2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
So dynamisch wie als Spieler möchte Mannschaftskapitän Jens Tollkühn (links) auch als Sportlicher Leiter des Fußball-Gruppenligisten SV 07 Nauheim wirken.	Archivfoto: Caption
So dynamisch wie als Spieler möchte Mannschaftskapitän Jens Tollkühn (links) auch als Sportlicher Leiter des Fußball-Gruppenligisten SV 07 Nauheim wirken. Archivfoto: Caption

Der Kapitän sitzt jetzt am Ruder

Gruppenliga Darmstadt: Jens Tollkühn, der neue Sportliche Leiter beim SV 07 Nauheim setzt auf die eigene Jugend

Jens Tollkühn ist in der Jahresversammlung des SV 07 Nauheim zum neuen Sportlichen Leiter gewählt worden. Sein Vorgänger, Bernd Bogner, kandidierte nicht mehr. Seine Spielerlaufbahn hat der 32 Jahre alte Tollkühn, bislang Kapitän der Gruppenligamannschaft des SV 07, nach Saisonschluss mit Tabellenplatz elf beendet.

FuPa: Herr Bogner, Herr Tollkühn, erst mit dem letzten Saisonspiel schaffte die Gruppenliga-Mannschaft den Klassenerhalt. Letztlich kam das Team auf den elften Tabellenplatz. Ab wann war Ihnen klar, dass es so eine Zittersaison werden könnte?

Bernd Bogner: Wir hatten in der Hinrunde viele Verletzte und verloren Spiele, die wir in der Saison zuvor noch gewonnen hatten. Nach der Winterpause sind wir sogar auf einen Abstiegsplatz gerutscht, als wir in Messel nur 3:3 spielten und dann zwei Spiele in Folge verloren. Sowas ist tödlich bei der Drei-Punkte-Regel. Aber dass wir so eine Zitterpartie bis zum letzten Spiel erleben, hätte ich nicht gedacht.

Jens Tollkühn: So richtig klar, dass der Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag geht, wurde es ab Mitte der Rückrunde – da auch die Mannschaften punkteten, die in der Tabelle hinter uns standen. Man hat in der letzten Saison 42 Punkte gebraucht, um nicht abzusteigen. In der Saison zuvor hatten 35 Punkte gereicht.

FuPa: Der SV 07 war mit Unter-Abtsteinach die zweitbeste Heimmannschaft mit 34 Punkten. Aber auswärts reichte es nur für zehn Punkte. Wie ist dieses Missverhältnis zu erklären?

Tollkühn: So richtig erklären lässt sich das nicht.

FuPa: Die Mannschaft hat 73 Tore geschossen, im Schnitt also 2,28 Treffer pro Spiel. Dem standen aber 73 Gegentreffer gegenüber. Hatte die Mannschaft ein Defensivproblem?

Tollkühn: Nein, so würde ich das nicht nennen. Wir hatten einfach wahnsinnig viele verletzungsbedingte Ausfälle. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir zweimal in Folge mit der selben Mannschaft gespielt hätten. Gerade in der Defensive mussten wir oft wechseln. Da kann es natürlich sein, dass wir da nicht so eingespielt waren.

Bogner: Schon in den ersten Spielen waren Jens Bolbach, Tomislav Duvnjak und Jurij Unger nicht da. Selbst ein Dennis Lang, den wir fürs Mittelfeld und nicht für die Abwehrkette geholt hatten, musste da zeitweise aushelfen. Auch Jens Tollkühn, der im zentralen defensiven Mittelfeld sehr wichtig war, konnte lange nicht spielen.

FuPa: Gibt es Spieler, die Ihr beide als Entdeckungen der Saison bezeichnen würdet?

Bogner: Da fällt mir Tino Fuhrmann ein, eigentlich ein Außenverteidiger, der aber notgedrungen immer mal wieder auf der Sechser-Position spielen musste. Oder Dennis Lang, der hinten alles abräumt, was da auf ihn zukommt. Auch Jens Bolbach hat super gespielt.

Tollkühn: Positiv überrascht hat mich Soufian Bouhlas, den wir von Maroc Wiesbaden holten. Er hat alle 32 Spiele mitgemacht – und in den letzten Wochen sogar angefangen, Tore zu schießen.

FuPa: Hat der alte den neuen Sportchef eingearbeitet?

