2024-05-10T08:19:16.237Z

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Lang ist es her: Manuel Schneider (links) in einem Pflichtspiel für den TSV Schott.  Archivfoto: hbz/Jörg Henkel
Lang ist es her: Manuel Schneider (links) in einem Pflichtspiel für den TSV Schott. Archivfoto: hbz/Jörg Henkel

Das Ende der Leidenszeit naht

Schott-„Raketen“ Schneider und Leinhos kehren beim Fußball-Oberligisten ins Mannschaftstraining zurück +++ Am Sonntag geht's für den TSV gegen Dillingen

Mainz. Nachspielzeit gegen Völklingen, Sechs-Punkte-Spiel im Regionalliga-Abstiegskampf, 3:3 nach 3:0-Führung, die Köpfe hängen. Und Constantin Leinhos humpelt einsam vom Platz. Der Innenverteidiger des TSV Schott Mainz war umgeknickt, schon bald gestützt von seinen Kollegen. 13 Monate ist das her. Vier Monate zuvor musste Manuel Schneider vom Feld. 3:2 gegen Koblenz, der erste Viertliga-Heimsieg der Klubgeschichte. Schneiders bislang letztes Spiel.

Nun sind die beiden Leidgeprüften ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Noch dosiert, aber immerhin. In dieser Saison baut Cheftrainer Sascha Meeth nicht mehr auf die potenziellen Leistungsträger, sie sollen in aller Ruhe herangeführt werden. „Mit uns macht ihre Rückkehr auf den Platz etwas ganz Besonderes“, sagt Meeth. Tolle Charaktere, hoch veranlagte Kicker mit bitter langer Krankenakte. Der Klub reagierte vorbildlich. Leinhos sucht einen Ausbildungsplatz, Schneider studiert Architektur, beide jobben – und erhielten weiter ihr Gehalt. Sie danken es mit Vereinstreue auch in der neuen Saison. „Dann haben wir zwei Raketen als Neuzugänge“, sagt Meeth.

Leinhos’ Geschichte ist eine der falschen Diagnosen. Außenbandriss, Ödem im Knochen, abgestorbener Knochen – sechs Monate, drei MRT-Untersuchungen, drei Befunde. Mitte August ging es unters Messer, ein Knorpelschaden samt abgerissenem Band wurde festgestellt. Was schon viele Karrieren beendet hat, ging beim 22-Jährigen glimpflich aus. Nach der OP war er sechs Wochen krank geschrieben, danach kam ihm sein Chef entgegen. „Wenn man den ganzen Tag im Bett liegt, kommt man ins Grübeln“, blickt Leinhos zurück. Eltern, Freundin, Trainer, Mannschaft, „alle haben mich prima unterstützt“. Heim- und Auswärtsspiele, selbst Trainingseinheiten, fast immer schaute er zu. „Für den Fußball mache ich alles“, sagt er, „ans Karriereende habe ich nie gedacht.“

Oft ging es gemeinsam mit Manuel Schneider ins Reha-Zentrum, danach zum Joggen, die beiden Dauer-Patienten spielten sich Bälle zu. Knorpelschaden vierten Grades auf zwei mal zwei Zentimetern, entnommene und gezüchtete Knorpelzellen wurden wieder eingesetzt, zwei Monate an Krücken, ein Jahr Sportverbot. Schon nach sechs Monaten fing Schneider auf einem speziellen Laufband wieder an, setzte sich aufs Rad, „um nicht am Rad zu drehen“. „Aufhören kam nie in Frage. Ich wusste, dass ich wiederkomme“, betont der 27-Jährige.

Die Zusammenarbeit mit dem Mombacher Reha-Zentrum und seinem Locomotion-Fitnessstudio nahe des TSV-Geländes läuft laut Meeth „überragend“. Die Reha-Experten stimmen sich mit dem Trainerteam hinsichtlich der Belastung ab. „Unsere beiden Jungs dort sind wirklich fit“, sagt Schneider. Beileibe nicht nur Dienst nach Vorschrift. „Sie wollen wirklich, dass wir zurückkommen.“ Passformen, Einsätze als freie Spieler, auch Spielformen machen Schneider und Leinhos inzwischen mit, natürlich pfleglich behandelt von den Kollegen. „Überragend“ habe sich die Rückkehr angefühlt, sagt Leinhos. „Es zeigt, dass sich all die Arbeit gelohnt hat“, strahlt Schneider.

Sieg fest einkalkuliert

„Das Spiel musst du gewinnen", sagt Schott-Coach Sascha Meeth vor dem Duell mit Schlusslicht VfB Dillingen, das auf den Sonntag (15 Uhr, Kunstrasen Klubgelände) verlegt wurde, damit auch Jonas Raltschitsch mitwirken kann. Marcel Heeg (Bandscheibenvorfall) und Raphael Assibey-Mensah (noch fünf Wochen Medikamente-Therapie) fehlen länger.
Aufrufe: 022.3.2019, 22:00 Uhr
Torben SchröderAutor