2024-05-02T16:12:49.858Z

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Frauenfußball gibt es vorerst nicht mehr im Stadion Hammerhaus in Dieringhausen. Foto: N. Kleinjung
Frauenfußball gibt es vorerst nicht mehr im Stadion Hammerhaus in Dieringhausen. Foto: N. Kleinjung

Viel Wehmut zum Abschied

Aus für die TuRa-Fußballerinnen: Langjährige Erfolgsgeschichte der Dieringhausenerinnen ging schleichend zu Ende

Vor sechs Wochen sorgte die Damenabteilung von TuRa Dieringhausen noch für positive Schlagzeilen, als Landesliga-Trainer Stefan Molzberger für die neue Saison personelle Unterstützung durch Co-Trainerin Rebecca Potthoff, Torwart-Trainer Maik Rößler und Physiotherapeut Florian Meyer erhielt. Nun nimmt die Geschichte der Fußballerinnen ein jähes Ende.

„Es ist sehr schade und traurig, aber wir haben uns entschlossen, die Mannschaft vom Spielbetrieb zurückzuziehen“, erklärt Abteilungsleiter Markus Eggert. In den letzten Wochen habe man noch alles versucht, um den Kader qualitativ und quantitativ aufzurüsten, aber die Bemühungen waren vergebens: „Neben dem neuen Trainerteam, das Spielerinnen anlocken sollte, haben wir auch mit Flyern und Sozialen Netzwerken gearbeitet, aber es hat nicht gereicht.“

Neuanfang in der Bezirksliga

Bereits in der vergangenen Spielzeit, als die TuRa-Damen mit gerade einmal drei Siegen aus 20 Spielen die Landesligasaison beschlossen, hatte Trainer Stefan Molzberger oftmals nur elf bis 13 Spielerinnen im Kader, und in der neuen Saison hätte es keinesfalls besser ausgesehen. Die Staffelleitung ist bereits informiert, Trainer und Spielerinnen werden sich andere Vereine suchen oder pausieren. „Vor allem für unsere vier Neuzugänge tut es mir besonders Leid“, so Eggert, der dennoch den Blick nach vorne richtet: „In der übernächsten Saison 2018/2019 möchten wir wieder eine Bezirksliga-Damenmannschaft stellen.“ Trainer Stefan Molzberger wollte sich nicht zum Rückzug seiner Mannschaft äußern.

Bis dahin liegt allerdings noch eine Menge Arbeit vor der Verantwortlichen, und die beginnt an der Basis, denn der Verein verfügt aktuell über keinen weiblichen Nachwuchs. „Wir müssen den Mädchenfußball in Dieringhausen wieder attraktiver gestaltet“, fordert Jugendleiterin Daniela Klein, die bereits seit Längerem mit Jugend-Geschäftsführer Maik Rößler an entsprechenden Konzepten arbeitet. Die aktuelle Entwicklung im Damenbereich ist da nicht gerade förderlich. „Das ist natürlich jammerschade, aber wir müssen jetzt nach vorne blicken“, so Klein abschließend.

Damit geht bis auf weiteres eine 36-jährige Geschichte des Mädchen- und Damenfußballs am Hammerhaus zu Ende, die auch eine Erfolgsstory war. 1981 gründete Joachim Schlechtingen die erste Mädchen-Mannschaft der TuRa, die ein Jahr später der Mann übernehmen sollte, der die Geschicke der folgenden Jahrzehnte ganz entscheidend prägen sollte: Volker Küchemann.

„Es tut schon weh, wenn man diese Nachricht hört“, erklärt der ehemalige Trainer, der – ebenso wie seine Ehefrau Silvia – bis zu seinem Abschied als Trainer der Damen am 29. August 2005 viel Zeit und noch mehr Herzblut in Verein und Mannschaften investierte.

28 Jahre betreute Küchemann die Dieringhausener Mädchenmannschaft und gründete darüber hinaus 1986 das erste Damen-Team des Clubs, die er dann in Personalunion mit dem Nachwuchs übernahm. TuRa Dieringhausen war damit in einer Vorreiterrolle, denn außer der SG Ellinger Grund (später SV Morsbach) gab es auch in der Folgezeit keine ernsthafte oberbergische Konkurrenz. Somit heuerten die talentiertesten Spielerinnen aus dem Nordkreis regelmäßig am Hammerhaus an. Entscheidend für den stetigen sportlichen Erfolg war aber der Unterbau, der die Seniorenmannschaft immer wieder mit Talenten versorgte. „Das war unser Faustpfand“, so Küchemann.

Kein Wunder, dass die sportlichen Erfolge nicht lange auf sich warten ließen. Gestartet in der Bezirksliga, blieb auch der Aufstieg in die Landesliga nur eine Zwischenstation, und im Jahre 1991 schaffte das Damen-Team nur fünf Jahre nach ihrer Gründung den Sprung in die Verbandsliga. Es folgten zwei Jahrzehnte auf einem hohen überregionalen Niveau. Den bis dato größten Erfolg errangen die TuRa-Mädels 1999, als sie den überraschenden Aufstieg in die Regionalliga feierten. Das Gastspiel in der damals zweithöchsten deutschen Spielklasse dauerte zwar nur eine Saison, aber im Jahre 2004 gelang Küchemann und seinen Schützlingen dieses Kunststück ein weiteres Mal.

2005 kehrte man allerdings als abgeschlagenes Regionalliga-Schlusslicht in die Verbandsliga zurück, und wenige Wochen später trennten sich die Wege der TuRa-Damen und ihres „Schöpfers“ nach einer beeindruckend langen Zeit. Küchemann: „Es war eine tolle, unvergessene Zeit, aber nach so vielen Jahren musste man auch einmal einen Schlussstrich ziehen.“

Bis zum Jahre 2008 fungierte Küchemann noch als TuRa-Abteilungsleiter, aber im Damenbereich übernahmen andere Personen die Verantwortung. Sechs Jahre lang hielt sich die Mannschaft noch in der Verbandsliga, ehe im Jahre 2011 der Abstieg in die Landesliga folgte, die man bis zuletzt spielte.
Mit den Jahren wurde es für einen kleinen Verein wie TuRa Dieringhausen immer schwieriger, diese Niveau zu halten. Bundesligaclubs wie Köln und Leverkusen hatten längst den Damen-Fußball für sich entdeckt und griffen die großen Talente schon früh ab. Darüber hinaus sprang auch die oberbergische Konkurrenz auf den Zug auf, so dass sich das allgemeine Leistungsniveau etwas verwässerte und die leistungsorientierte Arbeit an der Basis immer schwieriger wurde.

In der vorletzten Saison ging Dieringhausen im Juniorinnenbereich eine Spielgemeinschaft mit dem TSV Ründeroth ein, und im Folgejahr war dann gar kein weiblicher Nachwuchs mehr vorhanden

Aufrufe: 010.8.2017, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Björn LangeAutor