2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielvorbericht
Mitt 44 Jahren ist jetzt Schluss: Ex-Löwen-Torwart Michael Hofmann. Foto: Robert Brouczek
Mitt 44 Jahren ist jetzt Schluss: Ex-Löwen-Torwart Michael Hofmann. Foto: Robert Brouczek

Hofmann: "Comeback? Höchstens in einer Back-up-Rolle"

Abschieds-Interview der Keeper-Legende

SV Pullach - In seinem letzten Spiel kann Torwart-Legende Michael Hofmann Bayernliga-Meister werden. Er sieht seine Zukunft als Trainer. Das Abschiedsinterview mit dem ehemaligen Löwen-Keeper.

Regionalliga-Aufstieg mit den Amateuren des TSV 1860 München, 82 Erstliga-Spiele und internationale Auftritte in der Champions-League-Qualifikation und im UEFA-Cup mit den Löwen, 92 Zweitliga-Einsätze für Sechzig und den SSV Jahn Regensburg, mit dem er den Aufstieg in die Zweiklassigkeit schaffte: Michael Hofmann kann auf eine ereignisreiche Torwart-Laufbahn über mehr als zwei Jahrzehnte zurückblicken. Bevor sich der 44 Jahre alte Keeper des SV Pullach am Samstag, möglichst mit dem Gewinn der Bayernliga-Meisterschaft, aus dem aktiven Geschehen verabschieden will, stellte er sich den Fragen des Münchner Merkur.

Unverhofft kommt oft: Nach dem 0:2 des FC Unterföhring bei der SpVgg Hankofen-Hailing ist für den SV Pullach die Meisterschaft plötzlich wieder zum Greifen nah.

Zuerst einmal muss man sagen: Wir hatten zur Winterpause 50 Punkte, waren 25 Mal Tabellenführer. Da sollte man eigentlich schon Meister werden. Aber dann hatten wir eben ein paar Spiele drin, wie gleich zu Beginn des Jahres gegen Heimstetten, als wir in der letzten Minute 0:1 verloren haben. Oder das 1:2 gegen Unterföhring, wo ich eine Flanke verpasse. Nun haben wir aber nochmal die Chance, die sollten wir wahrnehmen.

Unterföhrings Ausrutscher ist aber zugleich eine Warnung an Sie und Ihre Mannschaftskameraden, denn der letzte Gegner heißt ausgerechnet Hankofen-Hailing.

Dass es gegen die nicht leicht ist, haben wir schon beim 0:0 dort in der Vorrunde erfahren. Das ist überhaupt kein Selbstläufer, und auf ein Unentschieden kann man sowieso nicht spielen. Wir kommen außerdem, wie es unser Trainer Frank Schmöller schon richtig gesagt hat, auf der letzten Felge daher, auch ich hatte ab April mit dem Körper zu kämpfen.

Welchen Stellenwert hat denn eine Bayernliga-Meisterschaft überhaupt für einen ehemaligen langjährigen Profi am Ende einer so langen, ereignisreichen Karriere?

Ich würde mich auf jeden Fall genauso freuen wie vor 20 Jahren, als ich unter Peter Pacult mit den Amateuren von Sechzig aus der Bayernliga in die Regionalliga aufgestiegen bin. Es wäre für alle etwas Besonderes, denn wer kann sich schon Bayernliga-Meister schimpfen? Auch wenn man dann aus bekannten Gründen nicht aufsteigen kann, darf man sich da schon mal freuen.

Sie hatten ja schon mal Ihre aktive Laufbahn beendet. Könnte es sein, dass man Sie doch noch einmal irgendwo zwischen den Pfosten sieht? Es war zu lesen, ein Kreisligaverein wäre eine Möglichkeit.

Aus der Kreisliga hat der TSV Brunnthal mal angefragt. Aber das ist nicht angedacht. Körperlich würde es zwar noch ein, zwei Jahre gehen. Doch es gibt viele junge Torhüter, die spielen und sich weiterentwickeln sollen. Ich will als Torwart-Trainer arbeiten, meine Torwart-Schule aufbauen. Da gibt es viele Kontakte, auch zu Nachwuchsleistungszentren und Profivereinen. Es ist erst mal geplant, dass ich ein, zwei feste Stationen habe, an denen ich arbeite.

Der Landesligist SV Türkgücü-Ataspor hat Sie schon als neuen Torwarttrainer vermeldet.

Der Vorstand Hasan Kivran ist ein kompetenter Man. Er hat mich letztes Jahr schon angerufen, da stand ich aber bei Pullach im Wort. Und wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht. Jetzt hat er wieder angefragt, auch, ob ich als Torwart zur Verfügung stehe. Aber da habe ich klar nein gesagt. Höchstens in einer Back-up-Rolle, wenn beide Torhüter mal verletzt sind. Ich werde dort als Honorar-Torwarttrainer arbeiten.

Wie schafft man es eigentlich, mit 44 so fit zu sein und praktisch kein Gramm Fett auf den Rippen zu haben? Ist das Veranlagung oder eiserne Disziplin?

Kein Gramm Fett würde ich nicht mehr sagen. Aber ich habe schon immer versucht, mich zu disziplinieren, der gute körperliche Zustand war auch zu Profizeiten mein Faustpfand. Und gerade im fortgeschrittenen Alter ist das wichtig. Zwei Trainingseinheiten reichen da nicht. Es ist eine Frage des Willens. Aber ich merke natürlich inzwischen: Wenn ich ein, zwei Bierchen trinke, werde ich links und rechts gleich ein bisschen breiter. Andererseits: Wenn ich in meinem Alter, so wie ich es als Profi getan habe, auf alles verzichten würde, hätte ich keine hohe Lebensqualität. Und wir hatten mit Pullach einiges zu feiern, da muss man auch mal ein Bier trinken.

Gianluigi Buffon ist zwar rund fünf Jahre jünger als Sie, aber doch auch schon im fortgeschrittenen Torwartalter: Gibt es so etwas wie eine Solidarität unter den „Oldies“? Drücken Sie ihm fürs Champions-League-Finale die Daumen?

Ich habe ja sogar gegen Buffon gespielt, im November 2000 im Olympiastadion im UEFA-Cup. Das Hinspiel in Parma, bei dem ich auf der Bank saß, ging 2:2 aus, wir haben das Rückspiel leider 0:2 verloren. Danach habe ich die Handschuhe mit ihm getauscht. Die haben noch ihren Ehrenplatz im Keller neben all den anderen Erinnerungsstücken. Es würde mich schon freuen, wenn er alle Bälle von Ronaldo rausfischt und die Champions League gewinnt.

Was passiert am Samstag nach dem Abpfiff?

Da werde ich mit meinem Bier an der Gistlstraße sitzen und mich freuen, dass ich mich nicht mehr mit drei Trainingseinheiten in der Woche abrackern muss. Und hoffentlich haben wir dann die Meisterschaft gewonnen. Das wäre unserem Trainer Frank Schmöller, den jungen Spielern und natürlich unserem Manager Theo Liedl zu gönnen.

Aufrufe: 019.5.2017, 20:40 Uhr
Münchner Merkur (Süd) - Umberto SavignanoAutor