2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Herbert Leus wird den Trainerstuhl beim TuS Hahn zum Saisonende verlassen. Archivfoto: Klein.
Herbert Leus wird den Trainerstuhl beim TuS Hahn zum Saisonende verlassen. Archivfoto: Klein.

"Freudensprünge hat keiner gemacht"

Hahns scheidender Trainer Herbert Leus im Interview der Woche +++ Engagement in anderem Verein ab Sommer denkbar +++ "Arbeit in kleineren Vereinen wird oft unterschätzt"

TAUNUSSTEIN. Nach vier überaus erfolgreichen Jahren wird Trainer Herbert Leus den TuS Hahn zum Saisonende verlassen. Wir sprachen mit ihm über die Beweggründe für den Abschied, Urlaubsplanung und warum vier Jahre in Hahn höher einzuschätzen sind als anderswo.

FuPa: Herr Leus, wann wurde Ihnen klar, dass es im Sommer als Trainer von Hahn nicht mehr weitergeht? Von wem kam der Impuls, die Zusammenarbeit zu beenden?

Herbert Leus: Der Impuls kam von mir. Ich habe bereits frühzeitig im Dezember dem Vorstand mitgeteilt, dass ich im Sommer hier meinen Schlusspunkt machen möchte, auch wenn der Verein gerne mit mir noch ein weiteres Jahr zusammengearbeitet hätte. Ich hatte erheblichen Erfolg hier, möchte aber auch den Spielern mal die Möglichkeit geben, mit meinem Nachfolger dann andere Erfahrungen mit einem anderen Trainertypen zu sammeln.

FuPa: In unserem Bericht meinte Hahns Spielausschuss-Mitglied Jürgen Fey, man wolle die Zusammenarbeit beenden, "bevor man sich abnutzt". Heißt das im Umkehrschluss, dass es für jeden Trainer irgendwann ein Verfallsdatum gibt?

Leus: Da muss man differenzieren. Es gibt Vereine, die wie Biebrich oder Bierstadt jedes Jahr sechs, sieben Neuzugänge, meist sogar die Wunschspieler, mit denen man seinen Kader punktuell verstärken möchte, bekommen. Das ist für einen Trainer eine ganz andere Situation. Hier in Hahn habe ich über vier Jahre hinweg zu 80 Prozent mit den gleichen Spielern gearbeitet. Das wird aus meiner Sicht häufig unterschätzt, für mich sind vier Jahre in Hahn genauso viel wert wie sechs Jahre in vielen anderen Klubs.

FuPa: Haben sich denn in den letzten Wochen schon irgendwelche Abnutzungserscheinungen bemerkbar gemacht?

Leus: Nein, überhaupt nicht. "Abnutzen" hört sich für mich auch irgendwie blöd an: Wenn ich da irgendwas gemerkt hätte, hätte ich auch während der Saison schon die Reißleine gezogen. Momentan stört mich allerdings nur die Urlaubsplanung einiger Spieler von mir: Steffen Jude ist vier Wochen weg, wenn er wiederkommt, ist dann der andere Stürmer Kushtrim Zuka weg. Meine halbe Verteidigung geht übers Wochenende beim zweiten Rückrundenspiel in Eschborn Ski fahren. Das ärgert mich dann schon, in meiner Anfangszeit hier war das nicht so.

FuPa: Sie waren vier Jahre in Hahn. Was waren aus Ihrer Sicht die schönsten Momente beim TuS?

Leus: Als ich hier ankam, waren die gerade überraschend aus der Gruppenliga abgestiegen, alle waren am Boden. Zu Beginn der Vorbereitung hatten wir gerade einmal 13 Spieler. Dann mit 20 Punkten Vorsprung auf den Zweiten wieder aufzusteigen war eine schöne Sache. Danach wurden wir zweimal Dritter in der Gruppenliga - ich bin mir sicher, dass wir durchaus in die Verbandsliga hätten aufsteigen können. Aber die Gruppenliga ist perfekt für Hahn, da kann man sich noch den ein oder anderen Spieler leisten und in der Umgebung Taunusstein-Wiesbaden gibt es kaum Teams, die auf diesem Niveau unterwegs sind.

FuPa: Was werden Sie an Hahn vermissen?

Leus: Es ist ein sehr familiärer Verein, da hat man fast tagtäglich mit vielen Leuten zu tun, die mir sehr am Herzen liegen. Auch mit den Spielern gab es relativ wenig Probleme. Einige wollten mich auch überreden, noch ein Jahr weiterzumachen, wie beispielsweise unser Kapitän Markus Jude. Das zeigt: Freudensprünge hat wahrscheinlich keiner gemacht. Ich habe mir hier in vier Jahren etwas aufgebaut, aber für mich war es an der Zeit jetzt wieder etwas neues zu machen.

FuPa: Wie geht es ab Sommer für Sie weiter?

Leus: Ich war zehn Jahre ununterbrochen im Geschäft (bei der SG Weinbachtal, Hausen-Fussingen, Eschborn, Niederseelbach, Anmerkung der Redaktion), bin dreimal aufgestiegen. Klar lässt man da auch ein bisschen Kraft, aber ich würde sowohl direkt wieder weitermachen, als auch ein Sabbatjahr machen. Beruflich kriege ich das hin, mal schauen was für Angebote kommen.

FuPa: Kurzer Blick noch auf die anstehende Rückrunde Was habt ihr euch vorgenommen?

Leus: Also abrutschen wollen wir auf keinen Fall, sondern uns nur verbessern. Das wird aber schwer, weil wir personell nicht übermäßig besetzt sind beziehungsweise auch nicht nachlegen konnten. Einen Spieler wollten wir beispielsweise aus seinem zweiten A-Jugendjahr zu uns holen, da verlangte der abgebende Verein 1500 Euro. Wahnsinn! Mir ist es ein Rätsel, wie andere Vereine da regelmäßig in Sachen Transfers derart unterwegs sein können.
Wenn wir Platz sechs halten würden wäre ich schon richtig zufrieden, wenn wir zum dritten Mal in Folge Dritter werden könnten, wäre das schon eine Leistung, die in dieser ausgeglichenen Liga nicht viele Teams hingekriegt haben.

Aufrufe: 010.2.2016, 18:00 Uhr
Philipp DurilloAutor