2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Srdjan Ivkovic setzt sich gegen seinen Gegenspieler vom FV Illertissen 2 durch. Hans Lippert
Srdjan Ivkovic setzt sich gegen seinen Gegenspieler vom FV Illertissen 2 durch. Hans Lippert

Ivkovic im Interview: Mit dem One-Way-Ticket nach Bayern

Großes Interview mit der Tormaschine des TuS Geretsried

Seit 2015 spielt Srdjan Ivkovic in Deutschland. Im großen Interview spricht der Serbe über seine Anfänge in Garmisch-Partenkirchen, den Wechsel nach Geretsried und seine Karriere.
  • Srdjan Ivkovic kam vor fünf Jahren aus Serbien zum 1. FC Garmisch-Partenkirchen.
  • In 124 Spielen hat der Torjäger 138 Tore für Garmisch-Partenkirchen und den TuS Geretsried erzielt.
  • Im großen Interview spricht der 28-Jährige ausführlich über seine bisherige Karriere in Bayern.

Gerestried - Im Jahr 2015 verstärkte sich der 1. FC Garmisch-Partenkirchen mit Srdjan Ivkovic. In Serbien spielte der 27-Jährige als Profi in der zweiten Liga. Nach einigen Enttäuschungen und leeren Versprechungen machte er sich mit einem One-Way-Busticket auf den Weg nach Deutschland, wechselte in die Kreisliga und erzielte Tore am Fließband für den heutigen Landesligisten.

Srdjan Ivkovic spricht über den Weg nach Deutschland

Auch nach seinem Abgang zum TuS Geretsried wusste man wenig vom mehrfachen ERDINGER-Torjäger. Die Sprachbarriere war schwer zu knacken - bis jetzt! Unser Mitarbeiter Patrick Huljina konnte sich mit Ivkovic in dessen Muttersprache verständigen und nutzte die Möglichkeit für ein ausführliches Interview.

Im ersten Teil spricht der Stürmer über seine bisherige Karriere, den Weg in den deutschen Amateurfußball und das Geheimnis seiner Torgefahr.

Hallo Srdjan, wie geht es dir, wie verbringst du die fußballfreie Zeit?

Danke, gut. Ich verbringe viel Zeit mit dem Training. Durch meine Verletzung bin ich ein wenig eingeschränkt, aber ich mache trotzdem die Übungen, die möglich sind. Zudem lese ich viel und versuche mich weiterzubilden. Ich hoffe, dass diese Zeit bald wieder vorbeigeht.

Ivkovic wird Ende Mai am Knie operiert

Du hast dich vor dem letzten Spiel gegen Ehekirchen verletzt. Wie schlimm ist es?

Es ist kurz vor dem Anpfiff passiert, es war unglaublich, die Hälfte der Jungs war schon auf dem Weg in die Kabine. Ich wollte einem Mitspieler den Ball zuspielen und habe mir dabei das Knie verdreht. Es hat geknackt und ich wusste sofort, dass ich nicht spielen kann. Das ist zwei Monate her. Wegen Corona war es schwer, einen MRT-Termin zu bekommen. Mein Innenmeniskus ist gerissen. Ende Mai werde ich mich operieren lassen. Hoffentlich kann ich schnellstmöglich zurückkommen und dem Team helfen, unsere Ziele zu erreichen.

Wie sieht es bei euch im Team im Moment aus?

Die Situation ist nicht leicht, aber wir haben versucht, uns damit zu arrangieren. Der Kontakt im Team ist gut, wir absolvieren Online-Trainingseinheiten mit einem Fitness-Coach und haben Video-Meetings, um die gute Atmosphäre aufrechtzuerhalten.

Wann startet ihr mit dem eingeschränkten Trainingsbetrieb?

Wir fangen am 16. Mai mit dem Kleingruppen-Training an. Ich denke, dass es eine gute Möglichkeit ist, um die Energie und die Atmosphäre hochzuhalten. Zudem geht die Kondition nicht ganz verloren.

Chaotische Zustände bei Fußball-Klubs in Serbien

Über dich ist wenig bekannt. Wie lief deine fußballerische Laufbahn vor deinem Wechsel nach Deutschland?

Ich habe bei einigen Vereinen in Kroatien und Serbien gespielt. Meine wichtigste Station war beim serbischen Zweitligisten OFK Backa. Dort durfte ich professionell Fußball spielen. Ich habe mich schnell an das Team gewöhnt und die Vorbereitung lief gut. Kurz vor Saisonbeginn musste ich verletzungsbedingt zwei Monate pausieren. In der Zwischenzeit sind zwei neue Leute in den Vorstand gekommen. Sie haben angefangen, Zahlungen an die Spieler auszusetzen. Es gab eine negative Atmosphäre, obwohl die Mannschaft trotzdem zusammengehalten hat.

