2024-05-31T10:52:53.652Z

Allgemeines
Wechselte vor wenigen Wochen zu Drittliga-Aufsteiger SC Verl: Lasse Jürgensen.
Wechselte vor wenigen Wochen zu Drittliga-Aufsteiger SC Verl: Lasse Jürgensen. – Foto: Krieger/FuPa

Lasse Jürgensen: Eigengewächs des TSV Gräfelfing kriegt Profivertrag

„Ich bin auf dem Weg, den Traum zu verwirklichen.“

Der junge Innenverteidiger, der bei Gräfelfing das Fußball spielen lernte, ergatterte einen Profivertrag in der 3. Liga. Sein langfristiges Ziel ist die Bundesliga.

Gräfelfing – PSV Eindhoven, Borussia Mönchengladbach, FC Schalke 04 – mit diesen namhaften Gegnern misst sich Lasse Jürgensen derzeit in der Vorbereitung auf die neue Saison. Der 22-jährige Innenverteidiger stammt aus der Nachwuchsabteilung des TSV Gräfelfing. Von der F-Jugend an kickte Jürgensen für die Wölfe, ehe es ihn mit 13 für eine Saison zum SC Unterpfaffenhofen-Germering und von dort zum FC Augsburg zog. Vor wenigen Wochen wechselte er nach insgesamt acht Jahren beim FCA ablösefrei zu Drittliga-Aufsteiger SC Verl. Bei den Ostwestfalen unterschrieb Jürgensen einen Zweijahresvertrag.

Lasse Jürgensen: Erster Profivertrag und namhafte Testspiele

Die Glückwünsche zum ersten Profivertrag nimmt der ehemalige Gräfelfinger am Telefon gerne entgegen. Noch hat er sich nicht an alles in der neuen Umgebung gewöhnt, etwa, dass es beim Bäcker keine Brezen, sondern im besten Fall Laugenstangen gibt. Doch die Vorfreude auf seine erste Drittliga-Saison ist ihm deutlich anzumerken. Sein neuer Verein und er haben eines gemeinsam: Sie wollen in der kommenden Spielzeit im Profifußball Fuß fassen. Nach Niederlagen gegen Eindhoven (0:3) und Gladbach (0:4) setzte Verl am Samstag mit einem 5:4-Sieg gegen Schalke ein erstes Ausrufezeichen, Jürgensen stand dabei in der Startelf. Beim 1:2 gegen Arminia Bielefeld am Dienstagabend wurde er in der Halbzeit eingewechselt. „Mein persönliches Ziel ist es, mich sofort in die Mannschaft zu spielen und möglichst viele Spiele in der dritten Liga zu machen“, sagt er gut vier Wochen vor dem Saisonstart.

Dafür gerüstet scheint der Defensivspieler allemal. In den vergangenen drei Spielzeiten war er in der U23 des FC Augsburg unumstrittener Stammspieler, von der im März unterbrochenen Regionalliga-Saison verpasste er keine einzige Spielminute. Das größte Highlight beim FCA war für Jürgensen der 3:2-Sieg gegen den TSV 1860 München im Herbst 2017 – vor der Regionalliga-Rekordkulisse von 21 219 Zuschauern. Doch in der Bundesliga-Mannschaft kam er nicht zum Einsatz. In ihm reifte der Entschluss: „Wenn ich in den Profibereich möchte, muss ich einen anderen Weg gehen.“

Wie der Vater Andy so der Sohn Lasse: Fußball beim TSV Gräfelfing

Und vom Profifußball hatte schon der kleine Junge im Trikot des TSV Gräfelfing geträumt, der für Ronaldinho vom FC Barcelona schwärmte. Mit fünf Jahren schloss sich der in Germering aufgewachsene Jürgensen dem ein paar Kilometer entfernt liegenden Würmtaler Verein an. Sein Vater Andy Jürgensen, geboren in Dänemark, inzwischen in Bayern heimisch und noch heute Jugendtrainer beim TSV, war damals Torwart bei den Wölfen. Er nahm seinen Sohn mit an die Hubert-Reißner-Straße und trainierte ihn von der F- bis zur D-Jugend.

„Wir hatten eine richtig gute Mannschaft“, erinnert sich Lasse Jürgensen. An „viele coole Momente“ denkt er noch heute gerne zurück, mehrmals gewannen die Gräfelfinger Nachwuchskicker sogar gegen die Junioren des FC Bayern München. Der Trainersohn stach aus einem starken Team hervor, traf gerne auch mal von der Mittellinie. „Ich war damals schon Führungsspieler. Wenn es bei mir gut gelaufen ist, lief es meistens auch bei der Mannschaft“, sagt er. Beim BFV-Stützpunkttraining in Fürstenfeldbruck verbesserte Jürgensen viele Feinheiten des Spiels – und entdeckte, dass einiges Potenzial in ihm schlummerte. „Ich habe irgendwann gemerkt: Wenn du dranbleibst, kann es was werden.“

Über Unterpfaffenhofen zum FC Augsburg und zur dänischen Nationalmannschaft

In der C-Jugend wechselte er nach Unterpfaffenhofen, das damals in der Bezirksoberliga spielte, ein Jahr später entdeckte ihn ein Scout des FC Augsburg. Auch beim Nachwuchs des Bundesliga-Klubs nahm er schnell eine zentrale Rolle ein, machte zudem vier Spiele für die dänische U16- und U17-Nationalmannschaft. Gleich in seiner ersten Saison beim FCA wurde er zum Kapitän gewählt. „Ich war immer mindestens im Mannschaftsrat, wenn nicht sogar erster oder zweiter Kapitän. Verantwortung zu übernehmen, liegt mir total – auf und neben dem Platz“, so Jürgensen. Auch nach seinem Wechsel riss die Verbindung nach Gräfelfing nicht ab, als 16-Jähriger unterstützte er ab und zu seinen Vater beim Jugendtraining.

Nach seinem Realschulabschluss mit 17 Jahren war das nicht mehr möglich, denn er zog nach Augsburg, lebte dort alleine in einer Wohnung und begann eine Ausbildung, die er 2018 erfolgreich abschloss. Von seinem Ziel Profifußball ließ er sich auch in dieser Zeit nicht ablenken. „Als Profifußballer sollte man kaum feiern und Alkohol trinken. Es fiel mir aber ziemlich leicht, darauf zu verzichten“, sagt Jürgensen.

Von der Hubert-Reißner-Straße zum Profifußball

Aus der F-Jugend des TSV Gräfelfing hat er es bis zum ersten Profivertrag geschafft. Vorbilder hat Jürgensen noch immer, orientiert sich inzwischen – seiner Position auf dem Feld entsprechend – aber nicht mehr an Ronaldinho, sondern eher an Real-Verteidiger Sergio Ramos. Bisher geht das Abenteuer Verl gut los. Trainer Guerino Capretti schwärmte im Rahmen der Verpflichtung: „Mit seinen 1,92 Meter ist er nicht nur unfassbar kopfballstark, sondern hat auch einen extrem feinen linken Fuß.“ Erst einmal geht es für den Neuzugang darum, sich in der 3. Liga zu etablieren. Langfristig träumt er von Einsätzen in der Bundesliga. Jürgensen: „Als Kind war es immer mein großer Traum, mal mit Fußball mein Geld zu verdienen. Ich hatte damals nicht vor Augen, wie schwer es werden kann. Aber ich bin auf einem guten Weg, den Traum zu verwirklichen.“

VON TOBIAS EMPL

Aufrufe: 020.8.2020, 09:26 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Tobias EmplAutor