2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Tage von Wolfgang Schellenberg an der Grünwalder Straße sind gezählt. Foto: Sven Leifer
Die Tage von Wolfgang Schellenberg an der Grünwalder Straße sind gezählt. Foto: Sven Leifer

Wie geht's weiter? Fragen und Antworten zum Schellenberg-Aus

Beben in der Löwen-Jugend

Besinnlichkeit und 1860 passen nicht zusammen. Auch in der spielfreien Vorweihnachtszeit liefert der Verein Kontroverses. Wie berichtet, steht Wolfgang Schellenberg (46) bei den Löwen vor dem Aus.

Der Chef des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) wurde von Geschäftsführer Markus Fauser bereits über die beschlossene Trennung informiert und sprach von einem „Schock“. Eine offizielle Bestätigung der Löwen gab es am Montag nicht, sie soll am Dienstag erfolgen.

Die tz beantwortet die wichtigsten Fragen zum Schellenberg-Aus:

Was wird Schellenberg vorgeworfen?

Grund für die Trennung seien ausbleibende Erfolge in der Jugendarbeit. Der Doppelabstieg der U19 und U17 aus der Bundesliga wird vor allem ihm angekreidet. Für die beiden Mannschaften läuft es auch in dieser Bayernliga-Saison nicht wirklich. Die U19 hat auf Spitzenreiter Ingolstadt acht Punkte Rückstand. Die U17 liegt zwar nur drei Zähler hinter der Spitze, kürzlich gab es allerdings ein peinliches 1:1 gegen Unterhaching II. U19-Trainer Christian Wörns zeigte sich dennoch überrascht von der Schellenberg-Entscheidung. „Wir haben ein sehr gutes, von Vertrauen geprägtes Verhältnis“, sagt Wörns zur tz. Die fehlenden Erfolge in der letzten Zeit sind aber nicht die einzigen Gründe für die Trennung. Das Verhältnis zwischen Schellenberg und Daniel Bierofka soll schon seit Längerem nicht mehr intakt sein. Seit einem Zerwürfnis über die Ausbildungsphilosophie der Löwen zu Bierofkas U21-Zeit ist die Harmonie dahin. Auch mit Chefscout Jürgen Jung, der kommissarisch Schellenbergs-Amts übernehmen soll, gibt es keinen Konsens über die Zukunft der Löwen. Intern ist von einem Machtkampf die Rede. Jung wollte sich am Montag nicht äußern.

Was sind Schellenbergs Erfolge?

Die Entscheidung des Vereins stößt nicht nur auf Zustimmung. Schellenberg ist ein loyaler Löwe und sitzt im Betriebsrat. Im Internet gibt es sogar einen Aufruf von Löwen-Fans mit dem Hashtag #SchelleMussBleiben. Der Grund: Mit dem Namen Schellenberg, der mit Unterbrechungen seit 1997 für den Verein tätig ist, werden auch die Talente in der Vergangenheit in Verbindung gebracht. Etwa die Bender-Zwillinge, Julian Weigl oder Kevin Volland. Ein Marius Wolf wirbelt mittlerweile in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt, Florian Neuhaus hat für Zweitliga-Aufstiegsaspirant Düsseldorf bereits vier Tore erzielt. Im Sommer rettete der Verkauf von Verteidiger Felix Uduokhai nach Wolfsburg die Löwen. Der Innenverteidiger ist dort in seiner Debüt-Saison gesetzt. Aber auch Timo Gebhart, der mittlerweile wieder Hoffnungsträger der Löwen ist, wird Schellenberg angerechnet.

Wie wichtig ist das NLZ für die Löwen?

Die Verkäufe von Talenten sicherten den Löwen in der Vergangenheit oft die Lizenz. Die Wichtigkeit der preisgekrönten Löwen-Jugendarbeit zeigt sich auch im Streit zwischen e.V. und Hasan Ismaik. Der Investor würde die Jugend am liebsten komplett in die KGaA überführen, der Verein beruft sich auf die Lizenzordnung, die dies untersagt. Stattdessen würden es einige am liebsten sehen, wenn auch die U19 Teil des e.V. würde.

Wie geht es jetzt weiter?

„Der Posten muss unbedingt neu besetzt werden. Die Trainer brauchen einen Ansprechpartner, außerdem findet gerade die Zertifizierung der NLZs statt“, sagt Wörns. Ein Name, der an der Grünwalder Straße gehandelt wird ist nach Informationen der tz Dieter Märkle. Von 2008 bis 2010 war der 55-jährige Schwabe Trainer der Löwen-U21. Drei Jahre leitete er das NLZ des FC Augsburg. Derzeit ist er bei den Stuttgarter Kickers angestellt. Auf tz-Nachfrage wollte er sich am Montag nicht äußern.

Es gibt im Jugendbreich viel zu tun. Wörns hatte der U19 nach dem 1:4 gegen Spitzenreiter Ingolstadt, was wohl das Ende der Aufstiegshoffnungen bedeutete, der Mannschaft fehlende Werte vorgeworfen. „Wir müssen daran arbeiten und uns neu aufstellen“, fordert er. Schellenberg wird bei der Neuausrichtung nicht mehr dabei sein.

Aufrufe: 011.12.2017, 18:12 Uhr
Florian Fussek und Ludwig Krammer - tzAutor