2024-05-02T16:12:49.858Z

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Es gibt Diskussionen um die Beitragspolitik des 1. FC Mönchengladbach.
Es gibt Diskussionen um die Beitragspolitik des 1. FC Mönchengladbach. – Foto: Marian Ograjensek

1. FC Mönchengladbach: Mitgliedsbeitrag von 480 Euro

Der 1. FC Mönchengladbach erhöht seine Mitgliedsbeiträge  drastisch – insbesondere im Nachwuchsbereich.

Der 1. FC Mönchengladbach erhöht seine Mitgliedsbeiträge drastisch – insbesondere im Nachwuchsbereich. Statt 180 werden nun 480 Euro pro Jahr fällig. Eltern kritisieren vor allem den späten Zeitpunkt der Bekanntgabe – denn fristgerechte Kündigungen sind nicht mehr möglich.

Jürgen Schröder (Name geändert) will seinen Augen und Ohren nicht trauen, als er auf einer Informationsveranstaltung am 6. Dezember von der neuen Beitragsordnung beim 1. FC Mönchengladbach hört. Schröders Sohn spielt in der Jugend des 1. FC, bisher hatte ihn das 180 Euro im Jahr gekostet. Aufgrund des heiklen Themas möchte er anonym bleiben. Am Nikolaustag sei jede Jugendmannschaft einzeln für eine halbe Stunde zum Gespräch mit der Vereinsführung einbestellt worden, Präsident Christian Oh leitete die Veranstaltung, auch der Sportlicher Leiter der Jugend, Timo Wendelen, sei vor Ort gewesen. So erzählt es Schröder unserer Redaktion.

Drastische Erhöhung

Nach der Vereinsvorstellung habe Oh den Eltern dann die neue Beitragsordnung vorgelegt. Statt 180 Euro würde die Mitgliedschaft beim 1. FC Mönchengladbach ab dem kommenden Jahr 480 Euro im Jahr kosten. Aus dem Anmeldeformular des Vereins auf der Internetseite geht hervor: Die Erhöhung des Beitrags um 300 Euro gilt für alle Nachwuchsspieler von der U14 bis zur U19. In den jüngeren Altersklassen beträgt der neue Preis 360 beziehungsweise 240 Euro im Jahr (siehe Infokasten). Auch die Jahresbeiträge im Seniorenbereich wurden angehoben – dort fällt die Erhöhung von 200 auf 300 Euro jedoch deutlich geringer aus.

Vor den Eltern begründete der Verein laut Schröder den Anstieg mit Kosten für Material, Trikots, Trainerpersonal und den Abgaben an den Verband. Auf Nachfragen, welcher Mehrwert denn genau geboten werde, sei Oh aber kaum eingegangen, berichtet Schröder. Dass im Verein in vielen Bereichen Nachholbedarf herrscht, sieht aber auch er: „Die Stutzen vieler Kinder sind nur Fetzen. Einige Eltern haben schon eigene Stutzen gekauft.“ Auch neue Trikotsätze seien seit Sommer nicht angekommen. Aber dafür den Beitrag um 300 Euro erhöhen? Schröder kann das nicht nachvollziehen.

Von fehlender Transparenz spricht auch Mathias Wolf (Name geändert), dessen Sohn ebenfalls in einer Nachwuchsmannschaft beim 1. FC angemeldet ist. „Es gab null Einbezug der Mitglieder und keine Transparenz, wie das Geld genutzt wird. Ich habe um Auflistung gebeten, welche Gegenleistung wir erwarten können. Doch da konnte uns nichts Konkretes aufgezeigt werden“, sagt Wolf.

Begründung des Vereins

Unserer Redaktion teilt der Verein auf Anfrage mit, dass die künftigen Mehreinnahmen zum Teil für die Erneuerung eines Kunstrasenplatzes, der sogenannte Platz drei auf der Anlage, vorgesehen sind – dieser gehört laut dem 1. FC dem Verein und nicht der Stadt als Eigentümer der Ernst-Reuter-Anlage. Des Weiteren sind die Gelder für Trainingsmaterialien und -kleidung sowie für Übungsleiter und ehrenamtliche Helfer gedacht. Für Kinder aus Familien, die sich den Beitrag nicht leisten können, will der Verein eine „angemessene Lösung“ finden.

