2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Enges Vertrauen: TuS Dielingens Kapitän Samet Uslu (l.) im Gespräch mit Coach Carsten Schubert (r.).
Enges Vertrauen: TuS Dielingens Kapitän Samet Uslu (l.) im Gespräch mit Coach Carsten Schubert (r.). – Foto: Jürgen Krüger, Stefan Hageböke

Samet Uslu: »Wer jetzt keinen Bock hat, ist fehl am Platz!«

Der Kapitän vom TuS Dielingen hat mit uns über die ersten Trainingseinheiten auf dem nördlichsten Kunstrasenplatz in Ostwestfalen gesprochen - Stock- und Annahmefehler inklusive!

Samet Uslu ist Dielinger durch und durch. Der Nordkreisler kickt seit seiner Jugend beim TuS und ist einer der Identifikationsfiguren im Verein. Von den Minikickern bis in die erste Herrenmannschaft hat Uslu es zum Kapitän geschafft und darf seinen Heimatverein auf dem Platz anführen. Wie auch andere Vereine in Ostwestfalen, hat seit einigen Tagen auch der Bezirksligist das Training wieder aufgenommen. Wir haben mit Samet »Capi« Uslu eine Bestandsaufnahme gemacht und über das erste Training und seine Highlights der vergangenen Jahre gesprochen.

Samet, grüß dich! Die wichtigste Frage zuerst: Klebt der Ball wieder am Fuß?

Samet Uslu: "Jau, zum Glück! Das hat ja jetzt auch lange genug gedauert. Heute haben wir die dritte Trainingseinheit. Zwei haben wir schon gemacht. Das ist auch noch keine richtige Vorbereitung. Es geht in erster Linie darum, erst mal wieder den Ball am Fuß zu haben und über Passübungen diesen vernünftig laufen zu lassen. Der verspringt tatsächlich nämlich dem ein oder anderen sogar auf dem neuen Kunstrasen (lacht). Aber es tut schon echt gut, die Jungs wiederzusehen. Das ist schon sehr viel wert."


Wie war das Gefühl, wieder mit den Jungs gemeinsam auf dem Platz zu stehen?

Uslu: "Es gab wirklich niemanden, der keinen Bock hatte. Sonst wäre man auch echt fehl am Platz gewesen. Es hat wirklich jeder darauf gewartet, dass man wieder kicken kann. Auch dieses dumme Gelaber beim Training hat gefehlt und jeder weiß das jetzt hoffentlich zu schätzen, was einem ein Fußballverein so alles gibt."


Waren alle übermotiviert?

Uslu: "Wir haben jetzt noch nicht so viele Zweikämpfe gemacht. Einfach ein bisschen gekickt. Aber ich glaube, übermotiviert waren alle. Wir haben aber auch schnell gemerkt, dass wir konditionell gut abgebaut haben (lacht). Das werden wir aber alles nachholen. Schön zu sehen, dass man nicht der Einzige ist, der konditionell so früh am Ende war (lacht)."


Sind die Jungs denn fit? Oder haben sie die durchschnittlichen fünfeinhalb "Pandemiekilo" zugenommen?

Uslu: "Grundsätzlich hat jeder in der Zeit ein bisschen was gemacht. Wir haben einen Laufplan bekommen und den musste jeder einhalten. Klar ist es schwierig, sich fitzuhalten, wenn man kein Ziel vor Augen hat. Aber die Jungs sehen alle noch gut aus (lacht)."


Die Bälle waren wahrscheinlich alle steinhart oder?

Uslu: "Wir haben zum Glück neue Bälle. Die Füße mussten sich eher wieder an alles gewöhnen."


Also ließ der erste Muskelkater nicht lange auf sich warten?

Uslu: "Das ging tatsächlich noch. Die ersten Trainingseinheiten waren ja auch wirklich nur ein bisschen Kreisspiele, Warmmachen – da hat man extrem gemerkt, wie jeder wieder Bock hatte, gegen den Ball zu treten. Da kann man auch über die Stockfehler und Annahmefehler lachen."


