2024-04-25T14:35:39.956Z

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Fußballvereine suchen blindlings nach einer Lösung, was mit der laufenden Saison passieren soll.
Fußballvereine suchen blindlings nach einer Lösung, was mit der laufenden Saison passieren soll. – Foto: Heinrich Schwarze-Blanke

Richtungsstreit im Südwesten

Fußballverbände positionieren sich wegen der laufenden Runde konträr, was die Oberliga bedroht

REGION. Die Vereine im Südwestdeutschen Fußballverband (SWFV) stehen in den nächsten Tagen vor der Wahl. Wollen sie, dass die im März abgebrochene Runde irgendwann fortgesetzt oder alsbald abgebrochen wird, lautet die zentrale Frage, über die sie entscheiden müssen. Gestellt wird sie von ihrem Dachverband: Das Präsidium des SWFV beschloss in seiner Sitzung am Mittwochabend, bei diesem bedeutenden Thema die Meinung seiner Klubs einzuholen.

Praktisch wird nun jeder Klub, der Mitglied im SWFV ist, angeschrieben, heißt es aus der Geschäftsstelle in Edenkoben: „Wir werden ihnen ein umfassendes Informationspapier mit den unterschiedlichsten Szenarien von der Wiederaufnahme bis hin zu zahlreichen Abbruchvarianten zukommen lassen“, erklärt Präsident Dr. Dieter Drewitz auf Anfrage dieser Zeitung.

Welche Abbruchvarianten konkret gemeint sind, ließ er zunächst offen. Die Aktion gleicht aber zumindest strukturell dem Vorgehen im Nachbarverband, dem Saarländischen Fußballverband. Dort läuft derzeit eine Vereinsumfrage, in der sich das Präsidium über die grundsätzliche Haltung der Klubs in dieser Zukunftsfrage informieren möchte. Wie Verbandspressesprecher Harald Klyk erläutert, kann aus drei Optionen gewählt werden: a) Abbruch ohne Auf- und Abstieg, b) Abbruch nur mit Aufstieg oder c) Fortführung der Saison. Der Auswahlkatalog des SWFV wird größer, zeichnet sich ab. Ergänzt wird er nach Angaben von Dr. Drewitz um ein Papier, in dem Vor- und Nachteile jeder Option verdeutlicht werden. Die Vereine sollen wissen, welche Konsequenzen mit ihrem Votum verbunden sind.

DFB und seine Verbände scheinen zerstritten

Bis 4. Mai soll die Umfrage im SWFV beendet sein. Anschließend wird sich das Präsidium mit dem Ergebnis befassen. Dass es garantiert umgesetzt wird, wollte der Haßlocher so nicht bestätigen. Er sagt stattdessen: „Die Meinung der Vereine ist fürs Präsidium von hoher Bedeutung und wird daher maßgeblichen Einfluss auf seine Entscheidung haben. Natürlich müssen auch mögliche andere Sachverhalte einbezogen werden wie zum Beispiel die Entwicklungen“ in übergeordneten Ligen.

Interessant an dieser Aussage ist, dass Dr. Drewitz keinen Bezug mehr auf die Richtlinienkompetenz des Deutschen Fußball-Bundes nimmt. Er kratzt sogar an der bis dato geltenden Vorstellung, dass es eine bundeseinheitliche Lösung über die Zukunft der laufenden Saison geben müsse. Ja, er wird gegenüber dieser Zeitung noch deutlicher, als er sagt: „Nach den zahlreichen Videokonferenzen der Regional- und Landesverbände und des DFB hat sich zunehmend abgezeichnet, dass unterschiedliche Lösungen nicht verhindert werden können.“ Ergo: Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass im SWFV der Spielbetrieb fortgesetzt wird, während er in einem anderen Landesverband eingestellt wird.

