2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
„Es war an der Zeit“: Frank Schmöller, seit fünf Jahren höchst erfolgreicher Trainer beim SV Pullach, wird den Bayernligisten zum Saisonende verlassen. Robert Brouczek
„Es war an der Zeit“: Frank Schmöller, seit fünf Jahren höchst erfolgreicher Trainer beim SV Pullach, wird den Bayernligisten zum Saisonende verlassen. Robert Brouczek

„Kein Abschied durch die Hintertür“ - Schmöller verlässt Pullach am Saisonende

Nach mehr als fünf Jahren ist für den 52-jährigen Erfolgstrainer des Bayernligisten Schluss

Der SV Pullach verabschiedet sich mit einem 4:2-Erfolg in die Winterpause. Nach der Partie wurde bekannt, dass SVP-Trainer Frank Schmöller in der nächsten Saison nicht mehr an der Linie stehen wird.

Seit fünf Jahren liefert Frank Schmöller beim SV Pullach hervorragende Arbeit ab, doch im Sommer ist Schluss: Der Trainer des Bayernligisten gab nach dem letzten Spiel des Kalenderjahres gegen die SpVgg Hankofen-Hailing bekannt, dass er zum Saisonende aufhört. Am 2. November 2013 trat der ehemalige Profi und Pokalsieger 1987 (mit dem Hamburger SV) seinen Posten an der Gistlstraße an. Nach Platz fünf zum Einstieg, als er nur in der zweiten Saisonhälfte auf der Bank saß, schaffte er mit den Raben dreimal Platz zwei und 2017 sogar die Meisterschaft in der Bayernliga Süd. Mit unserer Zeitung sprach der 52-Jährige über den Grund seines Abschieds, darüber was ihn in Pullach begeistert und auch über die einzige Unannehmlichkeit an der Gistlstraße.

Warum verlassen Sie den SV Pullach?

Es war an der Zeit, denke ich. Ich kann den Fußball nicht neu erfinden. Ich habe meine eigene Art und ich finde, du darfst dich als Trainer nicht verbrauchen. Die Spieler sollen nicht irgendwann bei meiner Ansprache die Augen verdrehen. Und ich will mich verabschieden, solange alles gut ist und den SV Pullach nicht irgendwann durch die Hintertür verlassen.

Das klingt nicht nach einem spontanen Entschluss.

Das war es auch nicht. Unser Manager Theo Liedl war schon seit längerem informiert. Ich würde es so sagen: Die Tage wurden kürzer und die Gespräche länger. Und er hat es verstanden.

Wann haben Sie es der Mannschaft gesagt?

Unmittelbar nach dem Hankofen-Spiel in der Kabine. Die Spieler haben es gut aufgenommen. Es war wohl auch keine sehr große Überraschung für die meisten.

Als Sie im Herbst 2013 zum SVP kamen, hieß es: Liedl und Schmöller, das kann nicht gut gehen. Sie haben mit Ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit das Gegenteil bewiesen. Beschreiben Sie doch mal Ihr Verhältnis.

Theo ist schon ein bisschen ein Alphatier und ich bin da auch nicht ohne. Aber zwischen uns passt kein Blatt Papier. Wir hatten komischerweise immer die gleichen Gedanken, auch, wie wir Fußball spielen wollen. Und eines muss ich betonen: Ohne Theo wären diese Pullacher Erfolge nicht möglich.

Was wird Ihnen aus der Zeit an der Gistlstraße besonders positiv in Erinnerung bleiben?

Ich bin dankbar, dass ich ein Teil dieser Pullacher Fußballgeschichte sein durfte. Ich habe hier ganz tolle Menschen kennengelernt, Superspieler mit Charakter, aber auch wunderbare Leute im Umfeld. Ich bin immer wieder begeistert und baff, wie die Spieler alles gegeben haben, obwohl die Situation in Pullach nicht ganz einfach ist.

Sie spielen darauf an, dass der Verein mangels einer den Verbandskriterien genügenden Spielstätte keine realistische Chance auf den Regionalligaaufstieg hat. Ist das vielleicht der große negative Aspekt Ihrer Zeit an der Pullacher Gistlstraße?

Nein, das ist einfach so und ich finde es eher positiv, wie die Mannschaft trotz dieser nicht vorhandenen Möglichkeit Vollgas gegeben hat. Wenn es etwas Negatives hier gibt, sind es die Duschen. Kein warmes Wasser, manchmal nur ein Rinnsal: Das nervt bei minus zehn Grad im Training.

Wie geht es für Sie im Fußball weiter?

Ich habe keine Pläne und ich habe mir auch noch keine Gedanken gemacht. Ich werde mich auch nirgends bewerben. Wenn ein Angebot kommt, schau ich mir das an. Aber es muss schon reizvoll sein.

Was nehmen Sie sich für den Saisonendspurt vor?

Ich will in diesem letzten halben Jahr richtig viel Spaß und maximalen Erfolg haben. Das heißt für mich: Platz zwei, denn Türkgücü (Spitzenreiter mit zehn Punkten Vorsprung; d. Red.) ist einfach zu stark. Und wir haben nicht diese Möglichkeiten. Wenn wir noch einmal unter die ersten drei kommen, war es eine großartige Saison. An der Motivation der Spieler zweifle ich jedenfalls nicht. Wenn einer meint, er kann es schleifen lassen, kann ich ungemütlich werden. Meine Ungemütlichkeit verliere ich nämlich nicht, auch wenn ich Abschied nehme.

Aufrufe: 03.12.2018, 09:26 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Umberto SavignanoAutor