Wir haben damals im Podcast auch schon drüber gequatscht, wie kommt es zu dieser Verbundenheit mit dem TuS Dielingen? Warum hast du nie den Verein gewechselt?

Uslu: "Da habe ich tatsächlich noch mit Dennis Schmidt (Anm. d. Red.: Kapitän von Preußen Espelkamp) drüber gesprochen. Der war ja in der Jugend auch bei uns und wir waren echt ein bärenstarker Jahrgang. Vier bis fünf Spieler von damals spielen heute bei uns in der Ersten. In der Jugend war das wirklich echt geil. Wir waren alle Freunde in der Mannschaft und haben jeden Tag was zusammen gemacht und deswegen hatte ich auch nie den Drang, was anderes auszuprobieren. Wenn du mit deinen Freunden zusammenspielst und noch Erfolge mit denen feiern kannst – da hatte ich wirklich nie Interesse für einen anderen Verein zu spielen."

Dennis Schmidt und "El Capitano": In der E-Jugend haben der heutige Kapitän der "Adlerträger" und Samet Uslu (r.) zusammen auf dem Platz gezaubert.
Dennis Schmidt und "El Capitano": In der E-Jugend haben der heutige Kapitän der "Adlerträger" und Samet Uslu (r.) zusammen auf dem Platz gezaubert. – Foto: Privat

Erfolgreich seit der F-Jugend: Samet Uslu (vorne rechts) mit unter anderem Marcel Pipo und Ephraim Pieper (links oben). Pieper hat derzeit mit einem Knorpelschaden zu kämpfen - sehr zum Bedauern von Kumpel Samet. "Ich würde mich riesig darauf freuen, wenn Ephraim bald wieder zurückkommt und wieder mit uns auf dem Platz steht", so Uslu.
Erfolgreich seit der F-Jugend: Samet Uslu (vorne rechts) mit unter anderem Marcel Pipo und Ephraim Pieper (links oben). Pieper hat derzeit mit einem Knorpelschaden zu kämpfen - sehr zum Bedauern von Kumpel Samet. "Ich würde mich riesig darauf freuen, wenn Ephraim bald wieder zurückkommt und wieder mit uns auf dem Platz steht", so Uslu. – Foto: Privat


Wie kam es später dazu, dass du auch Kapitän der ersten Mannschaft wurdest?

Uslu: "Ich war in der Jugend auch schon in den meisten Jahrgängen Kapitän. Ich finde es gut, wenn ein 'Einheimischer' Kapitän ist und man auch eine Identifikationsfigur darstellt. So sehe ich mich auch beim TuS. Ich wurde von der Mannschaft gewählt und nicht einfach vom Trainer bestimmt. Das motiviert einen schon extrem und es ist eine Ehre, den Heimatverein auf den Platz zu führen. Früher habe ich immer selbst zugeguckt und da waren andere Dielinger wie Andre Sporleder Kapitän und jetzt trete ich in diese Fußstapfen. Das ist sehr cool und hat mich auch sehr gefreut, dass die Jungs gesagt haben: 'Samet der macht das'!

Ist der Druck in Dielingen besonders hoch, wenn man die Kapitänsbinde trägt?

Uslu: "Ne, das würde ich jetzt nicht sagen. Ich habe mich durch das Kapitänsamt jetzt auch nicht verändert. Ich würde weiterhin genauso kritisch sprechen mit dem Vorstand, wenn mir was nicht gefällt. Die Verantwortlichen kennen mich ja auch jetzt schon seit der Minikicker. Es ist einfach eine Ehre, dass ich diese Verantwortung bekommen habe."

Stolz auf die Kapitänsbinde: Samet Uslu (r.) im Spiel gegen TuS Brake Bielefeld.
Stolz auf die Kapitänsbinde: Samet Uslu (r.) im Spiel gegen TuS Brake Bielefeld. – Foto: Oliver Krato


Was sind deine Highlights aus den bisherigen Jahren als Dielinger?

