2024-05-02T16:12:49.858Z

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„Endlich wieder einen Kasten mit meiner Mannschaft trinken“. 10 Dinge auf die ich mich nach der Corona-Pause im Training wieder freue. Reinhard Hübner
„Endlich wieder einen Kasten mit meiner Mannschaft trinken“. 10 Dinge auf die ich mich nach der Corona-Pause im Training wieder freue. Reinhard Hübner

Nach Corona: "10 Dinge" auf die sich jeder im Training freut

Der Moment, wenn endlich wieder ein Kasten in der Kabine steht

Corona legt den Amateurfußball lahm: Wann können Hobbykicker wieder ihrer Leidenschaft nachgehen? Anton Deibele freut sich jetzt schon auf das erste Training beim TSV Brunnthal.
  • Endlich wieder einen Kasten in der Kabine abstellen
  • 16 Euro Strafe fürs Kreiserln
  • Anton Deibele stellt seine zehn Highlights für das nächste Training vor.

Vom Training oder gar einem Spiel kann jeder Fußballer im Moment nur träumen. Wann und wie es in Zeiten des Coronavirus mit dem beliebtesten Sport Deutschlands weitergeht, ist im Moment nicht absehbar.

Zum Auftakt unserer neuen Serie „10 Dinge“ träumt unser Mitarbeiter Anton Deibele vom TSV Brunnthal vom nächsten Training mit seiner Mannschaft.

10 Dinge auf die sicher jeder Fußballer im ersten Training nach der Corona-Pause freut:

1. Die Routine auf dem Weg zum Sportplatz

2. In der Kabine Sitzen und ratschn

3. Der erste Furz in der Kabine

4. Endlich wieder raus auf den Rasen

5. Dumme Sprüche gehören einfach dazu

6. Vor dem Training eine Runde Kreiserln

7. Eine schöne Grätsche

8. Dem Keeper mal wieder richtig einen Einschenken

9. Das Abschlussspiel

10. Nach dem Training einen Kasten trinken

1. Die Routine auf dem Weg zum Sportplatz

Schon das Packen der Tasche ist wichtig: Ich darf auf keinen Fall etwas vergessen. Erstmal alle Trainingsklamotten zusammen schmeißen. Auch an das richtige Schuhwerk habe ich gedacht, die frisch geputzten Fußball-Schleicher glänzen wie neu und machen mir besonders viel Lust aufs Training. Auf Rasen spiel ich am liebsten mit den Eisis. Die meisten meiner Teamkollegen verstehen das nicht, warum ich die Schuhe trage, obwohl es nicht sumpfig ist. Damit ich beim Training nicht verdurstet, nehme ich ganz klassisch Wasser mit, denn die eineinhalb Liter Eistee gab‘s nur früher am Bolzplatz, zu ungesund. Auch wenn von vorneherein klar ist, dass meine Teamkollegen mein ganzes Wasser schnorren werden, weil die Hälfte wieder nicht an Getränke gedacht hat, gebe ich kameradschaftlich etwas ab. Handtuch und Unterhose dürfen nicht fehlen. Da was zu vergessen ist immer bitter und man muss beim Schließen des Reißverschluss besonders aufpassen. Shampoo ist egal, da können die Wasser-Schnorrer ihre Zeche bezahlen und mir mal was abgeben.

2. In der Kabine Sitzen und ratschn

Den immer gleichen Weg in die frisch renovierte Kabine. Mit allen im Verein endlich wieder abklatschen. Seine Leute begrüßen. Ein paar Sprüche reißen und einfach wieder im Kreise seiner Mannschaft ankommen, ohne immer an zwei Meter Sicherheitsabstand zu denken. Darauf freu ich mich besonders. Beim nächsten Training werde ich nicht von der Arbeit direkt auf den Rasen hetzen. Ich nehme mir die Zeit und komme zeitig zum Sportlplatz, um alle Kollegen wiederzusehen.

3. Der erste Furz in der Kabine

Es sind immer dieselben zwei oder drei Kandidaten, die sich mal wieder nicht zusammen reißen können und in der Kabine ungeniert grinsend einen fahren lassen. Da hilft auch kein zwei Meter Sicherheitsabstand. Auch keine Seltenheit ist, dass einem der Spieler bei einer Stabi-Einheit mal ein Furz entweicht, der unter all der Anspannung beim Planken einfach nicht mehr zurückgehalten werden kann. In meiner Mannschaft kostet so ein Vergehen natürlich zwei Euro in die Mannschaftskasse. Doppelter Tarif, wenn er stinkt!

4. Endlich wieder raus auf den Rasen

Ganz besondere Vorfreude gilt natürlich dem Grün, von dem man sich so lange verabschieden musste. Fast schon auf Entzug bei bestem Fußballwetter wieder den Platz seines Klubs zu betreten, frisch gemähten Rasen zu riechen und die ersten Schritte mit Fußballschuhen seit langer, langer Zeit gehen.

Einfach wieder kicken zu dürfen! Das vermisse ich am aller meisten.

