2024-06-17T07:46:28.129Z

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Beim SV Sonsbeck gibt es gute Erinnerungen.
Beim SV Sonsbeck gibt es gute Erinnerungen. – Foto: Arno Wirths

Als ganz Sonsbeck Kopf stand

Vor 20 Jahren gelang dem SV Sonsbeck historisches - eine Erinnerung.

Am 23. Mai 2004 – also heute vor 20 Jahren – machten die SVS-Fußballer den Verbandsliga-Aufstieg perfekt. Erstmals gelang einer Mannschaft des Klubs der Sprung in die fünfte deutsche Spielklasse. Georg Thüs, Manfred Wranik, Björn Kluckow und Jörg Hahn erinnern sich an die geschichtsträchtige Saison, über die heute noch im Ort gesprochen wird.

Vor genau 20 Jahren, am 23. Mai 2004, begab sich die Gemeinde Sonsbeck in einen wochenlangen Fußballrausch. Die Landesliga-Mannschaft stieg nach einem 4:2-Heimerfolg über Sterkrade 06/07 zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die fünfte deutsche Spielklasse auf. Nach einem Schlussspurt von sieben Siegen in Folge überholte das Team von Georg Mewes noch den GSV Moers in der Tabelle und feierte die Meisterschaft mit 60 Punkten nach 30 Spielen. Der ganze Ort befand sich nach dem Sprung in die Verbandsliga im Ausnahmezustand. Die Aufstiegshelden Georg Thüs, der die Kapitänsbinde trug, Manfred Wranik, Björn Kluckow und Jörg Hahn erinnern sich an eine geschichtsträchtige Saison.

Georg Thüs erinnert sich

„Dieses letzte Saisonspiel gegen Sterkrade war der Wahnsinn – und die Party-Wochen danach auch“, sagt der 50-Jährige, der in der Saison 2003/04 die Mannschaft als Kapitän anführte, weil Marc Lemkens aus beruflichen Gründen eine Auszeit nahm. Nach der krachenden Niederlage Anfang April 2004 in Wesel und der anschließenden Aussprache in der Kabine habe sich eine Dynamik entwickelt, die den weiteren Saisonverlauf des SVS beeinflusste. „In Wesel haben damals Paul Dickerboom und Markus Nickel mitgespielt. Da waren wir völlig von der Rolle. Noch vor Ort haben wir Führungsspieler Tacheles geredet und der Mannschaft die Leviten gelesen. In den folgenden Wochen haben wir uns in einen Flow gespielt und alles gewonnen.“

Manfred Wranik oder Andre „Zecke“ Köhler seien in der Offensive die entscheidenden Jungs gewesen. „Nach dem letzten Auswärtsspiel beim SC Bocholt, das mit 4:0 an uns ging, waren wir sicher, dass wir es schaffen können. Für mich war diese Partie auch persönlich ein Highlight, weil ich dort die Führung erzielt habe.“

Manfred Wranik blickt zurück

„An das Wunder von Sonsbeck denkt man sehr gerne zurück und vergisst man auch nicht – sensationell war das. Das Team und das ganze Dorf waren eine Einheit“, sagt der 43-jährige Moerser, der den A-Ligisten Concordia Rheinberg trainiert.

Das besondere an der Saison sei gewesen, „dass wir eine einzigartige Kameradschaft auf und neben dem Platz hatten. Mit uns hatte niemand gerechnet, aber wir waren immer in Lauerstellung und haben die Patzer der Konkurrenz eiskalt ausgenutzt“. Gerne denkt er an die Heimspiele mit im „Durchschnitt „500 bis 800 Zuschauern“ zurück. „Trainer, Betreuer, Vorstand – alle haben einen Riesenjob gemach. Betreuer Willi Lamers hat uns mit allem versorgt und uns den Hintern nachgetragen. Masseur Max Claeßen hat uns mit seinen heilenden Händen immer fit bekommen. Seine Witze waren legendär.“

Die Mannschaft habe hauptsächlich aus Sonsbecker Jungs und Spielern aus den Dörfern von nebenan bestanden. „Die Einzigen, die ein bisschen zu fahren hatten, waren Trainer Schorsch Mewes und ich. Wir waren direkt ein eingeschworener Haufen.“

So erinnert sich Björn Kluckow

Björn Kluckow „Die Aufstiegssaison war die schönste Spielzeit in meiner Karriere. Wir hatten zwar einen kleinen Kader. Aber mit so vielen Einheimischen auf dem Platz zu stehen war etwas Besonderes und für eine Landesliga-Mannschaft nicht üblich. Wir haben einfach drauf los gespielt und von Spiel zu Spiel unsere Lockerheit mitgenommen“, sagt „Klucki“. Und weiter: „Wir waren immer für ein Tor gut, vor allem bei Standards brandgefährlich.“

Der 44-Jährige holt besonders gerne den 1:0-Sieg im Derby gegen Fichte Lintfort aus dem Gedächtnis hervor. „Wir gingen personell auf dem Zahnfleisch, und Marco van Bonn setzte sich verletzt auf die Bank. Er kam dann rein, schoss das 1:0 und ging wieder runter.“ Und dann gab’s da noch die 1:5-Niederlage beim Weseler SV. „Da hatte keiner mehr an den Aufstieg geglaubt, aber danach haben wir die restlichen sieben Spiele gewonnen – und das Wunder von Sonsbeck perfekt gemacht. Im letzten Auswärtsspiel in Bocholt habe sich Gregor Koppers als der Holzmichel verkleidet, „und die Fans immer wieder das Lied: ,Lebt denn der alte SV Sonsbeck noch‘ angestimmt.“ Nach dem 4:2 vor knapp 2000 Zuschauern über Sterkrade 06/07 habe er mit seinen Teamkollegen eine Woche Party gemacht. „Da fing die Euphorie im Verein an, die bis heute anhält.“

Jörg Hahn und die SVS-Brötchen

„Vor dem letzten Spiel war der ganze Ort rot und weiß geschmückt. Beim Bäcker gab‘s SV-Sonsbeck-Brötchen mit Rabatten und eine SV-Sonsbeck-Torte. Die Euphorie war extrem groß. Es gab kein anderes Thema im Ort. Ich selber stand im letzten Saisonspiel nur 25 Minuten auf dem Feld, da ich so übermotiviert war, dass ich kurz vor einer Roten Karte stand“, sagt der 48-Jährige. Nach dem Spiel sei die Mannschaft mit dem Musikverein zum Rathaus gezogen, um sich auf den Balkon zu stellen und von 500 Anhängern feiern zu lassen.

„Wir hatten eine perfekte Mischung aus guten Fußballern und Malochern. Hinzu kam eine geile Kameradschaft, ein enormer Zusammenhalt und die Lockerheit des Trainers, der uns immer wieder motivieren konnte. Bei Auswärtsspielen haben wir uns auf der Hinfahrt schont umgeschaut, an welchen Tankstellen wir auf dem Rückweg anhalten können. Jeder Sieg wurde wie ein Aufstieg gefeiert. Montags war’s natürlich hart, zur Arbeit zu kommen. Aber dann hat man die Zeitung aufgeschlagen, und die Artikel waren wie Balsam.“

Aufrufe: 026.5.2024, 09:00 Uhr
RP / René Putjus und Andre EginkAutor