Bogner: Der Jens war ja als Kapitän, dann auch als Co-Trainer schon seit Jahren bei mir dabei. Die Spielergespräche für die neue Saison hat er schon alleine geführt. Jens war ja auch mein Wunschkandidat.

Tollkühn: Ich kann mich da nicht beklagen. Jetzt, wo es um spezielle Dinge wie Wechselregularien und -modalitäten geht, kann ich den Bernd jederzeit ansprechen.

FuPa: Herr Bogner, was ist Ihnen persönlich aus Ihrer Zeit als Sportlicher Leiter besonders in Erinnerung geblieben?

Bogner: Ich habe das immer gerne gemacht. Die Spieler waren immer gut drauf. Gerne haben wir nach dem Spiel ein Bier zusammen getrunken. Manchmal haben wir gegrillt. Die Stimmung war immer gut. Wir haben geredet – auch über andere Dinge, nicht nur über Fußball. Ich bin locker mit den Spielern umgegangen. Aber wenn ich mal was Kritisches gesagt habe, haben die Jungs mir zugehört und das dann auch akzeptiert. Nur irgendwann ist halt genug. Dann muss mal ein Anderer ran.

FuPa: Herr Tollkühn, Sie waren also der Wunschkandidat. Aber was hat Sie letztlich bewogen, den Schritt vom Spieler zum Sportlichen Leiter zu gehen?

Tollkühn: Noch in der Wintervorbereitung war meine Vorstellung, dass ich weiter aktiv in der ersten Mannschaft spielen werde. Aber dann zog ich mir beim Kreispokalspiel in Walldorf eine Rückenverletzung zu, nachdem ich schon in der Hinrunde kaum hatte spielen können. Das war für mich der Auslöser zu sagen: Ich will das nicht mehr, und ich kann es körperlich auch nicht mehr. Da ich aber mit dem SV 07 stark verwurzelt bin, wollte ich mich weiter im Verein engagieren. Als mich dann der Vorstand gefragt hat, ob ich den Sportlichen Leiter machen will, habe ich nach einer Bedenkzeit gerne zugesagt.

FuPa: Was haben Sie sich für ihre Amtszeit vorgenommen?

Tollkühn: Hauptaugenmerk in den vergangenen beiden Monaten war natürlich erst einmal, für die nächste Saison eine schlagkräftige erste und zweite Mannschaft zusammenzustellen. Grundsätzliches Ziel ist, vermehrt auf die Jugend zu setzen. Und da vor allem die Jugend aus dem eigenen Verein.

FuPa: Und warum ist der SV 07 in der nächsten Saison erfolgreicher als in der vergangenen?

Bogner: Da künftig im Verein verstärkt auf junge Leute gesetzt wird, sind wir vielleicht nicht so verletzungsanfällig. Außerdem bekommen wir endlich zwei neue Kunstrasenplätze. Die meisten Verletzungen haben die Spieler sich auf dem alten Kunstrasen zugezogen, der besonders im Winter hart wie Beton ist. Und: Die Neuzugänge können hoffentlich besser integriert werden, als dies in der letzten Saison der Fall war. Da hatten wir zwar gute Leute geholt, aber sie passten teilweise menschlich nicht in die Mannschaft. Jetzt kommen junge Leute aus der Umgebung, die unsere Spieler teilweise sogar schon kennen.

Tollkühn: Die Zielsetzung ist auch in der neuen Saison ganz klar der Klassenerhalt. Erfolgreicher wären wir dann, wenn wir nicht bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen müssten. Wir haben uns verstärkt mit jungen Leuten, haben aber auch erfahrene Führungsspieler, eine gesunde Mischung in der Mannschaft.

-------------------------------------------

Zur Person

Jens Tollkühn, bislang Kapitän der Gruppenligamannschaft des SV 07, hat seine Spielerlaufbahn beendet- Der 32-Jährige spielt nur noch in der Soma.

Bernd Bogner (53) ist seit der C-Jugend bei seinem Heimatverein SV 07 Nauheim. Nach der Juniorenzeit spielte er sechs Jahre lang bei den Aktiven, dann bei der Soma. Im Nauheimer Spielausschuss wirkte Bogner in den vergangenen 13 Jahren, davon vier Jahre als Sportlicher Leiter.

Aufrufe: 018.6.2017, 08:00 Uhr
Dirk Winter (Groß-Gerauer Echo)Autor