2024-04-25T14:35:39.956Z

Im Nachfassen
Gibt wertvolle Tipps: Der ehemalige Fußball-Profi René Müller; wohnt in Eidinghausen. Fotos: Egon Bieber
Gibt wertvolle Tipps: Der ehemalige Fußball-Profi René Müller; wohnt in Eidinghausen. Fotos: Egon Bieber

René Müller: „Fair Play erlebbar machen“

Der ehemalige Profispieler ist mit seinen Tipps eine Bereicherung beim „Runden Tisch“. Vereinsvertreter diskutieren konstruktiv. Das gibt Hoffnung.

„Es ist gut, dass Uwe Flaake und Yannik Schöbel die Initiative ergriffen haben. Diese Zusammenkunft ist notwendig, um einiges aufzuarbeiten. Wir sollten aber nicht mit dem Finger auf die anderen zeigen, sondern diesen Abend zu konstruktiven Gesprächen nutzen“, sagte Dirk Göhner, 1. Vorsitzender von Gastgeber FC Bad Oeynhausen im Vereinsheim, bei der Begrüßung der Vertreter aller Stadtvereine im Fußball sowie Ex-Profi-Fußballer René Müller, „der uns den einen oder anderen guten Tipp geben kann.“

Und es war dann auch eine lebhafte, konstruktive und fruchtbare Diskussion zu diesen Themen: 1. Unsportliches Verhalten sowie Beleidigungen und Pöbeleien bei den Hallenfußball-Stadtmeisterschaften der A-, B- und C-Junioren (wir berichteten); 2. Verhalten der Vereine untereinander. Wie wollen wir zukünftig miteinander umgehen?; 3. Eventuelle Maßnahmen. Einig waren sich alle Teilnehmer der Diskussionsrunde, dass jenes, was passiert ist, nicht hinnehmbar ist. „Wir als Vereinsvertreter müssen eine Vorbildfunktion ausüben und somit viel häufiger miteinander kommunizieren. Es kann doch auch nicht sein, wenn hier im Stadtgebiet Spieler anderer Vereine angesprochen werden, gleich ein Krieg ausbricht, “, sagte Uwe Flaake von der JSG Lohe/Bad Oeynhausen.


»Die Rivalität ist an der einen und anderen Stelle ausgeartet«


Klaus Tischer von der gleichen JSG, der beim Turnier der A-Junioren auf übelste Weise beschimpft worden war, empfindet es so, dass die beiden großen Pole im Jugendfußball der Stadt, die SV Eidinghausen-Werste und die JSG Lohe/Bad Oeynhausen, der Nährboden seien für das große Aggressions-Potenzial bei einem Teil von Vereinsverantwortlichen und Trainern. Da würde zu viel Öl ins Feuer gegossen. „Wir müssen davon runter kommen, eine Diskussion zu befeuern, wer die Nummer eins in der Stadt ist“, sagte Tischer. Dirk Göhner ergänzte, dass diese Rivalität zwischen der SVEW und dem FCO (der hat seit 2015 eine Jugendspielgemeinschaft mit dem TuS Lohe) an der „einen und anderen Stelle ausgeartet ist. Das müssen wir auf eine vernünftige Basis stellen“


Roger Römling vom TuS Bad Oeynhausen meinte, dass es ein großes Defizit bei vielen Jugendlichen gebe, die Leistung des anderen anzuerkennen. „Hier müssen wir ansetzen, hier sind wir als Vereinsverantwortliche gefordert, den Fair Play Gedanken in den Fokus zu rücken.“ Andreas Kannenberg von der SVEW sieht das Problem mit den vielen Aggressionen nicht unbedingt ausgehend von den Vereinsverantwortlichen, sondern eher von Spielern, Trainern und Eltern. Das sahen einige andere Teilnehmer am „Runden Tisch“ ebenso. Andreas Hinkelmann vom TuS Lohe betonte: „Die Trainer haben den meisten Einfluss auf die Spieler und auch die Eltern. Ich habe in meiner Zeit als Jugendtrainer auch Eltern nach Hause geschickt. Als Trainer habe ich die Möglichkeit, am ehesten auf alle Parteien einzuwirken, um Emotionen runterzufahren und nicht noch zu schüren.“

„Runder Tisch“ zum Thema Jugendfußball in Bad Oeynhausen am 13. Februar 2019: Stefan Rosner (von links), Dieter Dusella, Stephan Jürgens, Thomas Eikmeier, Ronald Vogt, Dirk Weber, Klaus Tischer, Uwe Flaake, Yannik Schöbel, René Müller, Dirk Göhner, Dieter Seeger (davor), Andreas Hinkelmann (daneben), Roger Römling (dahinter), Lars Funk, Benedict Hus und Andreas Kannenberg.


Das Problem mit den vielen Aggressionen brachte Stefan Rosner von der JSG Am Wiehen (Dehme, Volmerdingsen und Wulferdingsen) treffend auf den Punkt: „Das ist kein spezifisches Problem des Fußballs, sondern ein gesellschaftliches Problem. Die Erziehungsgeschichte der Kinder und Jugendlichen landet doch bei mir als Trainer. Ich bin aber nicht der ausgebildete Pädagoge dafür.“ Sein Vereinskollege Dieter Seeger betonte: „Wir müssen den Spielern Respekt vermitteln.“ Uwe Flaake ergänzte: „Über die Trainer müssen wir den Kindern und Jugendlichen Werte und Normen vermitteln – und den Respekt gegenüber anderen Vereinen.“


Ex-Profi René Müller, aktuell Sportlicher Leiter U16, U17 und U19 sowie Cheftrainer im Leistungsbereich Nachwuchs bei Arminia Bielefeld, hält als Präventionsmaßnahmen auch Elternabende und Streitschlichter für sinnvoll. „Werte, Normen, Respekt, Fair Play müssen wir von oben über die Vereins- und Jugendvorstände nach unten zu den Trainern kommunizieren. Und weiter zu den Eltern und auch den Freunden der Spieler. Fair Play sollte man erlebbar und greifbar machen, zum Beispiel einen Fair Play Preis bei Hallenstadt-Meisterschaften ausloben. Und ganz wichtig bei allem ist konsequentes Handeln“, sagte René Müller. „Und man kann auch die Netzwerke im Internet nutzen, um diese Werte zu transportieren. Das machen wir bei Arminia über Facebook auch.“

  • Die Hallenfußball-Stadtmeisterschaft in der A-Junioren-Altersklasse soll für 2020 gestrichen und ein neues Konzept erarbeitet werden. „Wir werden nicht mehr teilnehmen“, sagte Andreas Kannenberg von der SVEW. Bei den wenigen Teams mache es aus sportlichen Gründen auch keinen Sinn mehr, und wenn zwei Teams aus einem Verein teilnehmen (damit ist die JSG Lohe/Bad Oeynhausen gemeint), sei die Gefahr der Ergebnis-Manipulation sehr hoch.
Aufrufe: 015.2.2019, 10:00 Uhr
Egon Bieber / FuPaAutor