2024-05-10T08:19:16.237Z

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Wie geht‘s weiter mit dem Amateurfußball in Bayern: Rainer Koch klärt über die mögliche BFV-Klage auf.
Wie geht‘s weiter mit dem Amateurfußball in Bayern: Rainer Koch klärt über die mögliche BFV-Klage auf. – Foto: mis

BFV-Präsident Koch: Klage-Klartext! Das will der Verband wirklich

Funktionäre beantworten alle Fragen

Die Vereine stimmen ab und im Fall der Fälle klagt der BFV. Aber wie läuft das? Präsident Rainer Koch und Schatzmeister Jürgen Faltenbacher beantworten alle Fragen.
  • Aufgrund ausbleibender Lockerungen steht der Re-Start des Amateurfußballs in Bayern auf der Kippe.
  • Der Bayerische Fußballverband (BFV) will, sollte das im Sinne der Vereine sein, die notwendigen Voraussetzungen gerichtlich erwirken.
  • Präsident Rainer Koch und Schatzmeister Jürgen Faltenbacher beantworten nun alle Fragen zur Abstimmung und der möglichen Klage.

München – Unter Moderation von Sonja Kienzler, Leiterin der BFV-Geschäftsstelle Niederfranken, haben Jürgen Faltenbacher, Schatzmeister des BFV, und Präsident Rainer Koch über Beweggründe, Zielsetzung und Erwartungen der im Raum stehenden Klage gegen die bayerische Landesregierung informiert. Die ausbleibenden Lockerungen in Bayern machen einen möglichen Re-Start der Amateur-Saison zum 19. September scheinbar unmöglich. Für den Verband und viele Vereine ein Horror-Szenario, die Spielzeit noch weiter aufzuschieben.

Bevor das Thema Klage-Abstimmung jedoch konkret angegangen wird, richtet Rainer Koch einige einleitende Worte an die zugeschaltenen Vereinsvertreter. Es sei derzeit schwierig, als Verband Politik zu betreiben, beklagt er. Die Fülle an unterschiedlichen Positionen könne das Bild erzeugen, der BFV handle nicht im Sinne seiner Mitglieder. „Deshalb fragen wir jetzt die Vereine“, zog der Jurist den Schluss, weitere Entscheidungen des Verbands auf eine breite Basis zu stellen. Im Fall der Fälle steht am Ende eine Klage gegen die Corona-Maßnahmen der bayerischen Landesregierung, den Amateurfußball betreffend.

Re-Start: Rainer Koch stellt BFV-Ziel klar – „Spielbetrieb schnellstmöglich ermöglichen“

Obwohl das Ergebnis der Abstimmung selbstverständlich abgewartet und bei jedwedem Ausgang akzeptiert werden müsse, formuliert Rainer Koch das Verbands-Ziel eindeutig. „Den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder ermöglichen. Aber nur, wenn die Vereine das wirklich wollen.“

Mittlerweile sei „Abwarten und Tee trinken“ aber einfach nicht mehr genug, beschreibt der Präsident den Entschluss, die Klage in den Raum zu werfen. Der Fußball müsse seine Stimme erheben und eine eindeutige Forderung stellen. Man müsse dabei „der Minderheit vermitteln, dass die Mehrheit eine klare Position hat.“ Ein Gefühl, der BFV habe eine recht konkrete Vorstellung, wie sich diese Position der Mehrheit werde, lässt sich hier schwerlich verdrängen. Die Reaktionen vieler Vereine auf die weiter ausbleibenden Lockerungen sind vielmals ebenso eindeutig - auch die Gegenseite wird allerdings stark vertreten.

Klage gegen die Regierung? BFV will gar nicht vor Gericht – aber Position der Basis vermitteln

Dann ordnet Rainer Koch das aktuelle Vorgehen ein und sorgt damit bei einigen Teilnehmern sicherlich für die erste Überraschung der Info-Veranstaltung. „Die Zielsetzung ist, am Ende nicht vor Gericht gehen zu müssen“, erläutert er. In erster Linie gehe es momentan darum, die Position der Basis erkennbar zu machen: „Wir brauchen ein Ziel, das wir umsetzen können.“

„Das Nicht-Mitmachen ist das Schlechteste“, stellt Koch klar. Umso größer die Beteiligung, desto repräsentativer das Ergebnis der Abstimmung. „Wir wollen die Entscheidung auf eine breite Basis stellen“, unterstreicht das auch Jürgen Faltenbacher.

Amateurfußball im Ungewissen: Verband fordert Regierungs-Hinweis zum 8. September

Der bayerische Fußballverband fordert zum 8. September einen klaren Hinweis zur weiteren Behandlung des Amateurfußballs von der Landesregierung, schließen die Funktionäre ihre Erläuterungen ab, ansonsten werde man – sollte es die Abstimmung möglich machen – klagen. Oder zumindest mit dem Gerichtsgang drohen.

Am selben Tag wird der Verband das Ergebnis der Umfrage auch veröffentlichen. Gegebenenfalls auch mit Nennung der Vereinsnamen. Wieso die Bekanntmachung der Vereine von Nöten werden könnte, erläutern Koch und Faltenbacher nicht.

