2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Anton Scheibenzuber gibt nicht nur mit seinen Toren die Richtung vor, sondern auch als Kapitän. Doch wohin führt die Reise?
Anton Scheibenzuber gibt nicht nur mit seinen Toren die Richtung vor, sondern auch als Kapitän. Doch wohin führt die Reise? – Foto: Robert Geisler|www.sp4ort.de

A-Klasse droht: Ist das Hintereben-Märchen zu Ende?

Einstiger Bezirksligist ringt um den Klassenerhalt in der Kreisklasse +++ Trainer Josef Wagner hört auf +++ Umbruch steht bevor, weil Urgesteine wie Christian Strobl ihre Karriere beenden

Christian Strobl hat im Trikot des TSV Waldkirchen A-Junioren-Bayernliga gespielt. Später sammelte er dort, beim FC Sturm Hauzenberg und dem SV Hutthurm höherklassige Erfahrung, ehe er bereits in jungen Jahren zu seinem Heimatverein, dem SV Hintereben, zurückgekehrt ist. Rund um den spielmachenden Ausnahmekönner entwickelte sich eine Mannschaft, die an alte HSV-Zeiten erinnerte - und jahrelang in der Kreisliga eine herausragende Rolle spielte.

Aus dem einstigen Himmelstürmer ist inzwischen der älteste Spieler im Kader von "Hindarem" geworden. Im kommenden Sommer wird Christian Strobl seine Karriere beenden und künftig nur noch "Stand-by" zur Verfügung stehen. Er ist der letzte seiner Generation, einer weiteren goldenen in der Geschichte des SV, der in diesem Zusammenhang besonders gesegnet zu sein scheint. Und der 36-Jährige ist - leider, aus seiner Sicht - wohl einer der letzten Zeugen einer erfolgreicheren Fußball-Zeit im Ortsteil der Gemeinde Jandelsbrunn.

"Es ist doch logisch, dass man nach so langen Jahren irgendwann aufhört", gibt sich Strobl auf die Frage, ob Wehmut dabei sein wird, wenn er sich am Ende der Saison verabschiedet, pragmatisch. Es sei an der Zeit, eine andere Lebensphase zu beginnen, die Prioritäten zu verschieben - weg vom runden Leder, das eine gefüllte Ewigkeit der absolute Mittelpunkt war. "Für uns gab es 24/7 nur Fußball - und es war schön", schwelgt der Mittelfeldspieler in Erinnerungen. "Das ist heute leider bei vielen Jugendlichen nicht mehr so."

Und das ist einer der Gründe, davon ist der ehemalige Bezirksoberliga-Spieler überzeugt, warum die große Zeit des SV Hintereben (vorerst) vorbei ist. Er, Alex Starkl, Marcus Mandl oder Dominik Schmöller sind solche Fußballverrückten mit herausragenden Fähigkeiten als i-Tüpfelchen. Sie sind aber inzwischen weg oder denken wie Strobl an das Karriereende. "Und die Jugendspieler inzwischen spekulieren anders", weiß Strobl. In der Folge hätte der SV Hintereben zu kämpfen - um qualitativ hochwertige Spieler, um Kadermitglieder im Allgemeinen und um Punkte im Besonderen.

Die Spielzeit 2023/24 ist bis dato der vorläufige Höhepunkt dieser negativen Entwicklung. Hintereben rangiert nur einem Punkt vor der gefährlichen Zone. Die A-Klasse droht. "Gott sei Dank haben wir uns vor der Winterpause noch gefangen, sodass wir zumindest übern Strich stehen", spricht Armin Schmid Klartext. Der Multifunktionär ist inzwischen als 1. Vorsitzender der Vereinsboss. Und der 40-Jährige ist für seine klare Sicht auf die Dinge samt klaren Worten bekannt. "Wir wussen schon vor der Saison, dass es schwierig wird. Deshalb gehen wir davon aus, dass es bis zum letzten Spieltag eine spannende Sache wird. Wir sind aber auch sicher, dass wir den Klassenerhalt packen."

Mit Christian Strobl verliert der SV Hintereben den Dreh- und Angelpunkt des vergangenen Jahrzehnts.
Mit Christian Strobl verliert der SV Hintereben den Dreh- und Angelpunkt des vergangenen Jahrzehnts. – Foto: Peter Solek

Die vorher bereits erwähnte Abwärtsspirale ist den Verantwortlichen bereits seit Jahren bewusst. Weil man aber gerade nicht absichtlich entgegen gesteuert hat, ist man mit sich im Reinen. Denn: "Der HSV setzt nur auf einheimische Spieler, die sich zu 100 Prozent mit dem Verein identifizieren. Bei uns geht es um Spaß, nicht um Geld." In den vergangenen Jahren konnte man sich immer auf die Strobls, Mandls & Co. verlassen. Diese fallen aber nach und nach aus Altersgründen weg. Nachwuchskicker werden - wie überall - auf der anderen Seite weniger. "Es wird immer schwieriger", weiß nicht nur Schmid.

Denn eingeschlagenen Weg ("A: Eigenständigkeit und B: kein Geld") will man aber keinesfalls verlassen. "Und das honoriert das Umfeld, in dem es ruhig bleibt und uns Verantwortliche den Rücken stärkt." Diese Ruhe und Gelassenheit trotz sportliche nicht zufriedenstellender Situation gibt die Leitung an das Team weiter. Und auch an den Trainer. "Josef stand nie zur Debatte. Von Trainerdiskussionen auf Kreisebene halte ich generell nichts."

Dennoch endet die Zeit von Josef Wagner beim SV Hintereben im Sommer. "Das ist bereits seit Längerem so vereinbart und völlig unabhängig von der sportlichen Situation." Irgendwann hat einfach alles ein Ende - die Zeit des Mannes an der Linie, aber auch der langjährigen Leistungsträger. Armin Schmid: "Zur neuen Saison wird es eine Neuausrichtung geben. Hoffentlich nach dem Klassenerhalt. Aber auch die A-Klasse wäre kein Untergang."

Eine herrliche Unaufgeregtheit, die selbst im unteren Bereich des Amateurbereichs immer seltener wird. Christian Strobl macht aber dann doch etwas Druck: "Mit mit dem Abstieg in die unterse Klasse verabschieden - das möchte ich dann doch nicht", macht er deutlich - mit einem Schmunzeln ergänzt der Oldie: "Andere hören nach dem maximalen Erfolg auf. Hätte doch auch was, wenn es bei mir anders wäre." Beim SV Hintereben ticken die Uhren scheinbar noch etwas anders. Ein kleines Stückchen heile Welt - das Märchen geht also doch weiter...

Aufrufe: 08.12.2023, 08:30 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor