2024-05-10T08:19:16.237Z

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Das fleißige Kraftpaket des SV Straelen

Der 23-jährige Zugang von TuRU Düsseldorf hat sich einen Stammplatz im Regionalliga-Team erkämpft.

Mit 14 Jahren verließ er die Schule, drei Jahre später hatte er seine Ausbildung zum Anlagentechniker abgeschlossen. Ganz nebenbei war Vedran Beric, der sich zu Saisonbeginn dem SV Straelen angeschlossen hat, immer schon ein hochtalentierter Fußballer.

Als Sohn eines Poliers und einer Köchin wuchs er mit seinen beiden Brüdern in der kroatischen Hauptstadt Zagreb auf und spielte in der gesamten Jugendzeit beim Erstligisten NK Lokomotiva Zagreb. Später trainierte er regelmäßig bei den Profis mit und stand kurz vor dem Sprung in die Jugendnationalmannschaft.

Doch soweit sollte es nicht mehr kommen. Denn im zarten Alter von 17 Jahren zog der junge Abenteurer von zu Hause aus und flog zu seinem Onkel nach Düsseldorf. „Heute sage ich, dass es ziemlich naiv von mir war, aber ich war schließlich noch sehr jung. Meine Eltern sagten nur, ich soll das machen, was mich glücklich macht. Ich wollte in Deutschland Fußball-Profi werden oder eine gute Arbeitsstelle finden. Ich habe gedacht, in Deutschland wäre alles einfacher.“

Die Umstellung von Zagreb nach Düsseldorf fiel dem jungen Mann nicht sonderlich schwer. Er fand sich schnell in der rheinischen Großstadt zurecht. Fußballerisch kam er beim Wuppertaler SV in der A-Jugend-Bundesliga unter, wo er als pfeilschneller Rechtsaußen schnell Stammspieler wurde. Sein Onkel war aus beruflichen Gründen weggezogen, der Junge hatte eine kleine Wohnung in Wuppertal. Es folgte der Wechsel in die Oberliga zur SSVg. Velbert, wo er viel Verletzungspech hatte und nicht so recht glücklich wurde.

„Ich lag fast drei Monate mit einem gebrochenen Mittelfuß im Bett. Das war für mich die Hölle. Denn ich sprach kaum ein Wort Deutsch und hatte keine Hilfe.“ Der junge Mann hatte viel Zeit zum Nachdenken und schwor sich, nicht aufzugeben. Seiner Mutter erzählte er immer, dass es ihm gut ginge. Eine Rückkehr nach Kroatien kam für ihn nicht in Frage – in seinem Heimatland hätte man ihn wahrscheinlich als Verlierer betrachtet.

„Vedo“, wie er von seinen Mitspielern genannt wird, bewarb sich auf ein Stellenangebot eines großen Lackproduzenten in Wuppertal, machte dort ein Praktikum, wurde übernommen und bestand die Gesellenprüfung als Chemikant. Parallel zur Arbeit kämpfte er sich nach seiner Verletzung zwei Jahre in der Kreisliga A beim VfB Schwelm auf den Sportplatz zurück.

Die dunklen Wolken verzogen sich langsam. Sein Leben in Deutschland fand immer häufiger auf der Sonnenseite statt. Es kam ein Angebot vom Oberligisten TuRU Düsseldorf. Die glücklichen Momente und den sportlichen Erfolg hatte er sich bis dahin hart erarbeitet. „Ich möchte mich an dieser Stelle ausdrücklich bei Dr. Roland Somborn bedanken. Er hat hinter mir gestanden und mir eine Arbeit ohne Schichtdienst besorgt.“ Somit konnte er den Vertrag bei TuRU Düsseldorf unterscheiben. Frank Zilles, damaliger Sportdirektor des Vereins aus dem Stadtteil Oberbilk, hatte sehr früh sein Potenzial erkannt und funktionierte ihn mit Erfolg zum Rechtsverteidiger um – Vedo zählte die nächsten zwei Jahre als gesetzt.

Im August 2019 beim Auswärtsspiel mit seiner TuRU an der Straelener Römerstraße wurde Hermann Tecklenburg auf den jungen Hochgeschwindigkeits-Fußballer aufmerksam und wollte ihn vom Fleck weg verpflichten. Vedo erteilte dem Straelener Präsidenten eine Absage. Schließlich hatte er noch einen Arbeitsvertrag bei der Wuppertaler Lackfirma. Doch Tecklenburg blieb hartnäckig und meldete sich nach der abgebrochenen Saison erneut bei ihm. Damit stand Beric vor einer schweren und richtungweisenden Entscheidung. Das Risiko eines Vereinswechsels war ihm bewusst, schließlich hatte er eine sichere Arbeitsstelle zu verlieren. Doch er wollte selber über sein Leben entscheiden, es sollte nicht einfach so an ihm vorbeiziehen – und er unterschrieb beim SV Straelen.

In der Vorbereitungszeit wurde er nur sporadisch eingesetzt. Auch zu Saisonbeginn zählte Straelens Trainer Benedict Weeks noch nicht auf den Neuzugang. Fabio Ribeiro, der in den ersten Pflichtspielen als Rechtsverteidiger zum Einsatz kam, sollte schließlich indirekt Beric’ Weg in die Startelf ebnen. Nach Ribeiros Roter Karte im dritten Spiel gegen Preußen Münster bekam der junge Flügelflitzer seine Chance – und packte diese sofort beim Schopf.

Vedran Beric spricht seit längerer Zeit fließend Deutsch, Freunde und Zufriedenheit hat er mittlerweile auch gefunden. Und der junge Fußballer hat einen außergewöhnlichen Musikgeschmack. Den Tag lässt er gerne einmal bei einem Glas Wein und klassischen Klängen von Franz Schubert ausklingen.

Aufrufe: 016.10.2020, 12:00 Uhr
RP / Heinz SpützAutor