2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielvorbericht

Aytürk Gecim ist Mister 300 Stundenkilometer

Nationalspieler Aytürk Gecim ist wegen seines gewaltigen „Bumms“ gefürchtet.

Wenn ein gegnerischer Torhüter mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hände ausschüttelt, ist das für Aytürk Gecim (23) vom MCH FC Bielefeld-Sennestadt ein gewohntes Bild. In der Futsalliga West gibt es mittlerweile auch den einen oder anderen Schnapper, der bei einem Gecim-Schuss die Hände weglässt. Zu stark ist der „Bumms“ des 23-Jährigen, zu groß die Schmerzen an den zwiebelnden, zumeist nicht von Handschuhen bedeckten Händen, wenn man ein Gecimsches Geschoss abbekommt. Mit dem MCH Sennestadt tritt er im Viertelfinale der Deutschen Futsalmeisterschaft beim FC Liria in Berlin an.

„Ich habe meinen Schuss nie trainiert“, sagt Aytürk Gecim grinsend. Schon seit Kindertagen verfüge er über eine gewaltige Kraft in den Beinen, die ihn zu etwas Besonderem mache. Gemessen habe er seine Schussstärke nicht, aber in Kreisen des MCH wird er „Mister 300 km/h genannt. Das sei vielleicht etwas übertrieben, gibt sich Gecim bescheiden. Doch nicht nur der Schuss zeichnet den Azubi zum Personaldienstleistungskaufmann aus, im Team wird er für seine positive Art, seinen Humor und seine Mannschaftsdienlichkeit geschätzt.

Vor drei Jahren ist Aytürk Gecim einer Einladung seiner Kumpels, die schon beim MCH aktiv waren, gefolgt. „Ich hatte keinen Bezug zum Futsal, wollte es mir aber mal anschauen“, erzählt er. Doch das Futsal-Feuer packte ihn schnell. Der 1,81-Meter-Mann wurde teilweise sogar belächelt, als er berichtete, dass er es beim MCH mal probieren wolle. „Ich wurde dann gefragt ’Du in der Halle?’Geht das gut?’“, erzählt Gecim, der seinen Zweiflern schnell bewies, dass seine Entscheidung die Richtige war. „Ich gebe zu, in meinem ersten Futsalspiel war ich völlig überfordert und habe hinterher auch darüber nachgedacht, ob es wirklich das Richtige ist.“


Mit viel Fleiß entwickelte sich Gecim aber schnell zu einer festen Größe beim MCH und wurde bald auch zur Deutschen Futsal-Nationalmannschaft eingeladen. „Der erste Lehrgang war in Barcelona – eine überragende Erfahrung“, gerät der 23-Jährige noch nachträglich ins Schwärmen. Die Berufung ins Nationalteam habe noch einmal eine ganz besondere Motivation in ihm geweckt. „Wenn du Spaß an dem hast, was du tust, und irgendwann der Erfolg dazu kommt, dann ist es perfekt“, weiß Gecim, der sich am liebsten an seine erste Westdeutsche Meisterschaft zurückerinnert. „Das war vor zwei Jahren in Schwerte, es war mega spannend, die Stimmung in der Halle sensationell – und am Ende stand der Titel.“ Diesen Erfolg durfte Gecim nun bereits zum zweiten Mal feiern. „Jetzt ist unser Ziel, auch bei der Deutschen Meisterschaft zu glänzen.“


Bereits gestern reiste der MCH-Tross nach Berlin, um eine professionelle Vorbereitung auf das Spiel gegen den FC Liria zu gewährleisten. „Es ist wichtig, dass du vor einem solchen Spiel ausgeschlafen bist, vernünftig gegessen hast und von nichts abgelenkt wirst“, erklärt Gecim, der sich bei der Nationalmannschaft im Übrigen mit Memos Sözer ein Zimmer teilt. „Das klappt prima, ich bin der Frühaufsteher, mache mich fertig und wecke dann Memos. Der braucht nämlich immer deutlich länger im Bad als ich“, plaudert der Azubi aus dem Nähkästchen.


Gecims Traum: Mit dem MCH die Deutsche Meisterschaft bei einem Finale in Bielefeld zu gewinnen. All das ist in diesem Jahr zumindest theoretisch möglich. „Aber das ist noch ein langer, schwieriger Weg“, bremst er die Euphorie etwas ein. Von Spiel zu Spiel wolle er denken, den Fokus hochhalten, voll konzentriert zu Werke gehen. Aber träumen ist erlaubt – und die Umsetzung dieses Traums würde nicht nur Aytürk Gecim freuen. Dann hieße es: Der MCH kickt international. Ob sie das können? „Das müssen wir ausprobieren“, sagt Aytürk Gecim voller Tatendrang.

Aufrufe: 03.5.2019, 11:26 Uhr
Nicole BentrupAutor