Sport verbindet Menschen. Manchmal bietet er auch eine neue berufliche Zukunft. Bei Familie Stremming entstand sogar ein Familienunternehmen durch den Fußball. Alles begann am Drosselhain, dem Sportplatz des VfL Mennighüffen. Der Gründer des ursprünglichen Sportgeschäfts an der Lübbecker Straße hieß Manfred Büscher. Der war im Jahr 2000 Betreuer der ersten Mannschaft des VfL und suchte einen Nachfolger für sein Ladengeschäft in der Mennighüffener Innenstadt. „Er fragte natürlich auch im Verein rum, ob jemand Interesse hätte und sprach mich auch direkt an. Meine Frau und ich haben uns beraten und dann gesagt, dass wir es wagen, den Laden zu übernehmen“, erinnert sich Karl-Friedrich Stremming stolz zurück. Zu diesem Zeitpunkt arbeite er noch als Werbeleiter bei LR Health & Beauty Systems in Ahlen und fuhr täglich eine Stunde hin und zurück zur Arbeit – und war Trainer der ersten Mannschaft des VfL.
Für die Familie Stremming eröffnete sich eine neue Perspektive. Das später daraus ein Familienunternehmen entstehen könnte, ahnte zu dem Zeitpunkt wohl niemand. Als die Familie den Laden übernahm, war Sohn Julian 16 Jahre alt. Von Beginn an half er im Laden mit. Natürlich spielte er beim VfL Fußball, ebenso wie sein Bruder Benjamin. „Ich wurde nie von meinem Vater trainiert. Mein Bruder hatte ein Jahr lang das Vergnügen“ erinnert sich Julian. Das Interesse für Sport und das Sportgeschäft war bei Julian immer vorhanden. Während des Abiturs und auch seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei Brax unterstützte er seine Eltern.
Im Laufe der Zeit wurde er immer wichtiger. „Es gibt immer zwei, drei große Messen im Jahr, wo man die Ware aussucht und vorordert. Da war ich schon immer dabei“, erinnert sich Julian. „Er kümmerte sich um alles, was über den PC lief sowie bei Messen, auf denen man Laptops bekommt, um vorzuordern. Er steuerte quasi schon früh all diese Dinge“, schiebt Karl Friedrich noch grinsend mit ein. Viele Familienunternehmen zerstreiten sich. Dazu lassen sich mehr als genügend Beispiele auch aus Ostwestfalen heranziehen. Bei Familie Stremming kann man sich auch nicht davon frei sprechen „Es ist ja normal, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist. Man ärgert sich mal über jeden, aber am Ende fand man immer eine Lösung“, so Karl-Friedrich Stremming. Den Stress haben er und seine Frau nun nicht mehr.
Karl-Friedrich und seine Frau kommen immer noch gerne ab und an in den Laden. Darüber freuen sich die langjährigen Kunden, denn die sind gefühlt seit der Eröffnung geblieben. Natürlich gibt es dann einen persönlichen Rat für die Kunden – man kennt sich halt.
Trotzdem spürt man den Einfluss der neuen Geschäftsführung, denn Julian ist niemand, der lange stillsitzt. Einige Zeit spielte er selbst noch Fußball und das natürlich beim VfL Mennighüffen, doch dann rückte die berufliche Perspektive immer stärker in den Fokus. „Tja, da war es nur mit dem Abschiedsgeschenk für mich schwieriger. Normalerweise bekommt man ja ein Trikot und die kamen immer von uns. Da habe ich gleich gesagt: Das könnt ihr euch schenken“, erinnert sich Julian lachend zurück.
Es existierten schon immer viele Pläne in seinem Kopf, die umgesetzt werden wollten. Er erstellte beispielsweise Shops für Vereine, richtete Social Media-Kanäle ein und gab dem Traditionsgeschäft an der Lübbecker Straße ein neues, frisches Image. Nun ist Sport Duwe wieder im Umbau. Eine Umgestaltung für einen Showroom steht an, um die innovativen Trikots von „Fast 52“ zu präsentieren. Das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld und produziert regionale Sportbekleidung, bei denen die Logos und die Trikotnummer schon im Stoff integriert sind. Außerdem kann sich jeder Verein sein eigenes Trikot designen.
Als Vorreiter gelten die Handballer des VfL Mennighüffen, die bereits in der vergangenen Saison Trikots von „Fast52“ getragen haben. „Die Rückmeldungen zu den Trikots waren sehr positiv. Der Verein gab uns die Information, dass die Trikots sehr gut gehalten hätten und weniger verschleißen als die herkömmliche Bekleidung in den letzten Jahren“, so Stremming. Ein mutiges Unterfangen, das eigene Portfolio um solch ein neues Produkt zu erweitern. Vor allem, wenn man die aktuelle wirtschaftliche Situation wegen der Covid-19-Pandemie bedenkt. Doch Julian Stremming sah in der Krise eine Chance. „Wir haben viele Dinge überdacht, Konzepte entwickelt und uns strategisch neu aufgestellt. Trotzdem war man persönlich auch davon betroffen und stelle sich die alles beherrschende Frage: Wann dürfen die Vereine wieder spielen und wie sieht es mit Schulsport aus?“, so Stremming. Diese unsicheren Zeiten sind nun (vorerst) vorbei und es darf wieder gespielt werden.
Über einen Punkt freut sich die Familie Stremming in der neuen Saison ganz besonders: Der VfL Mennighüffen spielt nach zehn Jahren Abstinenz endlich wieder in der Bezirksliga.