2024-05-10T08:19:16.237Z

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Abgegrätscht: 1860-Kapitän Felix Weber gewinnt einen Zweikampf im Spiel gegen Preußen Münster. Rabuser
Abgegrätscht: 1860-Kapitän Felix Weber gewinnt einen Zweikampf im Spiel gegen Preußen Münster. Rabuser

Felix Weber aus Ohlstadt: Der bodenständige Ober-Löwe

24-Jähriger geht in seine dritte Saison als Kapitän des TSV 1860 München

Felix Weber hat geschafft, wovon viele Kinder träumen: Der 24-Jährige aus Ohlstadt verdient sein Geld als Fußballprofi. Für den TSV 1860 München geht der Innenverteidiger in seine dritte Saison als Kapitän des Traditionsvereins.

München – Noch einmal schraubt sich Felix Weber in die Höhe. Noch einmal verlängert er einen Ball in Richtung gegnerisches Tor – und noch einmal bekommen die Münchner Löwen die Chance auf den Siegtreffer. Doch drischt Sascha Mölders das Leder aus wenigen Metern über den gegnerischen Kasten. Nix war’s mit Webers erster Torvorlage im Profifußball. „Schade“, sagt der Innenverteidiger aus Ohlstadt. „Der Zeitpunkt wäre nicht der schlechteste gewesen.“

So bleibt es am Freitagabend beim 1:1 zwischen dem TSV 1860 und dem SC Preußen Münster zum Saisonauftakt der Dritten Liga. Ein Ergebnis, das für Weber in Ordnung geht. „Klar, wir hätten das Ding am Ende auch gewinnen können“, sagt er. Aber dürfe man den Auftritt der Löwen in der ersten Halbzeit nicht vergessen. „Das war nix.“ Zu lethargisch, zu unkreativ agierten sie. Für Weber jedoch nur bedingt überraschend. „Ins erste Spiel finden wir immer schwer rein.“

Weber marschiert vorneweg

Dafür, dass seine Mitspieler in den kommenden Wochen ein wenig schneller auf Betriebstemperatur kommen, ist Weber mitverantwortlich. Der 24-Jährige geht in seine mittlerweile dritte Saison als Löwen-Kapitän. Zunächst in der Regionalliga, nun das zweite Mal in Liga drei. Der Ohlstädter marschiert vorneweg. In jedem Spiel, in jedem Training. „Du musst immer Gas geben“, betont er. „Mit locker-locker geht da nix.“ Nur so schafft er sich Akzeptanz bei seinen Mitspielern – über Leistung und Einsatz. Was Weber nach eigener Ansicht gut gelingt. „Ich habe ganz klar das Gefühl, dass mich jeder als Kapitän respektiert.“ Allen voran Trainer Daniel Bierofka, mit dem er schon früher in der Zweiten Mannschaft des TSV zusammengearbeitet hat. Als es vor rund zwei Wochen darum ging, die Binde für die anstehende Spielzeit zu vergeben, vergewisserte sich der ehemalige Löwen-Profi nur kurz bei Weber, ob dieser denn auch weiterhin Kapitän bleiben wolle. Weber willigte ein, erledigt war die Sache. „Hat vielleicht zehn Sekunden gedauert.“ Schön, wenn’s so einfach geht.

Vertrauen, das Weber auch in seinem Elternhaus spürt. Mama Martina und Vater Markus sitzen wenn irgendwie möglich bei jedem Heimspiel im Grünwalder Stadion. Auch die Geschwister Steffi und Tobias sowie die Freunde aus Ohlstadt fahren regelmäßig zu Partien der Sechziger nach München. „Das ist extrem schön“, sagt Weber. Während der 90 Minuten blendet er zwar aus, wer um ihn herum auf der Tribüne sitzt. Doch führt ihn der Weg nach Abpfiff in der Regel so schnell wie möglich in Richtung des Ohlstadt-Lagers. Besonders nach schmerzlichen Niederlagen ein wohltuendes Umfeld. „Da tut es gut, gleich in ein paar vertraute Gesichter zu blicken und ein bisserl zu ratschen.“

Starke Verbundenheit zur Ohlstädter Heimat

Im Allgemeinen ist die Heimatverbundenheit bei Weber stark ausgeprägt. Wann immer es sein eng getakteter Terminplan als Fußballprofi erlaubt, zieht’s ihn nach Ohlstadt. Auch bei Spielen des heimischen SVO trifft man Weber regelmäßig an. „Ich bin sehr gerne daheim.“ Jüngstes Beispiel: In der Sommerpause flog er nicht wie manch ein Kollege durch die Welt. Die freie Zeit verbrachte er mit seinen Spezln, wanderte auf den Heimgarten, besuchte das Weinfest und hielt sich im örtlichen Kraftraum fit. „Mehr brauch’ ich nicht.“ Der Ober-Löwe – sympathisch bodenständig.

Möglich ist dies natürlich nur aufgrund der Nähe von Arbeitsplatz und Heimat. „Eine Top-Konstellation.“ Und eine, die Weber inzwischen schon 15 Jahre lang vorfindet. Seit der E-Jugend spielt er für den Münchner Traditionsverein. Ob dies auch in Zukunft so bleibt, wird sich im Laufe der kommenden Monate zeigen. Webers Vertrag endet nach der Saison. Gespräche bezüglich einer Verlängerung gab es bisher keine. „Wir werden uns im Winter zusammensetzen“, vermutet Weber. Trotz aller Verbundenheit und der Vorteile fürs Privatleben schließt er nicht aus, irgendwann auch einmal für einen anderen Klub aufzulaufen. Denn eines ist für ihn klar: „Ich will Zweite Liga spielen.“ In naher Zukunft wohl ein schwieriges Unterfangen mit den Löwen, das ist Weber bewusst. „Heuer geht’s für uns nur um den Klassenerhalt.“ Doch wer so lange an der Grünwalder Straße ein- und ausgeht, der weiß, dass sich dort die Umstände schnell ändern können – in alle Richtungen. Daher betont Weber: „Nochmal mit Sechzig aufzusteigen – das wäre ein Traum.“

Aufrufe: 025.7.2019, 08:00 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Simon NutzingerAutor