5. Dumme Sprüche gehören einfach dazu

Dumme Sprüche auf dem Fußballplatz sind so sicher wie das Amen in der Kirche. Kleine Provokationen, Witze und dumme Kommentare gehören eben einfach dazu. Bekommt man im Training einen Beischub, kann man sich sicher sein: Ein Kollege einem ein Netz für die Beine anbietet, damit da nichts mehr durch geht! Verstoppt oder verstolpert man ungeschickt einen Ball, lachen sich die anderen eins. Jagt man die Kugel mal ordentlich übers Tor bejubeln die Mannschaftskameraden gleich ein „Fieldgoal oder einen Homerun“.

6. Vor dem Training eine Runde Kreiserln

Kreiserl, Eckerl, Rondo (Pep Guardiola Training). Egal wie man es auch nennen mag, bei jedem Team ist dieses Spiel eine feste Institution vor dem Training. Die jüngsten Beiden müssen zuerst in die Mitte. Mit 19 Jahren trifft das derzeit immer mich. 20 Kontakte sind eine extra Runde und ein Euro in die Mannschaftskasse für die zwei Helden in der Mitte, die sich wie wild im Kreis drehen. Von dem Gejohle, wenn einer der Jungs in der Mitte auch noch getunnelt wird, brauch ich denk ich gar nicht anzufangen. Wenn man selbst mal ein, zwei Ruden am Stück durch die Mitte gejagt wird und die Murmel läuft, kommt man meistens stärker außer Puste als im restlichen Training. Umso befreiender ist dann das Gefühl den Ball mit einem weiten Schritt kurz vor dem 20 Kontakten gerade noch so abzufangen. Der Oktober war der schwärzesten Monat meiner Karriere. Nur übers Kreiserln musste ich 16 Euro blechen. Auch wenn ich übers Kreiserln dem TSV Brunnthal wahrscheinlich bald einen neuen Kunstrasen finanzieren kann, ist es trotzdem eine der geilsten Sachen vor dem Training.

7. Eine schöne Grätsche

Nichts geht über ein sauberes Tackling in der Defensive. Es muss ja nicht immer hüfthoch eingesprungen sein. Der Moment, eine brenzlige Situation mit einer Grätsche à la Sergio Ramos zu klären, ist einfach ungemein befriedigend. Das löst bei jedem Verteidiger einen Adrenalinschub aus. Leicht nasser Rasen, ein paar Meter Anlauf, Ball und Gegner abgeräumt. Die Grätsche sitzt.

8. Dem Keeper mal wieder richtig einen Einschenken

Nach dem Kreiserln quält man sich dann durch ein scheinbar nicht endendes Aufwärmen, bei dem alle Spieler schon zu pumpen anfangen. In dieser Zeit werfen sich die beiden Keeper die Bälle hin und her, um sich „individuell“ aufzuwärmen. Wenn ich schon sehe das sich die Keeper mit ihrem eigenen „Aufwärmen“ um das anstrengende Mannschaftsaufwärmen drücken, bekomme ich besonders Lust ihnen die Bude voll zu hauen. Es gibt kein besseres Gefühl, als seinem Torwart im Training grinsend eins einzuschenken. Den Ball in den Winkel zu jagen, sehen wie der Keeper sich ärgert und dann feixend seinen Ball aus dem Tor holen. Das sind Dinge die jedem Kicker da draußen Glücksgefühle bereiten.

9. Das Abschlussspiel

Jeder Fußballer weiß es. Ob es auch jeder Trainer immer weiß, ist fraglich. Ein Training braucht am Ende immer ein vernünftiges Abschlussspiel. Zwei Tore. Zwei Keeper. Zwei Mannschaften. Ein Spiel auf Pass- oder Dribbel-Tore, im schlimmsten Fall sogar ohne Torwart - das ist völlig inakzeptabel. Wenn man Glück hat, gewährt einem der Coach auch mal 20-30 Minuten freies Spiel. Das Höchste der Gefühle für jeden Amateur-Kicker. Wenn man dann auch noch das Abschlussspiel gewinnt und selber eine gute Leistung zeigt, war das Training ein voller Erfolg. Die Tore aufräumen müssen natürlich die Verlierer. Falls es unentschieden endet muss das Ganze zwingend in einem hitzigen Elfmeterschießen ausgeschossen werden.

10. Nach dem Training einen Kasten trinken

Ist das Training gelaufen kommen alle in der Kabine oder im Vereinsheim zusammen. Dann wird ein Kasten getrunken. Ein Tragerl nach dem Training gibt es eigentlich jedes Mal, denn irgendwer hat immer noch eine Strafe bei der Mannschaftskasse offen, Geburtstag, oder eine zu schlechte Ausrede fürs Training schwänzen gehabt. Bier, Spezi oder Limo ist hier ganz egal, es geht ums Teamgefühl, einen entspannten Moment, ein gutes Miteinander. Man hört sich um was bei den anderen gerade so passiert philosophiert über Fußball und die Profi-Ligen. Es gibt keinen besseren Feierabend als nach einem Fußball training.

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Text: Anton Deibele

Aufrufe: 019.3.2020, 17:56 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Redaktion Fussball VorortAutor