SWFV gibt Mitgliedern eine Wahl-Empfehlung

Im Saarland klingt das anders. Dort, so Pressesprecher Klyk, werde man sich einer Regelung, die der DFB verabschieden wird, aber noch nicht verabschiedet hat, unterordnen. Und zwar ganz unabhängig davon, welches Votum die Vereine treffen. Das Ergebnis der Umfrage diene lediglich dazu, ein Stimmungsbild von der Basis in die entscheidenden DFB-Runden zu tragen.

Vom „Bauchgefühl“, sagt Klyk, werde sich der DFB alsbald auf die Lösung festlegen, die Saison fortzusetzen, sobald es die Pandemie-Regularien zulassen. Eben diesen Vorschlag hat der SWFV auch seinen Vereinen als Empfehlung an die Hand gegeben. Eine Initiative, von der der Saarländische Fußballverband absah. Aber warum hat der SWFV seine Umfrage mit dieser Empfehlung flankiert? Dr. Drewitz entgegnet: „Wir waren der Auffassung, dass unsere Vereine den Anspruch haben, die Meinung des Verbandes zu kennen und diese in ihre Meinungsbildung einzubeziehen“.

Konträr positioniert sich der Fußballverband Rheinland, wie Präsident Walter Desch feststellt: „Wir sind im Präsidium einstimmig der Auffassung, dass die Saison abgebrochen werden muss“. Das, und das ist die Konsequenz aus dem außer Kontrolle geratenen Richtungsstreit im Südwesten, sprengt die Oberliga. Die spielt unter dem Dach des Regionalverbands Südwest, der wiederum vom SWFV, vom saarländischen Fußballverband und dem Fußballverband Rheinland getragen wird. Finden diese drei Verbände keinen Nenner in der Frage, dann könnte die Oberliga die Saison zwar vielleicht zu Ende spielen. Aber wo würde man den Rheinland-Aufsteiger einsortieren?

Dass sich das Rheinland umstimmen lässt, scheint sehr unwahrscheinlich. Der meinungsstarke Walter Desch wirkte im Interview mit dieser Zeitung von der Alternativlosigkeit überzeugt. Und er sieht die rheinländischen Vereine wenigstens zu 80 Prozent hinter sich. Zwar werde man in diesen Tagen noch eine „Meinungsabfrage“ unter den Klubs starten. Aber das Ergebnis sei aufgrund der vielen Eindrücke, die der Verband in mehreren vorausgegangenen Videokonferenzen gesammelt hat, vorhersehbar. Offen ist derzeit nur, wann die Rheinländer die Saison für beendet erklären möchten. Eine endlose Hängepartie soll jedoch vermieden werden. „Die Vereine brauchen doch Planungssicherheit“, sagt Desch. Sollte diese Runde tatsächlich kein Spiel mehr stattfinden, dann würde die aktuelle Tabelle über den Aufstieg entscheiden. Nur in wenigen Zweifelsfällen würde eine Quotientenregel den Ausschlag geben.

Die drei Verbände des Regionalverbands Südwest schlittern sehenden Auges ins Desaster. Es gab in den vergangenen Wochen zwar Besprechungen, bei denen die Vorgehensweise in Hinblick auf die Zukunft der laufenden Saison Thema war. Zusammenraufen konnte man sich offensichtlich nicht. Auch der DFB hatte auf diesen Zwist offenbar keinen schlichtenden Einfluss. Das wiederum lässt die Vermutung zu, dass es im Bundesverband mehr Baustellen als nur die im Südwesten gibt. Das Corona-Virus droht die Einheit des Amateurfußballs zu sprengen.




Nur für den Männerbereich

Die nun öffentlich gewordene Debatte über die Fortsetzung des Wettkampfbetriebs im Südwestdeutschen Fußballverband betrifft nur den Männerbereich. Für den Frauen- und Jugendbereich seien eigenständige Lösungen in der Beratung durch die zuständigen Gremien, heißt es seitens des SWFV.

Aufrufe: 027.4.2020, 18:00 Uhr
Claus RosenbergAutor