2024-05-02T16:12:49.858Z

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Sportlich erfolgreich, aber mit reichlich Infrastruktursorgen konfrontiert: Fußball-Abteilungsleiter Englbert Fürst steht mit seinen Kickern beispielgebend für die Nöte eines wachsenden Vereins in einer wachsenden Gemeinde. Foto: Hettich
Sportlich erfolgreich, aber mit reichlich Infrastruktursorgen konfrontiert: Fußball-Abteilungsleiter Englbert Fürst steht mit seinen Kickern beispielgebend für die Nöte eines wachsenden Vereins in einer wachsenden Gemeinde. Foto: Hettich

Brunnthal schlägt Alarm: "Es brennt lichterloh"

Dringender Hilferuf an die Gemeinde

Der Dauerregen, der am Sonntagnachmittag auf das Sportgelände des TSV Brunnthal herniederprasselte, machte die Malaise des traditionsreichen und in diversen Sparten so erfolgreichen Vereins einmal mehr deutlich.

Die erste Fußball-Herrenmannschaft zerlegte im Dauerregen beim 5:0 im Kreisligamatch den bemitleidenswerten Gegner aus Hausham nach allen Regeln der ambitionierten Fußballkunst und strebt nach der ersten Halbserie als derzeit Tabellenzweiter künftig wohl höhere (Bezirksliga-)Weihen an. Doch das Umfeld konnte mit der Ambition nicht so wirklich mithalten.

„Schau mal her, wie kaputt der Rasen ist. Da stehst du knietief in der Soße!“ Englbert „Bertl“ Fürst ist als Abteilungsleiter und Tausendsassa bei den Fußballern des TSV ein echter Evergreen und litt besonders in der Endphase der sportlich einseitigen Partie merklich mit der sich fast auflösenden Rasenfläche am sonst so schmucken Hauptplatz. „Unvorstellbar, wenn hier nachher noch – wie geplant – die zweite Mannschaft gespielt hätte“, sagt Fürst kopfschüttelnd. Die war auf den Ergänzungsplatz im Norden der Gemeinde ausgewichen – allerdings hauptsächlich aufgrund eines neuerlichen Infrastrukturproblems im Verein. „Beim Bau des Zauns am Hauptlatz wurde wohl ein Stromkabel beschädigt. Deshalb haben wir heute Flutlichtausfall und die Zweite kann hier heute Abend eh nicht mehr spielen“, sagt Fürst mit sorgenvoller Miene.

Nicht nur die Fußballer sind betroffen

Das mit dem räumlichen Problem zieht sich beim TSV Brunnthal durch Teams und Sportarten. Die Fußballer etwa müssen terminlich schwer zaubern, um den Trainings- und Spielbetrieb für die sechs ehrgeizigen Nachwuchsmannschaften und die zwei ambitionierten Herrenteams überhaupt sicherstellen zu können. Es fehlt deutlich an den Strukturen im Ort.

„Ein Kunstrasenplatz war in der Vergangenheit immer wieder geplant, musste aber bislang anderen Projekten weichen“, erzählt Matthias Amtmann, in seiner Doppelfunktion als TSV-Vorsitzender und Gemeinderat (UBW) ganz nah dran an den Befindlichkeiten.

„Eine Mehrzweckhalle beziehungsweise eine Dreifachturnhalle spätestens bis 2021!“ So lautet es im Antragspapier des Vereins an die Adresse des Gemeinderates. „Entsprechende Mittel seien hierfür bereitzustellen.“ Fußball-Funktionär Fürst hat das Forderungspapier mit unterschrieben und gibt seinem Vorstand recht – geht aber noch einen Schritt weiter: „Wir brauchen beides. Halle und Kunstrasen.“

Gemeinschaftsprojekt mit Hofolding macht Sinn

Einig ist man sich beim TSV Brunnthal, unbedingt auch den Nachbarverein TSV Hofolding für eine gemeinsame Nutzung mit ins Boot zu holen. „Ein Standort zwischen Brunnthal und Hofolding wäre ideal für Halle und Kunstrasen“, sind sich Amtmann und Fürst einig. „Die Gemeinde verfügt ja dort auch über räumliche Ressourcen“, so Amtmann. Er fordert im Gespräch mit dem Münchner Merkur: „Wir brauchen eine klare Überplanung und ein ebenso klares Zeitkonzept.“ Nicht warten könne man, so Amtmann, „auf mögliche Realschulbau-Maßnahmen samt Sportzentrum als großer Zukunftslösung“, auf die Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) anspielt und einige Hoffnung legt. „Da ist der wohl realistisch avisierte Zeithorizont bis 2030 viel zu weit weg“, sagt Amtmann. Auch sei nach wie vor Höhenkirchen wohl der Standortfavorit.

Amtmann wird noch drastischer. „Es brennt lichterloh“, lautet seine beunruhigende Zwischenbilanz. Die Probleme seien mannigfach. „Einerseits freut es einen als Vereinsvorstand, dass aufgrund umfangreichen Zuzugs in die Gemeinde und toller Arbeit unserer Funktionäre, Trainer und Betreuer der Vereinssport beim TSV Brunnthal derartig stark und immer stärker nachgefragt wird“, sagt der TSV-Boss. „Binnen weniger Jahre“ sei der 1948 gegründete Mehrsparten-Verein (Fußball, Handball, Turnen, Badminton und jetzt auch Boxen) mit „zuletzt deutlich gewachsen“. Abzulesen sei dies besonders am erfolgreichen Wirken der Handballer und Turner.

Schulsport verdrängt Fußball und Handball

Aber: Dort wird auch die strukturelle Problematik besonders deutlich. Der TSV Brunnthal habe gerade für die vielen Kinder und Jugendlichen – laut Amtmann weit über die Hälfte der rund 700 Mitglieder – „viel zu wenig Platz“. Die enge Schulturnhalle, vis-á-vis des 1986 entstandenen, stark frequentierten und ebenfalls bereits arg an räumliche Grenzen stoßenden Vereinsheims an der Jahnstraße, ist längst für den Vereinssport nicht mehr zeitgemäß. „Beispiel Turnen: Hier tummeln sich in kleiner Halle oft bis zu 40 Kinder gleichzeitig“, schüttelt Amtmann den Kopf. „Da wollen manche Leistungsturnen betreiben, andere einfach Spaß haben“, berichtet Amtmann von den Problemen der Turner aus der Sicht von Abteilungschefin und Vorstandskollegin Susanne Hofmann. Das sei kaum zu koordinieren.

Beim Handball sei die Entwicklung fast noch bedenklicher. „Seit der Gründung vor vier Jahren sind die richtig erfolgreich“, weiß der Polit-Funktionär. Aushängeschild ist die weibliche B-Jugend, die es nach souveräner Bezirksoberliga-Meisterschaft bereits in die Nachwuchs-Landesliga geschafft hat. Auch das noch junge Damenteam strebt als souveräner Bezirksklassen-Tabellenführer nach Höherem. Auch bei den Jungs und den Herren tut sich einiges. „Rund 150 Aktive haben wir allein beim Handball“, verrät der Vorstand. Trainiert werden müsse anderswo – wie etwa am Gymnasium Höhenkirchen. „Doch auch da sind die Raumressourcen für Fußball und Handball zugunsten des Schulsports beschränkt worden“, blasen Amtmann und Fürst ins selbe Horn.

"Wir brauchen neue Strukturen"

Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen seien längst angedacht. „Ich habe große Angst, dass vor diesem Hintergrund der Handball und anderes beim TSV Brunnthal gleich wieder kaputt geht“, sagt Amtmann.

Auch Zukunftsprojekte wie der mögliche Aufbau einer Volleyball-Abteilung lägen auf Eis. „Und ewiges ,Drei gegen Drei‘ in der Schulturnhalle mit 20 Kindern einer Mannschaft und damit viel Leerlauf ist auf Dauer auch nichts für den Fußball“, ergänzt Fürst. „Für teures Geld“ habe man sich für das Wintertraining der Kicker ganz aus Brunnthal zurückgezogen und sei gezwungen, Kunstrasen-Plätze in der Sportschule Oberhaching anzumieten. „Das kannst du aber im Nachwuchs nicht machen, da zeigen dir die Eltern einen Vogel“. Argument: zu kalt für die Kleinen und mit hohen Kosten verbunden.

„Wir brauchen neue Strukturen für den Sport vor Ort und einen klaren Zeitplan aus dem Rathaus“, sind sich Fürst und Amtmann einig. Sonst gehe wohl das Licht aus. Nicht nur das Flutlicht – wie am Sonntag.

Thema im Gemeinderat

Die Strukturprobleme beim TSV und im Brunnthaler Sport sind am heutigen Mittwoch unter anderem Thema der öffentlichen Sitzung des Brunnthaler Gemeinderats (19.30 Uhr, Rathaus).

Aufrufe: 08.11.2017, 13:10 Uhr
Harald Hettich - Münchner Merkur (Süd)Autor