„Unsere Jugend-Mannschaften spielen in den höchsten Spielklassen des FVN und müssen diverse Voraussetzungen erfüllen. Auch die Kosten für die Ausbildung der Trainer sind gestiegen“, sagt Carina Flemming, Geschäftsführerin des 1. FC. Sie fügt an: „Wenn man talentierte Kinder von guten Übungsleitern entwickeln lassen möchte, muss man in deren Ausbildung investieren und mittlerweile höhere ehrenamtliche Aufwandsentschädigungen zahlen, auch wenn diese weiterhin unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns von zwölf Euro liegen.“

Andere Vereine erhöhen Beiträge ebenfalls

Der Verein rechtfertigt die Erhöhung zudem damit, dass auch andere Vereine die Beiträge angehoben hätten, Bayer Uerdingen beispielsweise auf 30 Euro pro Monat. Dennoch sind das Ausnahmen. Andere Beispiele: Der SV Wuppertal verlangt 88 Euro im Jahr im Jugendfußball, der TSV Meerbusch 63 Euro. Beide Vereine sind ebenfalls in den höchsten Jugendspielklassen des FVN vertreten. Beim FC Wegberg-Beeck beträgt der Satz für die Jugend aktuell 120 Euro.

Von Seiten der Eltern kam der Vorschlag, die Beiträge moderat an die Inflation anzupassen. „180 Euro plus zehn Prozent Aufschlag“ sei laut Wolf der Vorschlag gewesen. „Leider hat sich Herr Oh nicht gesprächsbereit gezeigt und dies sofort abgelehnt.“ Auch bei einem erneuten Treffen vor Weihnachten sei es zwischen den Eltern und dem Verein zu keiner Einigung gekommen.

Ein Streitpunkt ist zudem die späte Bekanntgabe der Erhöhung im Dezember – denn so ist keine fristgerechte Kündigung zum Jahresende mehr möglich. Aus Sicht von Wolf sei dies Kalkül und würde einer Erpressung nachkommen. Der Verein teilt hingegen auf Anfrage mit, man habe über die neue Beitragsordnung bereits im Sommer informiert. Sowohl Wolf als auch Schröder verneinen das. „Das ist glatt gelogen. Wir haben Herrn Oh ja drauf angesprochen, dass der Zeitpunkt jetzt im Dezember ungünstig ist. Da habe er mitgeteilt, dass es ‚doof gelaufen‘ sei. Von einem Hinweis im Sommer war nie die Rede“, sagt Wolf.

Das Sonderkündigungsrecht

Er geht nun davon aus, dass die Mitgliedschaft aufgrund der starken Beitragserhöhung per Sonderkündigungsrecht beendet werden kann. Allerdings könnte das zu einer Sperre der abgemeldeten Jugendspieler führen. „Es ist perfide, uns erst am 6. Dezember darüber zu informieren, wohlwissen, dass es kein Wechselfenster gibt und die Jugendlichen sechs Monate für den Spielbetrieb gesperrt werden, wenn sie den Verein verlassen“, sagt Wolf. Er – und auch andere Elternteile – wollen es aber darauf ankommen lassen und noch vor Jahresende die Sonderkündigung mit sofortiger Wirkung beim Verein einreichen.

Die Diskussion um eine Erhöhung der Beiträge beim 1. FC ist nicht neu: Bereits im Dezember 2019 wurde auf der Mitgliederversammlung über einen Anstieg auf 240 Euro für Senioren und Junioren abgestimmt. Das wurde von den Mitgliedern abgelehnt. Im November 2021, als der Verein mit 16 stimmberechtigten Mitgliedern erneut zu einer Mitgliederversammlung zusammenkam, erhielt die Neufassung der Satzung ihre Zustimmung. Das geht aus dem Protokoll der Versammlung hervor, das unserer Redaktion vorliegt. Ein Aspekt dabei: Bisher mussten Mitglieder laut Paragraf 7, Absatz 3, Änderungen der Beitragsordnung zustimmen. Dieser Passus steht in der neuen Satzung nicht mehr drin. Stattdessen heißt es an selbiger Stelle: „Das Präsidium bestimmt sämtliche Konditionen aller Mitgliedsarten per Präsidiumsbeschluss.“ Von diesem Recht hat der Verein nun augenscheinlich Gebrauch gemacht – und die Mitglieder am 6. Dezember vor vollendeten Tatsachen gestellt.

So hat der 1. FC seine Mitgliedsbeiträge erhöht

Aufrufe: 028.12.2022, 19:35 Uhr
RP / Daniel Brickwedde & Sebastian KalenbergAutor