2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Ibo Bozkurt starb mit 61 Jahren. Den Mann mit dem wehenden Bart kannte im Münchner Amateurfußball jeder. KN
Ibo Bozkurt starb mit 61 Jahren. Den Mann mit dem wehenden Bart kannte im Münchner Amateurfußball jeder. KN

Sohn Mehmet mit emotionalem Appell: „Niemand soll Ibo vergessen“

Freunde nehmen Abschied von Amateurlegende „Ibo“

Für Ibrahim Bozkurt gab es nie den einen Fußball-Verein. Es gab nur „seine Kinder“. So nannte er die Amateurkicker in München. Wenn auf einem Fußballplatz jemand Hilfe gebraucht hat, war Bozkurt zur Stelle: beim SV Türkgücü-Ataspor, beim FC Anadolu, beim TSV Gräfelfing.

„Er hat seine Woche auf dem Platz verbracht. Er hat den Amateurfußball geliebt, weil er immer an der Basis helfen wollte“, erinnert sich sein Sohn Mehmet. Den Mann mit dem wehenden Bart am Spielfeldrand kannte im Münchner Amateurfußball jeder. Sie riefen ihn Ibo.

Selbst im Krankenhaus musste ihm sein Sohn regelmäßig die Ergebnisse von „seinen Kindern“ mitteilen. Ibo wollte am Ball bleiben – obwohl er um sein Leben kämpfte. „Er hat sich gefreut, dass der SV Türkgücü-Ataspor so erfolgreich war. Das hat ihm in dieser schweren Zeit Kraft gegeben “, erzählt Mehmet Bozkurt. Noch in der vergangenen Saison stand Ibo bei Türkgücü-Ataspor als Fan am Platz. Lange Jahre half er als Betreuer. „Für die Spieler im Verein war er wie eine Vaterfigur. Für sie hätte er alles getan“, erinnert sich Alper Kayabunar. Der Co-Trainer hat bei Türkgücü viele kommen und gehen sehen. „Aber der Ibo war immer da. In jedem Training und bei jedem Spiel. Selbst wenn es geschneit hat.“

Mehmet Bozkurt: „Ich bin allen dankbar, die an meinen Vater denken“

Die Nachricht von seinem Tod zeigt, wie wichtig Ibrahim Bozkurt für viele Menschen war. Über 300 Kommentare auf Facebook und unzählige Anrufe geben der Familie in der schweren Zeit Kraft. „Ich bin allen dankbar, die an meinen Vater denken. Niemand soll ihn vergessen“, wünscht sich sein Sohn Mehmet. In Erinnerungen bleiben unzählige Momente, die Amateursportler mit Ibrahim Bozkurt auf dem Fußballplatz erlebt haben. An einen erinnert sich Markus de Prato besonders. Bei einem Testspiel zwischen dem TSV Moosach und dem TSV Gräfelfing verletzte sich ein Spieler seiner Mannschaft. „Der Ibo ist mit seiner Eisbox über den Platz gelaufen und war noch vor unserem Betreuer beim Spieler. Ihm war es egal, dass der Verletzte nicht von seiner Mannschaft war. Er wollte helfen“, erzählt de Prato. Auch bei der Aufstiegsfeier des TSV Moosach sprang Ibo als gelernter Friseur ein. „Es stand fest, dass mein Bart wegkommt, wenn wir den Aufstieg packen. Zunächst hat mein Bruder Thomas mit der Rasur angefangen. Dann kam Ibo und meinte: Was machst du da für Mist? Gibst du mir, gehst du feiern“, lacht Markus de Prato.

Ibrahim Bozkurt war ein Gesicht des Münchner Fußballs. „Es fällt mir sehr schwer, mich damit abzufinden, dass ich ihm nicht mehr auf unseren Plätzen begegne“, sagt Berhard Slawinski vom BFV. Ibrahim Bozkurt starb mit 61 Jahren. Er hinterlässt seine Frau, zwei Söhne und zwei Töchter. Und etliche Amateurspieler. „Seine Kinder.“

Text: Christoph Seidl

Aufrufe: 010.10.2018, 10:35 Uhr
Münchner Merkur / Christoph SeidlAutor