2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
 Eine große Auswahl an Fußballschuhen führt Sport Duwe in Löhne. Bereits im alten Geschäft existierte es eine ähnlich große Auswahl an Schuhen
Eine große Auswahl an Fußballschuhen führt Sport Duwe in Löhne. Bereits im alten Geschäft existierte es eine ähnlich große Auswahl an Schuhen – Foto: Teresa Kröger

Am Drosselhain entstehen Familienunternehmen  

Wenn Sportler Sportsachen verkaufen, dann kann es nur eine Erfolgsgeschichte werden. Schließlich wissen sie, wovon sie reden!

Wenn es darum geht, neue Fußballschuhe zu kaufen, dann ist das Fachgeschäft für Sportbekleidung, Sport Duwe, unter der Leitung der Familie Stremming ein Geheimtipp im Kreis Herford. Viele Fußballer sind in ihrer aktiven Laufbahn ein Leben lang nur in Schuhen oder Kleidung aus dem Löhner Geschäft aufgelaufen. Kein Wunder, schließlich gab ein ehemaliger Profi-Sportler Tipps für die richtige Sportkleidung: Karl-Friedrich Stremming. „Karlfried“ spielte jahrelang beim SC Herford in der zweiten Bundesliga, bis er dann zu seiner alten Liebe ,dem VfL Mennighüffen, zurückkehrte. Ohne den VfL würde ein fester Bestandteil in der Mennighüffener Einkaufsstraße fehlen. Denn: Mit dem VfL Mennighüffen begann die Geschichte von Sport Duwe – und ist bis heute mit dem Löhner Traditionsverein eng verbunden.

Sport verbindet Menschen. Manchmal bietet er auch eine neue berufliche Zukunft. Bei Familie Stremming entstand sogar ein Familienunternehmen durch den Fußball. Alles begann am Drosselhain, dem Sportplatz des VfL Mennighüffen. Der Gründer des ursprünglichen Sportgeschäfts an der Lübbecker Straße hieß Manfred Büscher. Der war im Jahr 2000 Betreuer der ersten Mannschaft des VfL und suchte einen Nachfolger für sein Ladengeschäft in der Mennighüffener Innenstadt. „Er fragte natürlich auch im Verein rum, ob jemand Interesse hätte und sprach mich auch direkt an. Meine Frau und ich haben uns beraten und dann gesagt, dass wir es wagen, den Laden zu übernehmen“, erinnert sich Karl-Friedrich Stremming stolz zurück. Zu diesem Zeitpunkt arbeite er noch als Werbeleiter bei LR Health & Beauty Systems in Ahlen und fuhr täglich eine Stunde hin und zurück zur Arbeit – und war Trainer der ersten Mannschaft des VfL.

Für die Familie Stremming eröffnete sich eine neue Perspektive. Das später daraus ein Familienunternehmen entstehen könnte, ahnte zu dem Zeitpunkt wohl niemand. Als die Familie den Laden übernahm, war Sohn Julian 16 Jahre alt. Von Beginn an half er im Laden mit. Natürlich spielte er beim VfL Fußball, ebenso wie sein Bruder Benjamin. „Ich wurde nie von meinem Vater trainiert. Mein Bruder hatte ein Jahr lang das Vergnügen“ erinnert sich Julian. Das Interesse für Sport und das Sportgeschäft war bei Julian immer vorhanden. Während des Abiturs und auch seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei Brax unterstützte er seine Eltern.

Im Laufe der Zeit wurde er immer wichtiger. „Es gibt immer zwei, drei große Messen im Jahr, wo man die Ware aussucht und vorordert. Da war ich schon immer dabei“, erinnert sich Julian. „Er kümmerte sich um alles, was über den PC lief sowie bei Messen, auf denen man Laptops bekommt, um vorzuordern. Er steuerte quasi schon früh all diese Dinge“, schiebt Karl Friedrich noch grinsend mit ein. Viele Familienunternehmen zerstreiten sich. Dazu lassen sich mehr als genügend Beispiele auch aus Ostwestfalen heranziehen. Bei Familie Stremming kann man sich auch nicht davon frei sprechen „Es ist ja normal, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist. Man ärgert sich mal über jeden, aber am Ende fand man immer eine Lösung“, so Karl-Friedrich Stremming. Den Stress haben er und seine Frau nun nicht mehr.

