2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Der SV Fortuna Regensburg (hier in grün-weißen Trikots im Spiel gegen Bach) sorgte für einige Überraschungen in der Saison. Foto: Christian Brüssel
Der SV Fortuna Regensburg (hier in grün-weißen Trikots im Spiel gegen Bach) sorgte für einige Überraschungen in der Saison. Foto: Christian Brüssel

Verkehrte Welt bei der Fortuna Regensburg

Der Regensburger Landesligist hebt sich von der Konkurrenz ab. Vor allem in der Fremde holt er seine Punkte.

Zweifellos die unberechenbarste Mannschaft der kürzlich abgelaufenen Saison in der Fußball-Landesliga Mitte war der SV Fortuna Regensburg: Das 1:6-Heimdebakel gegen den SC Ettmannsdorf, im Rückspiel sogar ein 0:6 sowie das Heim-2:5 gegen Schlusslicht SV Hutthurm. Dem steht entgegen: Binnen einer Woche der 2:1-Sieg gegen den SV Donaustauf und das 3:2 über den ASV Cham. Zwei Monate später stieg das Spitzenduo mit 84 bzw. 80 Zählern in die Bayernliga auf. „Da sieht man, dass von Sensation bis Blamage in dieser Saison alles drin war“, kommentiert Arber Morina, Abteilungsleiter, Spielmacher und Co-Spielertrainer in Personalunion, kopfschüttelnd die Extreme.

Die Fortuna ging als Fünfter (57 Punkte) über die Ziellinie – Morinas Fazit: „Allgemein sind wir zufrieden, wir hatten ja einen mittelgroßen Umbruch.“ Junges Blut wurde an die Isarstraße gelotst: Nico Käufer (mittlerweile 20 Jahre), Johannes Holler (20), Philip Bockes (18), Patrick Käufer (18), Tobias Scherzer (19) und Niklas Seitz (19, alle TSV Kareth-Lappersdorf) sowie Amir Bako (19, Jahn II), Tobias Zöller (21, Donaustauf), Dominik Feuersänger (21, Tegernheim) und Mario Cieslik (22, Polen). Freilich: Während der Saison trennte sich die Spreu vom Weizen, so dass der eine oder andere nicht mehr an Bord ist. Was immens ins Gewicht fiel: Mit Mahir Hadziresic (14 Startelfeinsätze, rätselhafte Kniebeschwerden) und Arber Morina (elf Spiele, Kreuzbandriss) fielen die Schlüsselspieler in der Offensive lange aus.


Probleme auf dem Heimplatz
Nichtalltäglich ist die Diskrepanz der Ausbeute: Zuhause 26 Punkte, auswärts deren 31. Die Erklärung hierfür liegt am heimischen Bonsai-Platz, wo die zahlreichen beim Jahn und Kareth ausgebildeten Spieler ihr taktisches Knowhow kaum in die Waagschale werfen können. Aufgrund der kurzen Wege mündet ein Zweikampf nahezu nahtlos in den nächsten, der Ballbesitz wechselt häufig. Großartige Spielgestaltung sei deshalb kaum möglich, erläutert Morina und fügt an: „Die Gegner kommen mit vielen langen Bällen zum Kontern vor unser Tor“, verdeutlicht der 32-Jährige, stellt aber auch klar: „Die Spiele sind immer chancenreich.“ In der Fremde indes profitiere man von den großen Plätzen. Die eigentliche Spielanlage – „wir sind eine Mannschaft, die gerne den Ball hat und das Spiel macht“ – sei leichter durchzubringen. Morina: „Bei Ballbesitz können wir unsere Technik und Schnelligkeit ausspielen.“ Zudem sei für den Gegner der Weg länger zum Fortuna-Gehäuse, „da hast du ein paar Sekunden mehr Zeit zum Verteidigen“.

Enttäuschend ist die Resonanz an der Isarstraße, obwohl das Vereinsgelände mitten im Wohngebiet liegt. Im Durchschnitt wurden 162 Besucher begrüßt, nur Ettmannsdorf hatte weniger Zuschauer. Die Verantwortlichen haben darauf mit einer Flyeraktion reagiert. Als im Februar der (große) Trainingsplatz völlig durchgeweicht war, machte das Trainerduo Zeiml/Morina aus der Not eine Tugend. Die Übungseinheit fiel aus, stattdessen hieß die Parole „Leute, ran an die Briefkästen“ – mit Fokus auf die Neubaugebiete am Brandlberg und in Schwabelweis. Die Akquise war auf den Nachwuchs ausgerichtet, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen den kargen Jugendbereich auf Vordermann zu bringen, zum anderen hoffen, dass die Kinder auch zu den Heimspielen der Landesliga-Truppe mit ihren Freunden und Eltern vorbeischauen.


Ärger im Vertragsverlängerung
Die Enttäuschung der Saison war das Hin und Her um Jasmin Abdihodzic. Das obligatorische Trainingslager im Februar in der Türkei beinhaltete auch die obligatorischen Gespräche von Trainer Helmut Zeiml, Teammanager Hans Meichel und Morina mit jedem einzelnen Spieler über die nächste Saison. „Jasmin hat mündlich und mit Handschlag verlängert“, berichtet Morina. Als der Abwehrspieler jedoch von Donaustauf ein Angebot erhielt, wollte Abdihodzic nachverhandeln. Meichel und Zeiml hätten im unisono zu verstehen gegeben, dass die Vereinbarung stehe. Abdihodzic unterschrieb beim SVD und wurde aufgrund des Wortbruchs sofort aus dem Kader entfernt.

Aufrufe: 028.5.2019, 07:00 Uhr
Gerd WinklerAutor