2024-05-23T12:47:39.813Z

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Bernhard Slawinski kontert der Kritik aus Pullach. Robert M. Frank
Bernhard Slawinski kontert der Kritik aus Pullach. Robert M. Frank

BFV-Macher Slawinski kontert die Kritik von Liedl und Schmöller

„Pullach bringt sich kaum in die Fußballfamilie ein“

Der SV Türkgücü-Ataspor sucht händeringend ein Stadion. Das hat auch BFV-Präsident Koch auf den Plan gerufen. Dafür hat ihn der SV Pullach scharf kritisiert. Der Konter vom Verband ließ nicht lange auf sich warten.

Der SV Türkgücü-Ataspor ist souveräner Tabellenführer in der Bayernliga und will nächstes Jahr in die Regionalliga aufsteigen. Was dem SV dazu fehlt, ist ein Stadion. Deshalb hat sich BFV-Präsident Dr. Rainer Koch für den Aufsteiger und dessen Bedürfnisse eingesetzt. Die Verantwortlichen des SV Pullach sind über diese Vorgänge erbost. Theo Liedl sprach von „Ungleichbehandlung“, weil sein Verein in den letzten Jahren keine Unterstützung bei der Stadionsuche vom Verband bekommen hat. „Ich habe die Leute, die für die Spielgenehmigungen zuständig sind, gefragt, ob sie uns helfen können. Aber da ist nie etwas gekommen“, ärgert sich der Pullacher Manager.

Auf diese Vorwürfe reagierte der Münchner Kreis-Vorsitzender am Freitag. Bernhard Slawinski attackiert Pullachs Manager Theo Liedl scharf. Er wirft ihm und dem Klub vor, dass sich der SV „sich kaum oder nur wenig in die Fußballfamilie einbringen und trotzdem lauthals über mangelnde Unterstützung“ beklagen würde.

So sollen die Pullacher beim Kreistag, bei dem aktuelle Probleme und Ideen diskutiert werden, mit Abwesenheit geglänzt haben. Außerdem wirft er dem SV Pullach vor, dass der Bayernligist nie aktiv auf den Verband zugegangen ist

Der Kreisvorsitzende verteidigt die Stadt München beim Thema „Grünwalder Stadion“, dass nur Münchner Stadtvereine und keine Landkreisvereine beherbergt. Slawinski bezichtigt den Pullachern fehlende Kooperation mit der regionalen Gemeinschaft, sowie dem regionalen Fußball.

Die Stellungennahme von Bernhard Slawinski im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Liedl,

mit großer Aufmerksamkeit habe ich Ihre Aussagen aus dem Artikel "Klage aus dem Isartal" in der Süddeutschen Zeitung zur Kenntnis genommen und lange darüber nachgedacht, ob ich überhaupt darauf reagieren soll, ob es sinnvoll ist, auf diese Art populistischer Parolen, die Ihnen an den Stammtischen ihren "verdienten" Applaus einbringen mögen, sich aber nicht im Ansatz an den Realitäten orientieren, zu reagieren.

Dies tue ich mit aller Offenheit, die ich als Vorsitzender im Fußball-Kreis München seit Jahren mit meinen ehrenamtlichen Mitstreitern lebe. Dabei scheue ich auch nicht vor vielleicht kritischen Einwürfen der Vereine zurück, sondern diskutiere diese gemeinsam mit den Vereinsvertretern auf Augenhöhe. So, wie es sich für mein Dafürhalten für Sportler gehört. Diese Offenheit praktiziert und lebt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) nicht erst seit gestern. Von Argumenten lassen wir uns alle überzeugen, verbale Fehltritte haltloser Natur weit unterhalb der Gürtellinie erschweren jedoch den Dialog, weshalb ich mich an Fakten orientiere, nicht an bewusst vielfältig interpretierfähigen, unkonkreten Aussagen.

Der SV Pullach, und das gehört für mich auch zu einem offenen Umgang, ist leider einer der Vereine im Fußballkreis, die sich kaum oder nur wenig in die Fußballfamilie einbringen und trotzdem lauthals über mangelnde Unterstützung klagen. So war der SV Pullach beispielsweise auch nicht auf dem Kreistag in diesem Frühjahr vertreten - eigentlich der Termin, um Weichen zu stellen, Ideen einzubringen, sie gemeinsam mit den Vereinen zu diskutieren und darüber offen abzustimmen. Übrigens auch mit unserem Präsidenten, der bekanntlich wiederholt auf allen 22 Kreis- und sieben Bezirkstagen Rede und Antwort gestanden hat und der stets bereit ist, sich mit Vereinsvertreten an einen Tisch zu setzen - egal, ob aus den B-Klassen oder der Regionalliga.

Im Übrigen ist es Usus, dass der jeweilige Spielleiter als Ligen-Verantwortlicher die Meisterehrungen durchführt, in 14 Jahren als Präsident hat Rainer Koch noch keinen Bayernliga-Meister geehrt - ganz nebenbei: auch in der Regionalliga hatte dies in der abgelaufenen Saison nicht der Präsident gemacht, sondern Josef Janker gemeinsam mit Jürgen Faltenbacher, der im BFV-Präsidium für den Ligen-Spielbetrieb in Bayern verantwortlich ist.