Karl-Friedrich und sein Julian Stremming stehen noch gemeinsam im Sportgeschäft. Zwar ist der Vater nur noch zu Besuch dort, aber wenn ein Kunde um Rat fragt, dann gibt es natürlich eine Antwort. Schließlich kennt man sich ja noch.
Karl-Friedrich und sein Julian Stremming stehen noch gemeinsam im Sportgeschäft. Zwar ist der Vater nur noch zu Besuch dort, aber wenn ein Kunde um Rat fragt, dann gibt es natürlich eine Antwort. Schließlich kennt man sich ja noch. – Foto: Teresa Kröger

Julian kümmert sich nun allein um das Geschäftliche. Vor sieben Jahren übernahm er das Sportgeschäft und brachte seine eigenen Ideen mit ein: „Ich wollte dem Ganzen eine persönliche Note geben und benannte den Laden deshalb um. Parallel dazu organisierte ich einen neuen Einkaufsverbund“ erinnert sich Julian. Der Markt veränderte sich jedoch. Für ein Einzelunternehmen wie das der Stremmings wurde es immer schwieriger. „Wenn man am Markt allein agiert als einzelner Händler, dann kann man nur sehr schwer bestehen. Es geht in erster Linie um Einkaufskonditionen, die verbessert werden müssen. Bekannte Sportartikelhersteller haben Auflagen für ihre Mitglieder, damit man Kunde bleibt“, so Julian Stremming. Darum suchte er einen Partner beziehungsweise einen Franchisegeber, der schon mehrere Läden unterhält. Nach einiger Zeit wurde er fündig. „Wir sind offizieller Partner von Sport Duwe. Trotzdem sind wir noch zu 100 Prozent selbständig, repräsentieren nun aber ihr Logo. 2015 gingen wir die neue Partnerschaft ein. Darum hieß es anfänglich auch erst anders“, so Julian Stremming.

Karl-Friedrich und seine Frau kommen immer noch gerne ab und an in den Laden. Darüber freuen sich die langjährigen Kunden, denn die sind gefühlt seit der Eröffnung geblieben. Natürlich gibt es dann einen persönlichen Rat für die Kunden – man kennt sich halt.

Trotzdem spürt man den Einfluss der neuen Geschäftsführung, denn Julian ist niemand, der lange stillsitzt. Einige Zeit spielte er selbst noch Fußball und das natürlich beim VfL Mennighüffen, doch dann rückte die berufliche Perspektive immer stärker in den Fokus. „Tja, da war es nur mit dem Abschiedsgeschenk für mich schwieriger. Normalerweise bekommt man ja ein Trikot und die kamen immer von uns. Da habe ich gleich gesagt: Das könnt ihr euch schenken“, erinnert sich Julian lachend zurück.

Es existierten schon immer viele Pläne in seinem Kopf, die umgesetzt werden wollten. Er erstellte beispielsweise Shops für Vereine, richtete Social Media-Kanäle ein und gab dem Traditionsgeschäft an der Lübbecker Straße ein neues, frisches Image. Nun ist Sport Duwe wieder im Umbau. Eine Umgestaltung für einen Showroom steht an, um die innovativen Trikots von „Fast 52“ zu präsentieren. Das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld und produziert regionale Sportbekleidung, bei denen die Logos und die Trikotnummer schon im Stoff integriert sind. Außerdem kann sich jeder Verein sein eigenes Trikot designen.

Als Vorreiter gelten die Handballer des VfL Mennighüffen, die bereits in der vergangenen Saison Trikots von „Fast52“ getragen haben. „Die Rückmeldungen zu den Trikots waren sehr positiv. Der Verein gab uns die Information, dass die Trikots sehr gut gehalten hätten und weniger verschleißen als die herkömmliche Bekleidung in den letzten Jahren“, so Stremming. Ein mutiges Unterfangen, das eigene Portfolio um solch ein neues Produkt zu erweitern. Vor allem, wenn man die aktuelle wirtschaftliche Situation wegen der Covid-19-Pandemie bedenkt. Doch Julian Stremming sah in der Krise eine Chance. „Wir haben viele Dinge überdacht, Konzepte entwickelt und uns strategisch neu aufgestellt. Trotzdem war man persönlich auch davon betroffen und stelle sich die alles beherrschende Frage: Wann dürfen die Vereine wieder spielen und wie sieht es mit Schulsport aus?“, so Stremming. Diese unsicheren Zeiten sind nun (vorerst) vorbei und es darf wieder gespielt werden.

Über einen Punkt freut sich die Familie Stremming in der neuen Saison ganz besonders: Der VfL Mennighüffen spielt nach zehn Jahren Abstinenz endlich wieder in der Bezirksliga.

Aufrufe: 024.9.2020, 13:30 Uhr
Teresa Kröger / FuPaAutor