Und sportlich?

Nachdem ich fit war, habe ich keine Chancen vom Trainer bekommen. Er war wohl der Auffassung, dass ich nicht die nötige Qualität hatte. Ich weiß allerdings, dass ich gut genug war. Das haben mir zahlreiche andere Leute um den Verein bestätigt. Nach sechs Monaten bin ich zurück in die dritte Liga gewechselt. Ich habe es nicht ausgehalten, nicht zu spielen. Es war trotzdem eine tolle Erfahrung, mit tollen Leuten, die ich bis an mein Lebensende nicht vergessen werde.

Srdjan Ivkovic: Mit dem One-Way-Ticket nach Bayern

2015 bist du nach Deutschland gekommen. Wie kam es dazu?

Ich konnte mir das Fußballgeschäft in Serbien nicht mehr mit ansehen. Gehälter wurden teilweise unregelmäßig gezahlt und Abmachungen nicht eingehalten. Einiges davon musste ich am eigenen Leib erfahren. Das wollte ich nicht mehr. Daraufhin kam der Kontakt nach Deutschland zustande. Mir wurde eine Arbeitsstelle in Aussicht gestellt und ich konnte weiterhin Fußball spielen. Innerhalb von zwei Tagen habe ich meine Sachen gepackt, mir ein One-Way-Busticket gekauft und bin nach Deutschland gekommen.

Worin liegt der größte Unterschied zwischen dem Fußball im Balkan und in Deutschland?

Die Profiligen kann man nicht miteinander vergleichen. Das ist ein ganz anderes Niveau. In Serbien gibt es sehr viele junge und talentierte Spieler. Dort findet man keine zehn Vereine, bei denen finanziell alles geregelt abläuft und in denen es keine Probleme gibt.

Wie wichtig ist dort das richtige Umfeld?

Um in Serbien etwas Großes im Fußball zu erreichen, brauchst du Kontakte, oder einen Manager, der sich für dich einsetzt. Ein Spieler kann noch so talentiert sein, aber ohne Kontakte, wird er es nicht schaffen. Deshalb sind viele Talente gescheitert. Mir hat diese Unterstützung auch gefehlt, aber das ist nicht schlimm. Es ist nie zu spät. Ich glaube auch heute noch daran, dass ich etwas im Fußball erreichen kann.

Ivkovics Vorbild: Milan-Schlitzohr Pippo Inzahgi

Deine Quote im Deutschland ist herausragend. Was ist dein Geheimnis vor dem Tor?

Ich liebe es, wenn der Ball im Netz zappelt! Für mich gibt es kein schöneres Gefühl. Früher habe ich häufig auf der Außenbahn gespielt, weil ich vergleichsweise klein und schnell war. Mit der Zeit bin ich in die Sturmspitze gerückt. Seitdem fällt mir das Toreschießen noch leichter. Mit dem Alter bin ich erfahrener geworden.

Dein Idol ist Filippo Inzaghi. Wieso?

Mir gefällt dieser Spielertyp enorm. Er hatte keine Technik, keinen Schuss, nichts - aber er wusste, wie man Tore erzielt. In dieser Situation sehe ich mich auch. Tore sind das, was am Ende zählt. Er hatte so viel Ehrgeiz und Emotionen in jedem Spiel. Inzaghi hielt sich ständig an der Grenze zum Abseits auf und nutzte die kleinsten Gelegenheiten. Ich glaube, dass jede Mannschaft so einen Spielertyp braucht.

Du warst zweimal ERDINGER Torjäger. Was hast du mit dem Bier gemacht?

Die ersten 15 Kisten haben wir beim 1. FC Garmisch-Partenkirchen für die Aufstiegsfeier genutzt. Beim zweiten Mal habe ich die 15 Kästen bekommen, nachdem ich zum TuS Geretsried gewechselt bin. Da ich allerdings Torschützenkönig für Garmisch geworden bin und mein Anteil an diesem Erfolg nur 50 Prozent waren, habe ich dem Team angeboten, den Gewinn zu teilen. Das Angebot wurde nicht angenommen und somit ist das ganze Bier in Geretsried geblieben und wurde bei einer Mannschaftsfeier getrunken.

Der zweite Teil des Interviews folgt am Sonntag. Dort spricht Ivkovic über seine Zeit in Garmisch-Partenkirchen, den Bruch mit Trainer Christoph Saller, Angebote aus der Regionalliga und seinen Wechsel nach Geretsried.


Aufrufe: 016.5.2020, 12:13 Uhr
Patrick HuljinaAutor