2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Ob der Linienrichter weiß, wohin der Weg des SV Cosmos Aystetten in der Landesliga führt? Auch nach dem Abgang von Torjäger Markus Gärtner hat der Aufsteiger mit Robert Markovic-Mandic und Maximilian Drechsler (von links) noch immer großes Offensivpotenzial.	   F.: Oliver Reiser
Ob der Linienrichter weiß, wohin der Weg des SV Cosmos Aystetten in der Landesliga führt? Auch nach dem Abgang von Torjäger Markus Gärtner hat der Aufsteiger mit Robert Markovic-Mandic und Maximilian Drechsler (von links) noch immer großes Offensivpotenzial. F.: Oliver Reiser

Ein Fingerzeig nach den ersten sechs Spielen

Setzt sich der kometenhafte Aufstieg des SV Cosmos Aystetten auch in der Landesliga fort?

Der Countdown läuft. In einer Woche beginnt für den SV Cosmos Aystetten das Abenteuer Landesliga. Die Sanierungsarbeiten am Sportgelände sind weitgehend abgeschlossen, die Vorbereitungen auf das Premierenspiel gegen den Bayernliga-Absteiger FC Gundelfingen laufen auf Hochtouren. Höchste Zeit, den kometenhaften Aufsteiger, der vor zwölf Jahren noch in der A-Klasse kickte, dem Kick-Off-Check zu unterziehen.

Hin & weg

Umfangreiche Personal-Austausch-Aktionen haben in Aystetten Tradition, da der Verein keine eigene Jugendarbeit betreibt, sondern der JFG Lohwald angehört. Da die Mannschaft schon vor der vergangenen Saison verstärkt wurde, hat sich das Wechselkarussell diesmal eher moderat gedreht. „Königstransfer“ ist Emre Kurt, der vom Regionalligisten FC Augsburg II kommt. In den höchsten Jugendklassen Kroatiens wurde Robert Markovic-Mandic ausgebildet. Beim A-Klassisten TSV Kriegshaber wurde er mit 42 Treffern Torschützenkönig. Auch Stefan Lukic oder der erst 17-jährige Safet Konakovic, der eigentlich noch A-Jugend spielen dürfte, sowie die kurzfristig engagierten Danny Dörr und Alexander Bernhardt gelten als Talente. Die bisherigen Abgänge von Lukas Hohenberger, Damian Canovic, Nemanja Ranitovic, Pascal Scherer und Michael Felder, von dem man sich getrennt hat, dürften damit mehr als kompensiert sein. Bedauert hat Trainer Marco Löring den Weggang von der Aystetter Symbolfigur Pham van Tuan zum SV Türkgücü Königsbrunn. „Er fehlt uns als Typ.“ Ein weiterer Typ war Markus Gärtner. Der Torjäger der letzten Saison (21 Treffer) hat sich kurz vor Rundenbeginn zum Ligakonkurrenten SV Mering abgesetzt. „Das tut weh und das ärgert uns“, schimpft Peter Billy, „das hatte keinen Stil.“

Coach & Co.

Ex-Profi Marco Löring (FC Augsburg, Union Berlin), der als Jugendlicher alle Auswahlmannschaften des DFB durchlief, geht in seine zweite komplette Saison beim SV Cosmos. Der 35-Jährige hat ein erfahrenes Kompetenz-Team mit Co-Trainer Gerald von Zehmen, den Torwarttrainern Klaus Zerbe und Alexander Canovic, den Betreuern Stefan Mayr und Michael de Bur sowie Teammanager Christian Geib hinter sich. Geib war in dieser Funktion zuletzt beim SV Thierhaupten tätig, soll sich um Sponsoren und die Öffentlichkeitsarbeit kümmern. Ein weiterer Neuzugang in der Mannschaft hinter der Mannschaft ist Peter Billy. Der langjährige Abteilungsleiter des in der Winterpause aufgelösten Bezirksligisten SV Stadtwerke Augsburg hat die Nachfolge seines im Januar verstorbenen Freundes Clemens Blank angetreten. Er kümmert sich nicht nur um die Angelegenheiten mit Spielern und dem Verband, sondern gemeinsam mit seiner Frau auch um die Gastronomie im selbst bewirtschafteten Sportheim. Außerdem wird Billy ein Auge auf die zweite Mannschaft werfen, die zuletzt immer wieder ein Sorgenkind gewesen ist.

