2024-05-10T08:19:16.237Z

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„Ich bin weiser geworden und werde mich in Zukunft zurückhalten“, sagt Davide Taurino. Vor zwei Jahren kehrte er dem Herrenfußball den Rücken, weil ihn der „proletenmäßige Umgang“ an der Seitenlinie gestört hatte.
„Ich bin weiser geworden und werde mich in Zukunft zurückhalten“, sagt Davide Taurino. Vor zwei Jahren kehrte er dem Herrenfußball den Rücken, weil ihn der „proletenmäßige Umgang“ an der Seitenlinie gestört hatte. – Foto: Dagmar Rutt

Nach Reid-Abgang: Davide Taurino macht es beim TSV Neuried selbst

2017 gelang Landesliga-Aufstieg

Der TSV Neuried musste nach dem Abgang von Maximilian Reid schnell handeln. Der Sportliche Leiter Davide Taurino macht es kurzerhand selbst.

Neuried – Es musste schnell gehen. Nachdem Maximilian Reid, seit Sommer 2019 Trainer von Fußball-Bezirksligist TSV Neuried, den Verein vor gut eineinhalb Wochen von seinem Jobangebot im Management eines Profivereins unterrichtet hatte, stand die erste Mannschaft der Grün-Weißen kurzzeitig ohne Trainer da. Doch die kurzfristige Suche nach einem Nachfolger dauerte nicht lange.

Taurino: So kurzfristig findet man keinen

Die Wahl fiel – wenig überraschend – auf den Sportlichen Leiter, Davide Taurino (43), seit 2014 im Verein und zugleich Trainer der A- und B-Junioren. „So kurzfristig findet man keinen. Und wenn man als Sportlicher Leiter verantwortlich ist für das Ganze, muss man es eben selber machen“, erklärte Taurino am Rande des ersten Testspiels gegen den FC Wacker München am Samstag (4:4, wir berichteten). Auf die Frage, ob es denn schwer gewesen sei, Taurino von einem erneuten Engagement im Herrenbereich zu überreden, antwortete Abteilungsleiter Volker Levering während der Partie mit einem Lächeln und einer klaren Antwort: „Nein.“

Levering: Er ist ein fantastischer Trainer, darüber brauchen wir nicht diskutieren

Levering ist zufrieden mit der Interimslösung. Er schließt nicht aus, dass diese sich zur Dauerlösung entwickeln könnte. „Er macht es sehr begeistert. Und dass er ein fantastischer Trainer ist, darüber müssen wir nicht diskutieren“, fasst der gemeinsam mit Stefan Kriebel für die Neurieder Fußballabteilung verantwortliche Levering zusammen. Man suche zwar immer auch nach frischem Wind von außen – wie kürzlich bei der Verpflichtung von Maximilian Zgud als Coach der Reserve – ein besseres Trainerteam als das aus vielen Jahren im Jugendbereich eingespielte Duo Davide Taurino und Co-Trainer Josip Hrgovic sei aber nur schwer zu finden.

Taurino: Erfolgscoach bei Landesliga-Aufstieg 2017

Bereits von 2014 bis Sommer 2018 hatte Taurino die erste Mannschaft des TSV trainiert. 2017 feierte der Verein mit ihm an der Seitenlinie den größten Erfolg der Vereinsgeschichte, den über die Relegation erreichten Aufstieg in die Landesliga. Die Leistung in der Folgesaison war für viele Außenstehende sogar noch höher einzuschätzen, denn das zwischenzeitlich bereits abgeschlagene Team feierte dank eines beeindruckenden Endspurts mit 19 Punkten aus den letzten sieben Partien sensationell noch den direkten Klassenerhalt in der sechsthöchsten Spielklasse. Anschließend übergab Taurino das Zepter an Reserve-Coach Marco Gühl und sprang nach dessen vorzeitigem Aus nur noch einmal interimsweise für wenige Partien ein. In der sieglosen Abstiegssaison 2018/19 konnte aber auch er das Ruder nicht herumreißen, ebenso wenig wie sein Nachfolger, Christopher Utz.

Taurino wollte sich eigentlich der Jugendarbeit verschreiben

Der zuvor jahrelang im Jugendbereich der SpVgg Unterhaching tätige Taurino ist maßgeblich verantwortlich für die sportliche Ausrichtung der Fußballabteilung des TSV Neuried – vom Jugend- bis in den Erwachsenenbereich. Eigentlich sah es so aus, als wolle er sich als Trainer gänzlich dem Jugendfußball widmen. „Das ist nicht meine Welt“, urteilte Taurino bei seinem Rücktritt nach dem Landesliga-Klassenerhalt 2018 über den Herrenbereich. Auf den teilweise „proletenmäßigen Umgang“ an der Seitenlinie habe er keine Lust mehr gehabt.

Taurino: Ich bin auch weiser geworden

Nun wagt er dennoch die erneute Rückkehr. „Ich bin auch weiser geworden. Ich werde mich in Zukunft zurückhalten“, kündigt Taurino an. Die Lust, eine Herrenmannschaft zu trainieren, sei dagegen nie verflogen, betont der 43-Jährige, der einen Großteil der Neurieder Kicker bereits aus deren Zeiten als Jugendspieler kennt. An seinem Amt als Trainer von A- und B-Junioren möchte er trotz der nun erhöhten Belastung vorerst festhalten. „Ein Jahr lang ist das schon möglich“, findet Taurino. Wie lange sein Engagement prinzipiell ausgerichtet ist, dazu gibt es von der Abteilungsleitung noch keine klare Aussage. „Wir schauen jetzt einfach mal“, sagt Levering – und wirkt dabei ziemlich entspannt. (TOBIAS EMPL)

Aufrufe: 05.8.2020, 10:54 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Tobias EmplAutor