finden. Und zum Programmheft ist nur zu sagen: Wer so etwas fabriziert, der findet auch riesige Leuchtreklamen am heimischen Fenster zu Weihnachten ästhetisch. Ganz großer Schmutz seit Jahren, unscharfe Grafiken und inhaltlich einem leeren Wassereimer ähnelnd.

Für die kleinen Kicker ist die Action auch raus. Statt dem (ja so wichtigen und geschätzten) Nachwuchs weiterhin die große Bühne zu bieten und die Finalspiele der D-Junioren einzubauen, wird das Turnier vorab runtergeschmettert. Dafür dann lieber mal 'ne halbe Stunde Pause einstreuen. So ist eine Synergie zwischen Nachwuchs und Herren definitiv zerstört!

In diesem Jahr hatte ich eine VIP-Karte. Schnittchen, Boulette, Bocki, Kuchen, Suff usw. Eine tolle Geste für Vereinsverantwortliche, Sponsoren und Verbandsaktive. Aber auch hier frage ich mich, soll man sich dort nicht wohlfühlen? Die Fenster, die eine Sicht auf das Geschehen ermöglichen könnten, werden abgehangen, damit man bloß nicht zu lang dort verweilt. Ich sehe es als klares Zeichen zur sportlichen Qualität dieses Turniers.

Achso, gewonnen hat TeBe. Die „Rote-Volbert-Birne“ vor dem ersten Spiel ließ darauf schließen, dass TeBe das Ding schon gern gewinnen will. Man gönnt es dem Lila-Weißen Anhang, der Jahr für Jahr zumindest den ein oder anderen Zuschauer mit etwas Lautstärke erschreckt. Fußballerisch besiedelt das Söldnertum jetzt auch die Sporthalle. Bestes Beispiel Hertha 06. Haben sie Bock, dann spielen sie alles schwindlig. Läuft es nicht, „Tik“-t die Uhr langsamer und Hertha wird ungenießbar. Wer reißt sich schon noch den Hintern auf in der Halle für einen Verein, dem man in der neuen Saison eh nicht mehr angehört. Ein ganz großer Held war sicher der Keeper von TeBe. Der hat 'nen unfassbaren Maxen markiert. Ohne Frage, er hat sehr gut gehalten und war fußballerisch der beste Torhüter, aber muss ich dann so nen „Colonel“ schieben? Kumpel, das war dein großer Auftritt, Happy Birthday!

Tja, mehr bleibt nicht hängen vom Turnier der Berliner Elite. Die Berlin-Liga präsentiert sich gewohnt starr und staubig. Da fehlt definitiv frische Luft. Jahr für Jahr sind es nur die guten Kumpels, die einen zu dieser Veranstaltung treiben. Ob der Bernauer Geldwedler, die Fraktion Dauerfußball aus Ostberlin oder aber die jungschen Leidgenossen.

Und wer jetzt wieder sagt, „quatschen können alle, bring dich mit ein!“. Jo, ich bin dabei! Ich mach gern mit und setze Ideen um. Denn die Alternative ist die fünfte Ente mit den Klößen Nummer 18-20 am 26.12. des Jahres. Also helfe ich lieber mit, aus Totentanz werde Budenzauber. Und die Moral von der Geschicht, „Staubet ab und rüstet auf, die Fans der Berlin-Liga freu`n sich drauf! Ein Überraschungs-Ei wünsch ich mir, mit Spiel, Spaß, Spannung und großer Gier!“. Euch allen einen guten Rutsch, bleibt der Kolumne treu und diskutiert fleißig mit.

Und niemals vergessen: Um 12 gibt`s Mittagessen! HAHOHE-EISERN-TEBE!