München - Von einer Krise zu reden, wäre vermessen. Von einem Durchhänger muss man beim TSV 1860 derzeit aber sprechen, denn der Spitzenreiter schwächelt. Drei Pleiten aus den letzten fünf Partien klingen nicht aufstiegsreif, in der Formtabelle dieser Zeit rangiert 1860 nur auf Rang zehn. Gut nur, dass die Verfolger ebenfalls ordentlich Punkte liegen lassen.
Zum Zuschauen ist derzeit noch einer verdammt, der den Löwen in diesen Tagen schmerzlich fehlt: Timo Gebhart (28). Anfang September riss ihm ein Muskelbündel im linken Oberschenkel, erst im Februar wird er wieder spielen können. Seine Aggressivität, seine Führungsqualitäten und sein Durchsetzungsvermögen gehen den Sechzgern ab, zuletzt beim 0:2 in Burghausen. Und in Gebhart rumort es. „Jeder Spieler, auch ich, muss sich fragen: Gebe ich wirklich alles?“, poltert die Löwen-Nummer 10 in der Bild. „Wir müssen noch mehr Biss und Leidenschaft zeigen. Genau das, was unser Trainer immer von uns fordert. Das ging uns zuletzt ein bisschen ab.”
Glasklare Worte des Führungsspielers, der bis zu seiner Verletzung in zehn Pflichtspielen fünf Tore erzielt und vier weitere aufgelegt hatte und der seine Rückkehr kaum noch erwarten kann. Der weiß-blaue Motor stottert, doch das muss sich schleunigst ändern. Gebhart: „Wir müssen die Spiele jetzt wieder dominieren. Die Qualität dazu haben wir.”
Jan Mauersberger hatte zuletzt gemeint, der TSV 1860 benötige im Winter keine Neuzugänge, hatte für diese Äußerung aber von Daniel Bierofka einen Rüffel kassiert. Zurecht, wenn man Gebahrt zuhört: „Vereinspolitik muss uns Spielern scheißegal sein. Wir müssen uns auf das Sportliche konzentrieren, Gas geben und den Mund halten.“ Grundsätzlich gibt es bei den Löwen finanziellen Spielraum, um auf dem Transfermarkt noch einmal aktiv zu werden.
An die Löwen werden hohe Erwartungen gestellt, auch wenn die junge Mannschaft bei den Fans immensen Kredit hat. In Gebharts Augen sind diese Erwartungen aber gerechtfertigt, da 1860 die Qualität hat oben zu bleiben und nach dem doppelten Abstieg am Saisonende den entgegengesetzten Weg einzuschlagen.