Weitere Möglichkeiten zu einem regelmäßigen Austausch waren zunächst auch die "Münchner Fußballstammtische" sowie die jeweiligen Spielgruppentagungen, außerdem erfolgt meinerseits wöchentlich ein Vereinsaustausch. Der BFV hat seine Zuständigkeiten bewusst so gegliedert, um den Vereinen bestmögliche Unterstützung zu bieten. Seit meiner Amtsübernahme 2014 habe ich immer wieder die Vereine in meinem Kreis und damit auch den SV Pullach über die erreichten Verbesserungen bei der Nutzung städtischer Anlagen informiert. In diesem Zusammenhang wurden auch grundsätzlich alle Vereine außerhalb der städtischen Zuständigkeit über meine Unterstützungsbereitschaft für nötige Maßnahmen bei Verhandlungen mit Kommunen in den jeweiligen zugehörigen Gemeinden und Städten informiert. Einige Vereine nahmen diese Angebote dankend an, andere - darunter Pullach - zeigten keinerlei Reaktion.

Es hat mich deshalb mehrfach verwundert, dass Sie sich - ohne aktiv unsere Unterstützung zu suchen - medial über die verzweifelte Stadionsuche beklagt haben und dies auch weiterhin unreflektiert tun. Unabhängig davon griff ich das Thema "Grünwalder Stadion" bei einem meiner Gespräche mit dem Münchner Sportamt auf. Die Position der Stadt München, keinem Verein, der außerhalb der politischen Stadtgrenzen zu Hause ist, eine Spielstätte in München zur Verfügung zu stellen, ist für alle nachvollziehbar. Unabhängig davon war und ist das Grünwalder Stadion ohnehin überbelegt.

Der im aktuellen SZ-Artikel genannte Vergleich mit dem SV Türkgücü-Ataspor hinkt zudem gewaltig. Alleine schon, weil es sich hier um einen Stadt- und bei Ihnen um einen Landkreis-Verein handelt. Bereits kurz nach seiner Amtsübernahme hat mich der Vorstand des SV Türkgücü-Ataspor, Hasan Kivran, kontaktiert und seine Planungen offen und transparent erörtert. In vielen Folgegesprächen und von mir initiierten Gesprächen mit der Stadt München wurde das Stadionthema schon sehr früh positioniert. Sie erlauben mir hier den Hinweis auf den SZ-Artikel vom 15. August 2018, der meine Position - im Sinne der Vereine aus Stadt und Landkreis! - hier deutlich zum Ausdruck bringt.

Bezugnehmend auf Ihre Verhandlungen mit der Gemeinde Neuried und nach meinem Kenntnisstand auch mit dem SV Heimstetten, dürfte ein Ausweichen dorthin an den von der Gemeinde Kirchheim vorgeschlagenen und von Ihnen - im Gegensatz zum SV Türkgücü-Ataspor - für nicht akzeptabel empfundenen Nutzungsgebühren gescheitert sein. Die Anlage des SV Neuried erfüllt aktuell nicht die erforderlichen infrastrukturellen Auflagen für den Spielbetrieb in der Regionalliga Bayern. Es wäre aber durchaus möglich gewesen, diese Anlage mit zu modifizieren. Dass weder die Gemeinde Neuried, noch der SV Neuried diesen Aufwand selbst tragen wollen, ist nachvollziehbar.

Die Beispiele vieler anderer Vereine aus der Regionalliga Bayern (Pipinsried, Eichstätt, Buchbach oder aus früheren Tagen auch Seligenporten, um nur ein paar Beispiele zu nennen), aber auch aus dem Kreis München zeigen jedoch immer wieder deutlich auf, dass man durch Kooperation mit der regionalen Gemeinschaft (Vereine, Verband), aber auch durch Integration in die regionale Fußballfamilie deutlich erfolgreicher agieren kann. Wie gering sich der SV Pullach beispielsweise mit dem regionalen Fußball identifiziert, zeigt für mich auch die von den betroffenen Vereinen stark kritisierte Verhaltensweise der 2. Herrenmannschaft aus der zurückliegenden Saison auf, die durch Nichtantritte und - wohl gemerkt, rechtlich einwandfreie - Einsätze von Spielern aus der Bayernligamannschaft aktiv Einfluss auf das Meisterschaftsergebnis in der Kreisklasse genommen hat. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie laut bei Ihnen in Pullach geschrien worden wäre, wären Sie betroffen gewesen.

Natürlich gilt meine Gesprächsbereitschaft weiterhin. Selbstverständlich steht dem SV Pullach die gleiche Unterstützung zu, wie jedem anderen Verein im Kreis München. Um die vielen Themen, in denen es für mich jedoch nicht nur um die Ligazugehörigkeit der 1. Herrenmannschaft geht, ist jedoch nicht nur das Interesse des Vereins erforderlich, sich aktiv in die Belange des Münchner Amateurfußballs einzubringen, sondern auch die Erkenntnis, dass so mancher Aktionismus auch Taten erfordert.

Mit sportlichen Grüßen

Bernhard Slawinski

Aufrufe: 023.11.2018, 18:02 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Markus AltmannAutor