2024-04-25T14:35:39.956Z

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Wenigstens dieser Kelch ging an den Vereinen schon vorbei: Seit dem 19. September sind wieder Spiele und Wettkämpfe vor Zuschauern gestattet. Die Probleme sind allerdings noch längst nicht aus der Welt. 
Wenigstens dieser Kelch ging an den Vereinen schon vorbei: Seit dem 19. September sind wieder Spiele und Wettkämpfe vor Zuschauern gestattet. Die Probleme sind allerdings noch längst nicht aus der Welt.  – Foto: Michalek

Corona wirkt sich massiv auf Finanzen aus: Breitensport-Vereine hoffen auf Hilfspaket

Der Gesamtschaden ist noch nicht abzusehen

Die Corona-Krise wirkt sich massiv auf den Breitensport aus: Finanziell sieht es bei vielen Vereinen nicht gut aus. Sie hoffen nun auf ein Hilfspaket.

Landkreis – „Der Winter kommt“ – dieser Satz bereitet nicht nur in der Serie „Game of Thrones“ Sorgen, sondern auch dem bayerischen Amateursport. Durch die Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf den Breitensport sieht es finanziell bei vielen Vereinen nicht besonders gut aus.

Der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) hatte per digitaler Meldeplattform bereits im Mai prognostiziert, dass Ausfälle von etwa 200 Millionen Euro zu erwarten seien. Damals hatte ein Viertel der 12 000 Vereine ihren Beitrag zur Ermittlung einer verlässlichen Datenbasis geleistet.

Verdoppelte Vereinspauschale

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und das für den Sport zuständige Innenministerium hatten da bereits reagiert: Bereits im April wurde kurzerhand die sogenannte Vereinspauschale verdoppelt – von 20 auf 40 Millionen Euro. Wenngleich: Die vollmundig angekündigte „flächendeckende Hilfe, dort wo sie gebraucht wird“, war es nicht.

Das liegt zum einen daran, dass es sich bei den meisten Klubs um keine großen Beträge handelt, die verdoppelt werden. Zum anderen kommen viele Vereine gar nicht in den Genuss der Vereinspauschale: Diese wird nämlich unter Beachtung der Sportförderrichtlinie des Freistaats Bayern ausbezahlt. Dazu muss bis Anfang März eines jeden Jahres ein Antrag bei dem dafür zuständigen Landratsamt eingereicht werden. Da es sich um eine Ausschlussfrist handelt, ist ein nachträglicher Antrag nicht möglich. Im Fall des Landkreises Freising bedeutet das, dass mehr als ein Viertel der Klubs in diesem Jahr keine Vereinspauschale bekommen. Somit haben sie keine Chance, an der Aufstockung zu partizipieren.

Einnahmequellen brechen weg

Dabei traf und trifft es alle Vereine, dass seit März eine Vielzahl ihrer Einnahmequellen weggebrochen ist. Besonders zu nennen sind hier Eintritts- und Sponsorengelder, Stadionzeitung, Spenden, kostenpflichtige Zusatzkurse für Mitglieder oder Interessenten sowie Einnahmen aus Veranstaltungen, Bewirtung und Aktionen. Das wird sich in den nächsten Monaten nicht groß ändern – auch wenn seit 19. September wieder Wettkämpfe vor Fans stattfinden dürfen. Angesichts eingeschränkter Zuschauerzahlen und des zusätzlichen Aufwands für die Umsetzung diverser Hygiene- und Verhaltensregeln ist die Rentabilität fraglich.

Außerdem läuft der Trainingsbetrieb jahreszeitenbedingt nun zum größten Teil indoor ab. Durch die vorgeschriebene Maximalbelegung von Räumen, regelmäßige Lüftungspausen und Abstandsregeln haben die Vereine genug zu tun, den Regelbetrieb aufrechtzuerhalten. Auch die gerne genommenen Zusatzeinkünfte etwa durch Vereinsfeste oder Christbaumversteigerungen sind bereits weggefallen oder können wegen Corona nicht stattfinden.

