2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
– Foto: David Inderlied

Aus dem Trikot und rein ins Trainerteam

Katrin Lückel spielte selbst jahrelang für den FSV Gütersloh. Inzwischen nimmt die 31-Jährige beim Zweitligisten in anderer Funktion eine wichtige Rolle ein.

Klar, das Sagen hat letztlich der Chef. Aber Steffen Enge interpretiert seine Rolle als Trainer des FSV Gütersloh nicht als Ein-Mann-Show. Im Gegenteil, der Coach setzt beim Frauenfußball-Zweitligisten auf ein Team. Nach stetigem Wachstum in den letzten Jahren besteht der Trainerstab inzwischen aus ihm und vier Mitarbeiterinnen. Neben Co-Trainerin Britta Hainke, Torwarttrainerin Tessa Rinkes und der als Expertin für Individualtaktik unterstützenden Lena Lückel spielt eine 31-Jährige eine wichtige Rolle, die als junges Mädchen selbst unter Enge in der 2. Liga gespielt hat – Katrin Lückel.

Ursprünglich „nur“ für das Athletiktraining zuständig, leistet die Sportwissenschaftlerin längst auch wertvolle Dienste im Bereich Gegneranalyse und Spielauswertung. Dabei nutzt sie nicht nur den Livestream des DFB-Partners Staige.tv sondern auch Daten, die ein kommerzieller Dienstleister zur Verfügung stellt. Derzeit befindet sich das Paket der international und in mehreren Sportarten tätigen Firma „InStat“ beim FSV in einer Testphase. „Wir sind guter Dinge, dass sich der Verein dafür entscheidet“, sagt Lückel.

Das Angebot liefert den Trainern sowohl Video-Zusammenschnitte von relevanten Charakteristika der Gegner, als auch kompakte Informationen über die eigene Performance. „Unsere Spielerinnen bekommen per Mail eine Zusammenfassung ihres persönlichen Spiels. Damit können wir ihnen unsere Eindrücke nicht nur sagen, sondern auch zeigen und mit Daten unterfüttern.“

Unüberhörbar hat Katrin Lückel Spaß an dieser Form der Ausbildung. „Ich schaue mir auch viel Bundesliga und Premiere League an“, sagt sie und verrät: „Wir haben sogar mal versucht, etwas von Manchester City nachzuspielen, nämlich wie der Außenverteidiger zum Sechser wird.“ Und wie kommt so etwas im Team des FSV Gütersloh an? „Die Mädels sind sehr begeistert“, hat sie festgestellt. Sie ist überzeugt: „Wir haben auch die Spielerinnen dafür, die Mannschaft hat ein riesiges Potenzial.“

Früher spielte die in Spexard groß gewordene Katrin Lückel, die vor ihrer Heirat im Juni dieses Jahres Katrin Posdorfer hieß, selbst ihr großes Potenzial aus. 2005 bestritt sie vier Länderspiele im U15-Nationalteam. Schon als 16-Jährige begann ihre Karriere bei den Frauen – anfangs noch für den FCG, ab 2009 für den FSV Gütersloh. Neben 84 Zweitligaspielen und 17 Partien im DFB-Pokal absolvierte sie 2012/2013 auch zwölf Bundesligaspiele. Große Stärke war ihr linker Fuß, bei den Gegnern waren ihre Standards und Diagonalbälle gefürchtet. 2018, nach der Qualifikation für die eingleisige 2. Bundesliga war Schluss. „Die Luft war einfach raus“, erinnert sie sich und bereut die Entscheidung nicht.

Sportlich konnte sie sich seitdem anderen Leidenschaften widmen, vor allem dem Ausdauersport. Und als Beraterin bei soma.consult, ein auf betriebliches Gesundheitsmanagement spezialisiertes Gütersloher Unternehmen, ist sie ebenfalls stark gefordert. Doch der Draht zum Fußball und zum FSV riss nicht ab. Der damalige Zweitligatrainer Marc-Oliver Stricker („Von ihm habe ich viel mitgenommen“) bezog ihre Qualitäten in sein Fitnesstraining mit ein. Und nach dem Anfang 2019 vollzogenen Trainerwechsel zu Rückkehrer Steffen Enge, der von 2006 bis 2008 ihr Coach war, wurde schnell klar, dass die Chemie auch hier passt. „Weil ich noch relativ jung bin, kann ich manchmal auch gut vermitteln zwischen Steffen und unseren teilweise noch sehr jungen Spielerinnen.“

Mehr und mehr beteiligt sich Katrin Lückel auch am Coaching während der Spiele, aber sie stellt unmissverständlich klar: „Britta ist unsere Co-Trainerin Nummer eins.“ Ohnehin hegt die 31-Jährige derzeit keine Ambitionen auf eine eigenständige Trainerkarriere. Aus dem Sportstudium brachte sie die alte C-Lizenz mit, die der jetzigen B-Lizenz entspricht, aber draufsatteln mag sie nicht: „Der Aufwand für den Lehrgang neben dem Beruf her ist mir zu hoch.“ Mit den A-Lizenz-Inhabern Enge und Hainke verfügt der FSV natürlich auch formal über ausreichende Kompetenz für die 2. Liga.

Aufrufe: 025.9.2021, 23:30 Uhr
Wolfgang Temme / FuPa Autor