BFV: Zoff nach Klage gegen Landesregierung? Koch nimmt Vereinen die Sorge

Der Sorge, die Politik werde ungemütlich auf den Vorstoß des Fußballverbands reagieren, nimmt Rainer Koch indes den Wind aus den Segeln. Man begebe sich aktuell nicht auf Konfrontationskurs mit dem Kabinett.

Der Dialog, der mit Innenminister Herrmann bereits stattgefunden habe, sei in einer Demokratie auch bei unterschiedlichen Positionen möglich und sogar grundlegend, ordnet Koch ein, „es ist kein Angriff auf die Regierung, sondern ein Ringen um Sachpositionen.“

Fußball vs. Biergarten-Tour: BFV fordert Gleichbehandlung mit Kulturveranstaltungen

Die Verbands-Funktionäre werden nicht müde zu erwähnen, dass es beim Klageweg nicht darum gehe, eine Sonderbehandlung der Fußballer zu erwirken. Der BFV will: „Eine Gleichbehandlung mit Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel.“ Dafür sind in Bayern derzeit 200 bis 400 Personen zugelassen. Das fordert der Verband auch für Fußballplätze. Ähnlich bereits vor der Erlaubnis zur Durchführung von Testspielen geschehen.

Wieso darf in anderen Bundesländern gespielt werden? Weshalb geht – dieses Beispiel fällt überraschend häufig – die Band LaBrassBanda momentan auf große Biergarten-Tour in Bayern?

Unstimmigkeiten mit dem BLSV: Rainer Koch beklagt mangelnde Unterstützung

Konfrontationskurs schlägt Rainer Koch dann aber doch ein. Nicht gegen die Regierung, sondern in Richtung des Sport-Dachverband BLSV. Man hätte sich die Unterstützung vonseiten des Landesverbands sehnlich gewünscht, er habe sie aber nicht vorgenommen. Deshalb nun der Klage-Alleingang des BFV.

Um seinen Unmut auf den BLSV und dessen Präsident Jörg Ammon verständlich zu machen, lässt Rainer Koch einen Interview-Auszug zeigen. Ammon hatte erklärt, man müsse die ersten Schulwochen und die dann aktuellen Infektionszahlen abwarten, um eine Entscheidung über den Sportbetrieb fällen zu können. Das ist den Fußballern zu zurückhaltend. Derweil versendete der BLSV kurz vor dem Info-Seminar des BFV eine Mitteilung an seine Mitglieder, die Staatsregierung werde Mitte September eine Entscheidung verkünden. Ein Statement von Innenminister Herrmann, der darin die gute Zusammenarbeit lobt, hängt dem an.

Re-Start: Entscheidung am 14. September – sonst droht möglicherweise die BFV-Klage

Geschenkt. Sollte es im Sinne der Fußballvereine sein, wird der BFV Druck machen. Wenn bis zum 14. September nichts geschieht, droht die Klage. Eine große Sorge vieler Vereinsvertreter dabei: Hat das denn überhaupt einen Sinn? Dauert der Gerichtsweg nicht zu lange, um über ihn einen Spielbetrieb zum 19. September möglich zu machen.

Klage nicht zielführend? Koch verspricht schnelle Reaktion bei Gerichtsgang

Rainer Koch, ausgewiesener Experte, da Jurist, kann hier kompetent antworten. Ein „einstweiliger Rechtsschutz“ sei „innerhalb von wenigen Tagen zu erreichen“, klärt er auf. Das bedeutet, sobald eine Klage eingereicht ist, können die Regierungs-Maßnahmen bereits ausgesetzt und der Wettkampfbetrieb damit möglich gemacht werden. Ein Urteilsspruch muss dafür nicht abgewartet werden.

Umfrage des BFV: Keine Zuschauer, keine Alternative? „Hinterher Unterscheidungen machen“

Während der Online-Veranstaltung wird noch ein Kritikpunkt am Verband laut. Bei der Umfrage fehle die Möglichkeit, für einen Spielbetrieb ohne Zuschauer zu stimmen. Rainer Koch räumt ein, man habe diese Alternative bewusst nicht aufgenommen. Zum einen habe er vor einigen Wochen große Anfeindungen erfahren, als er dieses Szenario nur erwähnt hatte. Zum anderen wolle man eine geschlossene Position ermitteln und „hinterher Unterscheidungen machen“. Außerdem sei „niemand gezwungen, Zuschauer zuzulassen.“

Sollten Vereinsvertretern weitere Fragen auf der Seele brennen, stellen sich Jürgen Faltenbacher und Rainer Koch in den nächsten Tagen persönlich zur Verfügung. Sie versprechen, telefonisch in Kontakt zu treten. Präsident Koch werde, das beteuert er, auch während seiner Reise mit der Nationalmannschaft am kommenden Wochenende sicherlich Zeit finden, um mit den Fußballern zu telefonieren – zumindest eine SMS werde er in jedem Fall versenden können. (Moritz Bletzinger)

Aufrufe: 04.9.2020, 20:33 Uhr
Münchner Merkur / Moritz BletzingerAutor