2024-05-14T11:23:26.213Z

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Die Tische bleiben leer - bzw. werden erst gar nicht aufgebaut: In Waldkirchen, Eggenfelden oder Schöfweg wird in diesem Jahr nicht wie geplant gefeiert werden können.
Die Tische bleiben leer - bzw. werden erst gar nicht aufgebaut: In Waldkirchen, Eggenfelden oder Schöfweg wird in diesem Jahr nicht wie geplant gefeiert werden können. – Foto: Montage FuPa
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Der Kater VOR der großen Sause

150, 100 oder 50: Viele Vereine der Region wollten ihre Geburtstage groß feiern. Daraus wird nichts +++ Wie gehen die Klubs mit den Absagen um? FuPa hat sich ein paar Beispiele rausgepickt

Große Feier? Große Ernüchterung! Vereinsjubiläen werden in Bayern gerne zelebriert: Bierzelt, Blasmusik, Kirchenzug - da ist meistens der ganze Ort tagelang auf den Beinen. Für die gesamte Bevölkerung ein absoluter Höhepunkt, dem nicht selten jahrelang entgegengefiebert wird. Nicht aber 2020. Der TSV Waldkirchen wird dieses Jahr 150, der SSV Eggenfelden 100, der SV Schöfweg feiert 50. Geburtstag. Die Pläne für die Feten lagen längst in der Schublade, viel Zeit und Arbeit waren bereits investiert. Jetzt ist alles abgeblasen. Wie gehen die Vereine damit um?

Auf stolze 150 Jahre kann der TSV Waldkirchen zurückblicken. Gegründet 1870 sollte in diesem Sommer groß gefeiert werden im Unteren Bayerischen Wald. Nachdem die bayerische Staatsregierung alle Großveranstaltungen bis zum 31. August untersagt hat, unter anderem das Oktoberfest und das Straubinger Gäubodenfest abgesagt worden sind, muss auch Waldkirchen in den sauren Apfel beißen. Und es geht beileibe nicht nur um den offiziellen Festakt am 4. Juli. Der TSV hatte gleich ein Fest-Jahr ausgerufen. Verteilt über 2020 hätten immer wieder Events stattfinden sollen. Dass da ein enormer organisatorischer Aufwand dahintersteckt, versteht sich von selbst. "Es ist schon bitter", kann Fußball-Abteilungsleiter Thomas Gründinger seine Enttäuschung nicht verbergen und muss erst einmal alles sacken lassen. Offiziell sei vieles noch nicht abgesagt, aber man muss kein großer Prophet sein, um zu erahnen, dass nicht viel stattfinden wird. "Ob und wie wir das dann 2021 nachholen, das ist noch völlig offen. Vielleicht lassen wir uns ja was ganz anderes einfallen", sagt Gründinger.

"Die Löwen wären gekommen, das Spiel wird ziemlich sicher ausfallen", bedauert ein spürbar geknickter Teammanager Fabian Bauer. Und noch mehr: "Auch die Partie des Zweitligisten SSV Jahn Regensburg gegen Vorwärts Steyr, das am 4. Juli bei uns hätte stattfinden sollen, wird nicht über die Bühne gehen." Da wäre natürlich auch ein nettes Sümmchen bei rumgekommen, die fehlenden Einnahmen schmerzen, das bestätigt Bauer. 2021 soll alles nachgeholt werden, aber da wagt sich Bauer noch nicht aus der Deckung: "Ob die Sechziger nächstes Jahr dann kommen, kann ich jetzt noch nicht sagen."

Eggenfelden: Es hätte doch alles so schön gepasst.

Nicht weniger groß ist die Enttäuschung in Eggenfelden. Vom 18. bis 21. Juni wollten die Rottaler vier Tage lang Party machen. Das Festprogramm war schon fixiert, am Festsamstag hätte der SV Wacker Burghausen seine Aufwartung gemacht. Um gleich doppelt zu gratulieren? "Schöner hätte man es sich eigentlich nicht ausmalen können. Man wird nur einmal 100 und auch sportlich hätte es absolut gepasst", meint Johannes "Joe" Stinglhammer, seines Zeichens Sportlicher Leiter beim SSV und spielt darauf an, dass just zum Jubiläum der Sprung in die Landesliga im Bereich des Möglichen gelegen wäre. Pustekuchen! "Traurig, aber wahr", nennt es Stinglhammer. Jahrelange Vorbereitungen sind Makulatur. "Wegen des Jubiläums hatten wir die erste Sitzung im Juli 2018. Unzählige weitere folgten. Jetzt wird das Ganze eben genau um ein Jahr verschoben. Mit dem Unterschied, dass die Festlichkeiten drei statt wie geplant vier Tage dauern werden." Zumindest finanzielle Einbußen fürchtet Stiglhammer nicht: "Das hat auf die Kaderplanung bzw. die sportliche Situation keinerlei Auswirkungen."

Schöfweg: »Das tut uns brutal weh.«

In Schöfweg sieht das schon ein wenig anders aus. "Das reißt uns ein Loch rein, keine Frage", betont SVS-Macher Franz Schmid und gesteht: "Das tut uns brutal weh. Es fallen Einnahmen weg, mit denen wir kalkuliert haben." Am zweiten Juliwochenende wäre es soweit gewesen. Der Sportverein hätte das Sonnenwaldfest ausgerichtet und in diesem Rahmen sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. "Offiziell abgesagt ist es ja noch nicht, aber das ist nur noch eine reine Formalität", erklärt Schmid, der jetzt auf die Solidarität im Ort hofft: "Wir würden es gerne nächstes Jahr nachholen, aber eigentlich ist dann die Feuerwehr am Zug, das Sonnenwaldfest auszurichten. Da müssen wir noch drüber reden." Mit den Einnahmen hätte der Verein vor allem in strukturelle Dinge investiert, wie Schmid erzählt: "Ein neuer Zaun sollte her, auf der Tribüne wollten wir Schalensitze anbringen. Das müssen wir nun alles überdenken." Zudem seien noch Schulden aus dem Sportplatz-Kauf vor einigen Jahren zu tilgen.

Der TSV Velden macht alles ein wenig anders.

Etwas anders verhält sich die Lage beim TSV Velden. Die Fußballabteilung wird heuer 100. Dennoch war keine große Feier geplant - und überraschenderweise auch nicht in diesem Jahr, wie Abteilungsleiter Max Klaffl verrät: "Wir hatten uns schon im vergangenen Herbst darauf verständigt, erst 2021 etwas zu machen. Dieses Jahr wären nämlich Volksfest, Brunnenfest und Kirta bei uns auf dem Programm gestanden, da hätten wir zusätzlich nicht auch noch ein Jubiläum stemmen können." Und so wird der TSV erst nächstes Jahr feiern, aber im kleinen Rahmen: "Mit Bierzelt, Kirchenzug etc., das wird es nicht geben. Wir wollen eher in die Richtung internes Sportplatzfest gehen, wo dann vielleicht Turniere für die Kleinen und ein attraktives Spiel der Senioren auf dem Plan stehen. Aber konkret ist in der Hinsicht noch nichts."

Aufrufe: 022.4.2020, 16:00 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor