2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines

Opa Beric

Der 22-jährige Kroate stürmt für den Oberligisten Turu. Sein auffälligstes Merkmal ist seine Glatze.

Fortuna-Legende Egon „Opa“ Köhnen hat in der Landeshauptstadt einen Nachfolger: Vedran Beric. Der 22-Jährige kickt beim Oberligisten Turu und besitzt wie Köhnen die Glatze als sein auffälligstes Merkmal. Die Anhänger des Oberbilker Oberligisten haben ihrem Kicker den Spitznamen „die Pläät“ verpassst. „Ich hatte schon als Kind wenig Haare. Die wenigen, die ich noch habe, die rasiere ich mir weg“, sagt der Kroate.

Durch den fehlenden Haarwuchs wird das Alter des in der kroatischen Hauptstadt Zagreb geborenen Spielers häufig falsch geschätzt. Manche wähne den Youngster schon nahe des Fußballer-Rentenalters. Beric spiete in seinen jungen Jahren bei Lokomotive Zagreb, entschloss sich dann vor vier Jahren, sein Heimatland zu verlassen. „Ich bin ganz allein ohne meine Eltern und ohne meine beiden Brüder hier hergekommen, hauptsächlich wegen des Fußballs“, sagt er. Er kam zunächst bei seinem Onkel in Düsseldorf unter, bevor es ihn nach Wuppertal zog. Dort arbeitet er als Chemikant und kickte in der U19-Bundesliga-Mannschaft des Wuppertaler SV.

„Nebenher büffelte ich deutsch und las so viele deutsche Bücher wie möglich“, sagt er. Mit großem Erfolg. Denn heute kann er sich fast akzentfrei und fehlerlos in der Sprache seiner neuen Heimat ausdrücken. Durch die Empfehlung eines Bekannten, der ihm versicherte, dass Turu 80 ein gut geführter Verein ist, stellte er sich beim damaligen Coach Samir Sisic vor – und bekam einen Vertrag.

Wie Sisic auf eine besondere Fähigkeit vom Fußballer Beric reagiert hat, ist nicht bekannt. Aber die meisten Zuschauer in den Stadien der Oberliga Niederrhein trauen ihren Augen nicht, wenn sie beobachten, mit welcher Geschwindigkeit der nur 1,71 Meter große Angreifer über den Platz fegt. Er ist vermutlich der schnellste Spieler der ganzen Liga. Auch in seinem zweiten Jahr geht immer noch ein ungläubiges Raunen über die Tribüne, wenn die Nummer 30 zu einem Sprint ansetzt, der in der Leichtathletik einem Kurzstreckenläufer zur Ehre reichen würde. „Nein, ich weiß nicht, wie meine Zeit über 100 Meter ist“, antwortet er stets auf entsprechende Fragen.

Seinen Gegenspielern, die in der Regel nur seine Hacken sehen, dürfte das auch ziemlich egal sein. Es gibt zwei typische Aktionen, in denen sie nicht aus dem Staunen herauskommen. Spielt er auf der rechten Seite der Turu im Angriff, legt er sich den Ball scheinbar viel zu weit vor, um dann nach einem bemerkenswerten Antritt am Gegner vorbeizuziehen und sich den Ball zu schnappen. Ähnliches geschieht, wenn er auf der rechten Seite als Abwehrspieler eingesetzt wird und von seinem Gegner überspielt worden ist („mein Kopfball-Spiel muss noch besser werden“). Da, wo andere versuchen, noch mit einer Grätsche an den Ball zu kommen, zieht „de Pläät“ am ballführenden Gegner auf der Überholspur vorbei und luchst ihm das Leder ab. Sein großer Traum ist, einen Aufstieg zu erleben. „Ich möchte gerne aufsteigen und am liebsten mit der Turu“, sagt er. Der Einzug in die Regionalliga wird ihm bei den Oberbilkern wohl verwehrt bleiben.

„Ich möchte noch mehr erreichen – ich bin noch jung,“ fügt er an. „Und schnell“, möchte man ergänzen. Nicht schnell genug war er nach der letzten Saison als er sich bei einem Regionalligisten vorgestellt hat. „Ich kam zu spät, meine Postion war schon vergeben“, sagt er. Turu darf sich also freuen, dass Beric einmal nicht schnell genug war.

Aufrufe: 02.11.2019, 08:16 Uhr
RP / Manfred JohannAutor