2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Das Skandalspiel – wird es wiederholt?

Sportgericht entscheidet diese Woche

Fürstenfeldbruck – Das Skandalspiel des Jahres beim TSV West erregt auch einen Tag nach dem vorzeitigen Abpfiff die Gemüter. Und beschäftigt wohl noch in dieser Woche das Sportgericht. Gut möglich, dass die Kreisklassen-Partie wiederholt wird.

Nach dem Spielabbruch wegen einer Schlägerei unter Aktiven des Brucker TSV West und von der Landesliga-Reserve des TSV Gilching muss sich nun das Sportgericht unter der Leitung von Franz Pölt (Benediktbeuren) mit dem Fall beschäftigen. Schiedsrichter Yüsel Balci (48), der seit 30 Jahren für den SSV Anhausen (bei Augsburg) pfeift, hat mittlerweile seinen Bericht abgeliefert. Die Originalfassung liegt dem Tagblatt vor. Demnach ist eine Wiederholung der Partie nicht ausgeschlossen.

West-Präsident Anton Maletz, der sich gerade von einer schweren Erkrankung erholt und dem auf Anraten der Ärzte der Besuch von Fußballspielen untersagt wurde, hat sich mittlerweile auch geäußert: „Es gibt etwas, was ich gar nicht haben kann, und das sind solche Schlagzeilen. Unser Spieler hat zwar nicht angefangen, aber er darf sich auch nicht hinreißen lassen. Solche Fußballer wollen wir nicht haben.“ Nach Angaben von Trainer Thomas Stehle wurde Ferhard Balatli, der betroffene Spieler, mittlerweile bereits vom Verein ausgeschlossen. Obwohl Balatli über längere Zeit provoziert worden sei, sei das kein Grund für seinen Ausraster. Keine Aktion, so Stehle, rechtfertige Gewalt auf dem Spielfeld. Deswegen werde Balatli auch nicht mehr für den TSV West spielen. Er war erst im Sommer vom SC Maisach gekommen. Gegen Gilching war es nach längerer Verletzung sein erster Pflichtspieleinsatz.

Liga-Leiter Bernd Reiser (Mammendorf) war zufällig persönlich vor Ort. Wegen des laufenden Verfahren äußert er sich nicht, „weil es möglich ist, das ich vom Sportgericht befragt werde“. Reiser rät aber allen Beteiligten, bei der Wahrheit zu bleiben, wenn sie ihre Stellungnahmen abgeben. „Der Bericht des Schiedsrichter ist sehr gut verfasst“, sagt der Liga-Leiter. In seiner 16-jährigen Liga-Leiter-Tätigkeit war Reiser bislang mit zehn Spielabbrüchen in seinem Zuständigkeitsbereich beschäftigt.

Der TSV West lag zum Zeitpunkt des Spielabbruchs nach etwa 70 Minuten 0:2 zurück, hatte aber gerade zur großen Aufholjagd angesetzt, als die skandal-auslösende Foulszene passierte. Während sich die Brucker Verantwortlichen in der Beurteilung der Tat ihres Kickers einig sind, widersprechen sich die Darstellungen von Schiedsrichter Yücel Balci und Gilchings Trainer Robert Brand. Fakt ist, und das belegen die Bilder von Tagblatt-Fotograf Dieter Metzler: Der Schiri hat bei seinen Entscheidungen offenbar einige Beteiligte durcheinander gebracht.

Stellvertreter-Rot gegen West-Kapitän Muzzi Gür (r.) und Gilchings Kaan Diker (l.) (Foto: Metzler)

Unbestritten bleiben aber die für den Abbruch ausschlaggebenden Beleidigungen: Der Gilchinger Kaan Diker soll den Gefoulten vom TSV West auf Türkisch als „Hurensohn“ tituliert haben. Daraufhin hätten beide mehrfach auf sich eingeschlagen. Die Konsequenz: Rot für den Gilchinger. Doch, so der TSV-Trainer: Zu einer Schlägerei sei es gar nicht erst gekommen. Belatli wurde von Betreuern der eigenen Mannschaft in Richtung Kabine geführt. Weil er nicht mehr auf dem Platz war, zeigte der Schiedsrichter stellvertretend Brucks Kapitän Muzzi Gür die rote Karte.

Als der vom Platz gestellte Gilchinger dann den Rasen verließ, habe er laut Schiri Ersatzspieler und Betreuer der Brucker schwer beleidigt. Die Situation eskalierte. Brand räumt zwar ein, dass Diker massiv beleidigt habe, aber auch selbst mit übelsten Beschimpfungen überzogen worden sei.

Text: Christian Heinrich, Dieter Metzler, Peter Loder

Aufrufe: 010.10.2017, 11:23 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt - Christian Heinrich, Autor