Uslu: "Das erste Highlight war das erste Mal im Herrenbereich. Da kam ich mit dem Trainer nicht so gut klar und ich bin freiwillig in die Zweite gegangen. Und da hab ich bei meinem ersten Seniorenspiel direkt ein Tor und ein Assist gegen den TuS Stemwede gemacht. Die Partie haben wir auch 2:1 gewonnen. Das ist mega cool, wenn man gegen den Nachbarn und Rivalen so ein Spiel macht. Das vergisst man nicht. Da wird mich der ein oder andere Dielinger auch für beneiden (lacht). Das zweite Highlight ist auf jeden Fall der Aufstieg in die Bezirksliga. Das war mein erstes richtiges Herrenjahr in der Ersten. Unter Wolfgang Hagedorn wurde ich Stammspieler und so ein Aufstieg ist schon extrem geil. Da ist echt der komplette Verein durchgedreht."


Die Saison des Wiederaufstiegs in die Bezirksliga: Andre Sporleder (m.) kurz vor der Umarmung mit Samet Uslu (r.).
Die Saison des Wiederaufstiegs in die Bezirksliga: Andre Sporleder (m.) kurz vor der Umarmung mit Samet Uslu (r.). – Foto: Andreas Gerth


Marcel Philippi, Felix Reddehase, Giovanni Ronzetti, Fynn-Jannes Thielemann - was sagst du zu euren Neuzugängen? Seid ihr gut aufgestellt für die neue Saison?

Uslu: "Auf jeden Fall. Wir waren eh schon gut aufgestellt, aber jetzt stehen wir in der Tiefe und in der Breite noch einmal besser dar. Das spricht für den Verein, wenn man sieht, dass alle Jungs zurückkehren. Da herrscht kein böses Blut oder so. Die freuen sich alle sehr wieder zurückzukommen. Es ist ja auch nicht wirklich ein neues Gesicht dabei. Fynn kennen wir auch schon lange, der hat auch schon gegen uns getroffen – jetzt hoffentlich für uns!"


Freust du dich auf irgendwen besonders?

Uslu: "Man freut sich auf alle! Besonders freut es mich aber, dass Giorgio Ronzetti wieder trainieren kann. Der hatte ja einen Kreuzbandriss. Er ist natürlich noch ein bisschen vorsichtiger in den Zweikämpfen, aber ich weiß halt, was er durchgemacht hat, weil ich ja auch einen Kreuzbandriss hatte. Im Endeffekt sind alle Neuzugänge wirklich menschlich top und da freu ich mich einfach drauf."


Die Saison geht bald wieder los, die oberen Tabellenplätze sollen ja drin sein. Bleibst du bei der Ansage?

Uslu: "Ich sehe uns ehrlich gesagt in den Top-Drei. Natürlich muss man schauen, dass alle fit bleiben und die Trainingsbeteiligung auch immer gut ist. Wir müssen uns echt vor keinem Gegner verstecken. Ich glaube auch nicht, dass ein anderer Verein sagt, die Dielinger schießen wir heute weg. Wir haben uns gut verstärkt und wenn alle fit sind, seh ich uns weit oben."


Coach Carsten Schubert hat bis 2023 verlängert. Die Nachricht hat dich bestimmt persönlich auch gefreut oder?

Uslu: "Auf jeden Fall. Ich war in der Coronazeit viel im Austausch mit Carsten - auch über die Neugänge und so weiter. Wir haben ein wirklich enges Verhältnis und sprechen viel miteinander. Nach zwei halben Saisons, so hat es sich angefühlt, kann er ja nicht einfach aufhören und das hat er auch so gesehen. Er ist ein extrem guter Typ mit einer klaren Philosophie vom Fußball. Unter ihm hat auch jeder einen Schritt nach vorne gemacht und wir haben viel Selbstbewusstsein von ihm übernommen. Das hat mich extrem gefreut die Nachricht."


Gleich gehts noch aufn Platz. Die dritte Trainingseinheit steht an. Haste Bock?

Uslu: "Ja, natürlich! Wer jetzt keinen Bock hat, der hat die falsche Sportart ausgesucht."


Samet - Dankeschön für deine Zeit, viel Spaß beim Training und pass auf die Knochen auf!

Uslu: "Danke. Hau rein!"

Aufrufe: 06.6.2021, 10:00 Uhr
Jan-Philipp Kaul / FuPaAutor