2024-06-14T14:12:32.331Z

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Angebot aus der Ukraine abgelehnt: Andrii Hert (links im Dress des Kirchheimer SC) sagt, er müsse zuerst an die Sicherheit seiner Familie denken.
Angebot aus der Ukraine abgelehnt: Andrii Hert (links im Dress des Kirchheimer SC) sagt, er müsse zuerst an die Sicherheit seiner Familie denken. – Foto: Gerald Förtsch/Archiv

Andrii Hert vom Kirchheimer SC: „Meine Seele ist in der Ukraine“

Kriegsflüchtling

An diesem Freitag jährt sich jener Tag, an dem Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat. Seit dem 24. Februar 2022 ist im Leben von Andrii Hert (28) nichts mehr, wie es war.

Kirchheim – Seine Frau Yana und die beiden Töchter flüchteten Mitte März direkt aus dem ukrainischen Kriegsgebiet nach Deutschland, ihre beiden Schwestern Tatjana und Olga sowie deren Tochter waren zuvor schon bei Dagmar und Herbert Vollmann untergekommen.

Die Eltern von Korbinian Vollmann, Co-Spielertrainer des Fußball-Landesligisten Kirchheimer SC, stellten das Obergeschoss ihres Hauses zur Verfügung. Als der Krieg begann, war Andrii Hert gerade mit dem ukrainischen Zweitligisten Lypova Dolnya im Trainingslager in der Türkei, inzwischen hat er 15 Punktspiele (ein Tor) für den KSC bestritten.

Herr Hert, wie geht es Ihrer Familie und Ihren Freunden in der Ukraine, halten Sie regelmäßig Kontakt?

Wenn ich mit Verwandten und Freunden kommuniziere, die in der Ukraine geblieben sind, sagen sie mir, dass sie sich an ein solches Leben angepasst haben. Sie leben grob gesprochen an einem Tag – sie wissen nicht, was morgen passieren kann! Kürzlich traf eine Rakete ein neunstöckiges Haus, und viele Menschen starben. Leider befanden sich dort meine Freunde, es war an einem Wochenende. Falls man das so sagen kann: Positiv ist, dass die Ukrainer begonnen haben, einander zu schätzen, zu respektieren und zu helfen.

Was war bisher die für Sie schönste Erfahrung während Ihrer Zeit in Deutschland?

Für mich und meine Familie hat in Deutschland ein neues Leben begonnen. Die schönste Erfahrung sind die wunderbaren Menschen, die uns geholfen haben, ich werde Familie Vollmann für ihre Unterstützung immer dankbar sein.

Wie wichtig ist es für Sie persönlich, dass Sie beim Kirchheimer SC Fußball spielen?

Ich habe vom ersten Tag an in Deutschland mit der Mannschaft trainieren können, dafür bin ich Steven Toy (KSC-Spielertrainer, d. Red.) dankbar. So kann ich tun, was ich am liebsten tue. Die Jungs haben mich als Team gut aufgenommen, ich fühle mich sehr wohl und werde weiter mein Bestes geben.

Wie denken Sie über die Zukunft? Möchten Sie mit Ihrer Familie nach Kriegsende auf jeden Fall in die Ukraine zurückkehren oder überlegen Sie auch, zu bleiben?

Eine gute Frage … das Wichtigste ist, dass der Krieg in der Ukraine bald vorbei ist! Ich bin in Deutschland, und meine Seele ist jetzt in der Ukraine – das ist schwer für mich. Im Sommer und im Dezember hatte ich Angebote, in der ukrainischen Premier League zu spielen, aber ich habe abgelehnt. Ich muss zuerst an die Sicherheit meiner Familie denken, wir müssen versuchen und lernen, im Hier und Jetzt zu leben. Die ganze Familie vermisst die Ukraine, aber im Moment bauen wir unser neues Leben in Deutschland auf und werden nicht nach Hause zurückkehren.

(Das Gespräch führte Guido Verstegen.)

Aufrufe: 023.2.2023, 15:57 Uhr
Guido VerstegenAutor