Die Kosten bleiben bestehen

Das Problem: Die Kosten für den laufenden Betrieb und die Pflege der Sportanlagen, die Mieten der Vereinsheime, sowie für Übungsleiter, Betreuer und Trainer fallen weiterhin an. Das führt bei vielen Schatzmeistern zu tiefen Sorgenfalten. Finanzielle Unterstützung wäre hier natürlich wünschenswert.

Fördergelder über das Wirtschaftsministerium

Auf Anfrage des Freisinger Tagblatts teilte das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration mit, dass wirtschaftlich tätige Vereine staatliche Mittel aus dem Förderprogramm „Soforthilfe Corona“ (bis 31. Mai) und dem auf Bundesebene erarbeiteten Anschlussprogramm „Überbrückungshilfe Corona“ erhalten hätten. Laut BLSV konnten aus dieser Fördermaßnahme des Wirtschaftsministeriums sowie mit der verdoppelten Vereinspauschale zahlreiche Ausfälle ausgeglichen werden. Konkrete Zahlen dazu liegen dem BLSV nicht vor.

Wer sich mit den Seiten der Überbrückungshilfe Corona näher befasst, der stellt schnell fest, dass diese eigentlich auf Unternehmen abzielt. Eine unbürokratische, auf Amateurvereine zugeschnittene Hilfe sieht anders aus. Ohne Steuerberater, Rechtsanwalt oder Wirtschaftsprüfer ist schon der Antrag kaum zu bewältigen. Und in der Folge ist es sehr fraglich, ob die Hilfe für einen gemeinnützigen Verein, der den Umsatzausfall für das Jahr 2020 nur grob schätzen kann, auch gewährt wird.

Profi-Sport hat sein eigenes Corona-Paket

Interessanterweise wurde vom Haushaltsausschuss des Bundestags Anfang Juli für den Profisport eine Extra-Coronahilfe in Höhe von 200 Millionen Euro beschlossen. Allerdings profitieren davon nur professionelle und semiprofessionelle Sportvereine respektive Unternehmen der 1. und 2. Ligen im olympischen und paralympischen Individual- und Mannschaftssport bei Frauen und Männern (ohne 1. und 2. Fußball-Bundesliga der Männer) sowie der 3. Fußball-Bundesliga der Männer. Dagegen ist ein extra Corona-Hilfspaket, das ausschließlich Vereinen ohne professionelle Infrastruktur zur Verfügung gestellt wird, nicht in Sicht.

Beobachten und neu bewerten

Doch der BLSV mit seinen Mitgliedsverbänden und die bayerische Staatsregierung beobachten die Entwicklung im Amateursport genau und stehen nach eigenen Angaben in regelmäßigem Austausch, um über notwendige Maßnahmen entscheiden. In einem Informationsschreiben an seine Sportvereine am 4. September wurde der BLSV aber deutlicher: „Da abzusehen ist, dass sich die finanzielle Situation in den nächsten Wochen und Monaten nicht entspannen wird, sind wir auch darum bemüht, ein weiteres Hilfspaket für den organisierten Sport in Bayern gemeinsam mit der Staatsregierung zu schnüren.“

Bleibt zu hoffen, dass solch ein Paket kommt, bevor die ersten Abteilungen und Vereine den finanziellen Bankrott erklären. Ob das dann reicht, um die Vereine am Leben zu erhalten, muss man abwarten. Denn der Schaden, den der Amateursport und die ihm zugedachten Attribute wie etwa Charakterbildung, Erhaltung der Gesundheit und Geselligkeit durch die Corona-Pandemie nehmen, ist heute noch gar nicht abzusehen.

Josef Fuchs

Aufrufe: 07.10.2020, 15:57 Uhr
Freisinger Tagblatt /Autor