2024-05-02T16:12:49.858Z

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Türkgücü-Spieler Stephan Thee, umzingelt von Kickern des FC Unterföhring. 	 lakoPress
Türkgücü-Spieler Stephan Thee, umzingelt von Kickern des FC Unterföhring. lakoPress

Türkgücü in der Höhle der Löwen

Alle Infos zum Einzug ins Grünwalder Stadion

Der Fußballverein Türkgücü-Ataspor München wird nächstes Jahr im städtischen Stadion an der Grünwalder Straße spielen. Die Bundesliga-Frauen des FC Bayern werden dann in den Bayern-Campus umziehen. Auf diesen Kompromiss haben sich TSV 1860, FC Bayern und Türkgücü nach mehreren Gesprächen mit der Stadt geeinigt.

Den Türken stößt schon seit Jahren bitter auf, dass sie ihre Heimspiele nicht in München austragen können. Derzeit kickt Türkgücü-Ataspor im Exil, im Stadion des SV Heimstetten. Das ist zwar regionalliga-tauglich, liegt aber eben vor den Toren der Stadt. Kurzzeitig kam die Idee auf, am Fußballplatz der Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße eine Tribüne zu installieren. Dort sind die Türken gemeinsam mit anderen Vereinen untergebracht. Doch eine interne Prüfung der Stadt ergab, dass sich Bezirkssportanlagen nicht eignen. Vor allem, weil dort die vom Verband geforderte Trennung von Heim- und Gäste-Fans nicht funktionieren würde.

Nun aber steht der SV Türkgücü-Ataspor als unangefochtener Spitzenreiter der Bayernliga-Süd kurz vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Die Türken pochten deshalb vehement auf den Einzug ins Grünwalder Stadion. Als Münchner Verein habe man das gleiche Recht, dort spielen zu dürfen, wie andere Vereine, so der markige Spruch aus dem Vorstand. Zudem sei es das einzige regionalligataugliche Stadion im Stadtgebiet. Und der FC Bayern habe mit dem Campus an der Ingolstädter Straße doch eine wunderbare Ausweichstätte.

Doch der Rasen auf Giesings Höhen ist im Stress. Hier tragen die Fußballerinnen des FC Bayern ihre Bundesligaspiele aus, hier tritt Drittligist 1860 gegens Leder und auch die Bayern Amateure kommen für ihre Viertliga-Partien hierher. Mit noch einer hochrangigen Elf würde es also ausgesprochen eng. „Die volle Nutzung durch vier Mannschaften übersteigt die Kapazität des Stadions“, erklärt das Sportreferat. Unter anderem könnte die für diese Spielklassen nötige Rasenqualität nicht mehr gewährleistet werden.

Es bleibt nun bei drei Teams, allerdings im Wechsel-Modus. Die Löwen und die Bayern-Amateure sind gesetzt, bis zur Winterpause bleibt die Frauenmannschaft der Bayern im Stadion und Türkgücü nutzt eine andere Spielstätte. Danach suchen sich die Bundesliga-Damen eine Alternative und Türkgücü zieht ein. Diese Regelung gilt auch für den Fall, dass das Bayern II-Team in die dritte Liga aufsteigt. „Das ist eine Lösung, die für alle Vereine zufriedenstellend ist und auch die Belange der Anwohnerschaft wahrt“, glaubt Stadtschulrätin Beatrix Zurek. Bei einem runden Tisch hatten Anlieger vor Kurzem deutlichen Frust über die Zustände und Belästigungen an den Spieltagen geäußert. Türkgücü-Ataspor hat nach eigenen Angaben in Heimstetten derzeit bis zu 400 Zuschauer, für die Regionalliga erwartet man wesentlich mehr.

Die ausgehandelte Regelung gilt erstmal nur für die kommende Spielzeit. Die SPD-Rathausfraktion hat einen Antrag auf Umbau einer Bezirkssportanlage zu einem Amateur-Stadion für München gestellt. „Das Sportamt soll mal schauen, welche Anlage eventuell ligatauglich ausbaufähig wäre“, sagt die sportpolitische Sprecherin Verena Dietl (SPD). Da sei vor zig Jahren schon mal die Sportanlage an der Demleitnerstraße in Untersendling, auf der der FC Wacker München seine Heimat hat, im Gespräch gewesen. Auch das Dante-Stadion, in dem die Bundesliga-Footballer Munich Cowboys spielen, wäre vielleicht eine Option. Man brauche endlich eine dauerhafte und zukunftsfähige Heimat, fordern die Türkgücü-Vereinsverantwortlichen. Schließlich soll die Regionalliga nicht die Endstation sein. Türkgücü strebt nach Höherem, will langfristig sogar bis in die zweite Bundesliga aufsteigen. Für die Regionalliga wurde extra Reiner Maurer, Ex-Trainer des TSV 1860, als Coach verpflichtet. Für solche ehrgeizigen Ziele braucht man aber auch Einnahmen, zum Beispiel aus Bandenwerbung, sowie durch TV-Übertragungsmöglichkeiten.

Aufrufe: 01.3.2019, 18:21 Uhr
Münchner Merkur /Autor