2024-04-25T14:35:39.956Z

WM 2014
Wird bei jedem Spiel seiner Nationalmannschaft vor dem Fernseher mitfiebern: Takashi Yamashita
Wird bei jedem Spiel seiner Nationalmannschaft vor dem Fernseher mitfiebern: Takashi Yamashita

"Wenn Japan spielt, bin ich jedes Mal nervös"

Takashi Yamashita über sein Heimatland und seine Laufbahn in Deutschland

Mainz. Einst kam er ohne Sprachkenntnis und abgeschlossene Berufsausbildung nach Deutschland, inzwischen parliert er in perfektem Deutsch und hilft seinen Landsleuten, hierzulande Fuß zu fassen: Takashi Yamashita, ehemaliger Mainzer Oberliga-Fußballer, arbeitet im Hauptberuf als Kontaktmann und Helfer für japanische Spieler im deutschen Südwesten. „Wir sind keine Vermittler, wir sind Unterstützer“, betont er.

Yamashita ist in Japan groß geworden und kam als 18-Jähriger nach Deutschland. „Mein Trainer in Japan hatte damals Kontakt zur TSG Wattenbach“, erinnert sich Yamashita elf Jahre später. Nach dem Abschluss der Oberschule, die er gemeinsam mit dem aktuellen Mainz-05-Profi Shinji Okazaki in Kobe besuchte, ging es zunächst in die deutsche Landesliga, später dann zur zweiten Mannschaft des FSV Mainz 05 und danach zum SV Gonsenheim. Insgesamt 30 Oberliga-Spiele stehen in Yamashitas Vita, und weitere werden wohl nicht hinzukommen. Denn inzwischen konzentriert sich der 29-Jährige auf seine Beschäftigungen als Trainer und Unterstützer. Zur neuen Saison übernimmt der bisherige U12-Cotrainer die U8 des FSV, und für die Unternehmergesellschaft Europlus Sportmanagement betreut er japanische Fußballer, die nach Deutschland wechseln. Prominentester Yamashita-Schützling ist Taku Ishihara, der aus Montenegro zum FC Erzgebirge Aue in die zweite Bundesliga gewechselt ist.

Einmal im Jahr im Sommer geht es zum Besuch in die japanische Heimat. Die japanische Staatsbürgerschaft will Yamashita auf jeden Fall behalten, seine Wurzeln sind ihm wichtig. Doch auch mit der Integration hatte er keine Probleme. „Ich habe nicht lange gebraucht, weil ich anfangs in Deutschland überhaupt keine japanischen Freunde hatte und immer mit Deutschen unterwegs war. So war es einfach für mich die deutsche Sprache zu lernen“, erzählt er. Ausfluss dieser Erfahrung ist die Neugründung eines deutsch-japanischen Fußballvereins, des FC Basara Mainz, die Yamashita gemeinsam mit Okazaki und seinem ehemaligen Gonsenheimer Mitspieler und aktuellen Europlus-Arbeitskollegen Babak Keyhanfar vorangetrieben hat.

„Der Respekt spielt für die Japaner eine extrem große Rolle“, sagt Yamashita, „und das finde ich gut.“ Diese Grundhaltung könnte der Nationalmannschaft allerdings, wenn es hart auf hart kommt, Nachteile einbringen. „Gegen aggressive Mannschaften, die schnell spielen, hat Japan Probleme“, analysiert er, „und gegen Mannschaften, die viel mit langen Bällen, Kopfballduellen und zweiten Bällen operieren.“ Dem gegenüber pflegt die Nippon-Elf einen technisch versierten Stil. „Sie sind laufstark und kombinieren gut“, betont Yamashita, der hofft, dass Shinji Okazaki eine tragende Rolle bei der WM spielen wird. In Mainz-Bretzenheim pflegen beide Familien eine enge Freundschaft. „Er ist in der Nationalmannschaft nicht hundertprozentig gesetzt“, sagt Yamashita, „ich hoffe, er bekommt die Gelegenheit, einige Tore zu machen.“

Die WM-Spiele seines Landes wird Yamashita, anders als noch 2006, wo er mit japanischem Trikot im Stadion war, daheim verfolgen. Schließlich spielt sein Team in der Gruppenphase um 3, 0 und 22 Uhr hiesiger Zeit, wo seine Kinder längst im Bett liegen müssen. „Bei den Spielen bin ich jedes Mal nervös“, erzählt er. Die K.O.-Runde erreichen und dort möglichst bis ins Viertelfinale vorstoßen, lautet sein Wunsch. „Wir haben Potenzial, aber die Gruppe ist schwierig“, blickt Yamashita auf die Spiele gegen die Elfenbeinküste, Griechenland und Kolumbien. So schwer er sich mit einem Tipp, was das Abschneiden der Japaner angeht, tut, so schnell kann er seinen WM-Favoriten benennen: „Brasilien“, erklärt Yamashita ziemlich eindeutig.

Aufrufe: 014.6.2014, 06:00 Uhr
Torben Schröder Autor