2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Wenn Raphael Assibey-Mensah (rechts) antritt, bleibt den Gegenspielern in aller Regel das Nachsehen.
Wenn Raphael Assibey-Mensah (rechts) antritt, bleibt den Gegenspielern in aller Regel das Nachsehen. – Foto: Claus-Walter Dinger (Archiv)

Ein Rückstand muss kein Rückschlag sein

Schott Mainz dreht 0:1 gegen Völklingen um +++ Del Vecchio und Ripplinger bringen die Wende, Assibey-Mensah macht den Deckel drauf

0:1 nach knapp einer Stunde. Und irgendwie scheint es gar nichts zu ändern. Zum Erstaunlichsten, was sich in dieser bislang so starken Oberliga-Saison des TSV Schott Mainz ereignet hat, zählt die unmittelbare Reaktion des Tabellenführers auf den Rückstand. Einmal ging hinten was schief, zum ersten und zugleich letzten Mal binnen dieser 90 Minuten wurde der SV Röchling Völklingen wirklich torgefährlich, Kevin Saks drückte den Ball über die Linie (58.). „Wichtig war, dass wir einfach weiter unser Spiel machen“, sagt Janek Ripplinger. Und genau das machten die Mainzer, völlig ungerührt.

3:1 (0:0), der vierte Sieg am Stück. „Hoch verdient, da gibt es gar keinen Zweifel“, fand Ripplinger, „das Chancenverhältnis war vielleicht zehn zu eins, wir waren drückend überlegen, haben in der ersten Halbzeit gar nichts zugelassen.“ Bei zeitweilig eklatant hohem Ballbesitz galt es, die einzig auf Abwehrarbeit ausgerichteten Gäste zu knacken, auseinander zu spielen. Zwei glasklare Chancen hatten die Platzherren vor der Pause, Ripplinger zielte, nachdem er seinen Gegenspieler auf den Hosenboden gesetzt hatte, am langen Pfosten vorbei (15.), Giorgio Del Vecchio schoss nach abgefälschter Flanke aus einem Meter den Keeper an (32.). Eine Handvoll weitere ganz dicke, aber nicht entschlossen aufs Tor vollendete Gelegenheiten gab es. „Wir müssen zur Pause 3:0 führen“, findet Trainer Sascha Meeth.

"Letztes Jahr hätten wir verloren"

Taten sie aber nicht, und wenn dann auch noch aus heiterem Himmel hinten einer reinfällt, entwickeln Fußballspiele zuweilen eine sonderbare Dynamik. Das wissen sie beim TSV aus leidvoller Erfahrung. „Letztes Jahr hätten wir das Ding verloren“, glaubt Meeth, „nach dem 0:1 wären die Köpfe runtergegangen.“ Stattdessen erhöhten die Mainzer, die bis dahin im Ballbesitz auch stark auf Absicherung, auf die Vermeidung von Ballverlusten aus waren, umgehend das Tempo, ohne in Hektik zu verfallen. Manuel Schneider hatte nach Ecken zwei große Kopfballchancen (60., 74.). Und Del Vecchio zog aus 20 Metern, zentrale Position, mit links einfach mal ab, die Kugel schlug rechts unten ein (67.).

Häufiger schießen, dieses Manko war bis dahin so ziemlich das einzige, was die Mainzer sich vorwerfen lassen mussten. Gerade Sportstudent Ripplinger schien den Ball dann und wann geradezu ins Tor denken zu wollen. Nach Jost Mairoses Freistoß und Lars Hermanns Kopfballablage hatte er sich seitlich abgesetzt und konnte so freistehend einschießen (85.). Saisontor Nummer acht, instinktiv und schnörkellos. Raphael Assibey-Mensah zündete bei einem Konter kurz den Turbo, ließ seinen Gegenspieler stehen und traf ins lange Eck (90.). 3:1, es wurde gar nicht mehr angepfiffen. So spät er eingetütet wurde, so verblüffend unzweifelhaft wirkte dieser Sieg. „Mir hat wahnsinnig imponiert, wie wir gegen den Ball gespielt haben“, sagt Meeth, „wir haben in immer wieder anderen Varianten gegen eine dicht gestaffelte Abwehr angespielt, wollten den Gegner zermürben. In der Schlussphase hat Völklingen seiner Arbeit gegen den Ball Tribut gezollt.“

TSV Schott Mainz: Hansen – Senftleben (79. Melament), Schneider, Hermann, Schlosser – Rinker – Mairose, Del Vecchio – De Sousa Oelsner (63. Kern), Ripplinger, Assibey-Mensah.

Aufrufe: 028.9.2019, 20:49 Uhr
Torben SchröderAutor