Glücks- & Sorgenkinder

Aufgrund der Geschlossenheit seiner Mannschaft will und kann Marco Löring weder von Glücks- noch Sorgenkinder sprechen. Derzeit seien alle Spieler fit, nach dem Aufstieg alles positiv und die Stimmung gut. Zum Saisonstart fehlt lediglich Torhüter Valentin Coca (Urlaub). Ein Glücksfall für den SV Cosmos sei die Verpflichtung von Robert Markovic-Mandic. „Er ist ein Rohdiamant“, sagt Peter Billy und lächelt, „wir sollten ihm einen Fünf-Jahres-Vertrag geben.“

Plus & Minus

„Die Geschlossenheit und der Zusammenhalt sind unsere Trümpfe“, sagt Marco Löring. „Wir haben eine Mannschaft, die funktioniert, können natürlich aber auch fußballerisch mithalten.“ Und man habe viele Spieler, die vorausgehen, die auf dem Spielfeld Zeichen setzen. Löring nennt hier stellvertretend Samet Kurt. „Wir haben keine Schwächen“, zeigt sich der Coach selbstbewusst. Ein Problem könnte der kleine Kader werden.

Test & Taktik

Die Teilnahme an der bayerischen Endrunde im Erdinger-Cup hat die Vorbereitung etwas durcheinander gewirbelt. Lediglich vier Testspiele standen Löring zur Verfügung, um seine Formation zu finden. „Das ist schon in Ordnung. Das Erdinger-Turnier war auch eine Belastung. So etwas muss man einfach mitnehmen.“ Gegen die Bayernligisten TSV Rain und TSV Schwabmünchen zogen sich die Cosmonauten bestens aus der Affäre. Emre Kurt ist der Chef der Viererkette, davor verdichtet eine Vierer-Raute die Räume und schafft viel Überzahl. Vorne kann man auf große Stürmer und den wuseligen Markovic-Mandic bauen. „Wir können aber auch 4-2-3-1 oder 4-3-3“, will Löring abhängig vom Gegner reagieren.

Wunsch & Wirklichkeit

Der SV Cosmos Aystetten hat sich rasant entwickelt, ist kometenhaft nach oben gestiegen. „Für uns ist alles, was kommt, ganz neu“, hat Marco Löring Respekt vor der Landesliga: „Wir wollen als Aufsteiger nicht gleich wieder runter!“ Zuletzt erlebten das Meitingen, Ehekirchen oder Kissing, die schnell wieder absteigen mussten. Deshalb will man es vermeiden, einen der letzten drei Plätze zu belegen. „Wir werden nicht jedes Spiel gewinnen, müssen das Verlieren wieder lernen und das dann gut verpacken“, weiß Löring, was auf ihn und seine Truppe zukommt: „Das wird eine harte Nummer.“ Gleich zum Auftakt zum Beispiel der Bayernliga-Absteiger FC Gundelfingen. „Die ersten beiden Spiele werden zeigen, wo wir stehen“, sagt Peter Billy. Schon vier Tage später gastiert man in Olching.

Prognose

Nachdem von den ersten sechs Spielen vier auswärts stattfinden, könnte es sein, dass sich die erfolgsverwöhnten Aystetter zunächst einmal in Regionen wiederfinden, die ihnen zuletzt unbekannt waren. Man muss das Verlieren wieder lernen und in extremen Situationen nicht nur auf dem Spielfeld kühlen Kopf bewahren. Wenn sich im schmalen Kader keine Ausfälle einstellen, kann man Cosmos den Klassenerhalt zutrauen.

Aufrufe: 08.7.2017, 10:23 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor