2024-05-08T14:46:11.570Z

Allgemeines

"Elf Freun­de" hel­fen lang­jäh­ri­gem Ka­pi­tän

Der SSV Al­ken­rath hat in den so­zia­len Me­di­en ei­nen Auf­ruf ge­star­tet, um Sa­scha Be­cker zu un­ter­stüt­zen, der bei ei­nem Brand fast al­les ver­lor.

Im Fuß­ball gibt es das Sprich­wort „Elf Freun­de müsst ihr sein“. Im Pro­fi­tum kommt dies häu­fig zu kurz, doch im Ama­teur­sport wird die­ser Spruch ge­lebt. So auch beim SSV Al­ken­rath, die für ih­ren in Not ge­ra­te­nen Ver­eins­kol­le­gen Sa­scha Be­cker al­le He­bel in Be­we­gung ge­setzt ha­ben, um zu hel­fen.

Die Nacht auf Frei­tag, den 14 Au­gust die­sen Jah­res, wird Be­cker wohl sein Le­ben lang nicht ver­ges­sen. Bei ei­nem Feu­er in der Woh­nung ha­ben er und sei­ne Fa­mi­lie bei­na­he al­les ver­lo­ren. Zwi­schen zwei und drei Uhr war der Brand im zwei­ten Stock ei­nes Mehr­fa­mi­li­en­hau­ses in So­lin­gen aus­ge­bro­chen. Be­cker und sei­ne Fa­mi­lie ha­ben sich recht­zei­tig aus der bren­nen­den Woh­nung ret­ten kön­nen, auch die Kat­zen hat er noch raus­ge­holt, doch an­sons­ten ist fast al­les ver­brannt. Die Fa­mi­lie steht vor dem Nichts.

Vom Aus­bruch des Feu­ers ha­ben sie nichts mit­be­kom­men, al­le ha­ben ge­schla­fen. „Es hat dann ir­gend­wann Sturm ge­klin­gelt, und der Feu­er­mel­der hat Alarm ge­schla­gen“, er­in­nert er sich. Das ha­be er zwar wahr­ge­nom­men, aber un­ter­be­wusst in sei­nen Traum ein­ge­baut, so dass er da­von nicht wach wur­de. Und nor­ma­ler­wei­se sei das Fens­ter im Schlaf­zim­mer ge­schlos­sen, weil das Ba­by noch mit im Zim­mer schläft. „Un­ser Glück war, dass wir das Fens­ter die­ses Mal of­fen hat­ten. So sind wir durch die Ru­fe der Nach­barn, die un­ten auf der Stra­ße stan­den, wach ge­wor­den“, sagt Be­cker. Nach ei­nem kur­zen Blick in die Woh­nung, in der das Wohn­zim­mer und der Bal­kon lich­ter­loh brann­ten, eil­te die Fa­mi­lie aus dem Haus.

Be­cker kommt ur­sprüng­lich aus Le­ver­ku­sen, ist vor zwei Jah­ren der Lie­be we­gen nach So­lin­gen ge­zo­gen. Seit knapp 20 Jah­ren ist der 36-Jäh­ri­ge in der Fuß­ball­ab­tei­lung des SSV Al­ken­rath ak­tiv, war ei­ne Zeit lang auch Ka­pi­tän der ers­ten Mann­schaft. „In der letz­ten Zeit bin ich we­gen der Fa­mi­lie aber et­was kür­zer ge­tre­ten“, er­klärt Be­cker. Trotz­dem be­steht ei­ne en­ge Bin­dung zum Ver­ein, die auch da­durch deut­lich wird, dass sei­ne Ver­eins­ka­me­ra­den via Face­book ei­nen Auf­ruf ge­star­tet ha­ben. Dar­in bit­ten sie um al­les, was in ei­nen Haus­halt ge­hört, von Klei­dungs­stü­cken spe­zi­ell für die Kin­der über Be­steck bis hin zu Mö­beln.

Und der Auf­ruf war ein vol­ler Er­folg. In ver­schie­de­nen Face­book-Grup­pen wur­de der Bei­trag ge­teilt. Vie­le Fuß­ball­freun­de, aber auch Men­schen, die mit dem Ver­ein in kei­ner­lei Ver­bin­dung ste­hen, ha­ben sich ge­mel­det und Hil­fe an­ge­bo­ten. Die Zu­schrif­ten hat der Klub dann an den Mann­schafts­kol­le­gen wei­ter­ge­lei­tet. „Dass wir da­durch so viel An­teil­nah­me er­hal­ten, das ist un­glaub­lich. Das hat mein Welt­bild ein biss­chen ver­än­dert“, sagt Be­cker ge­rührt. Die Fa­mi­lie ist ob der vie­len An­ge­bo­te sehr dank­bar, auch wenn sie ei­ni­ge ab­leh­nen muss – zu­min­dest mo­men­tan. Denn Be­cker ist mit sei­ner Part­ne­rin und den bei­den Kin­dern über­gangs­wei­se bei der Schwie­ger­mut­ter un­ter­ge­kom­men, die ih­re Blei­be kurz­fris­tig für sie ge­räumt hat. „Es ist schön, dass wir hier al­le zu­sam­men sein kön­nen. Aber es ist schon et­was eng, wir ha­ben hier ein­fach kei­ne Mög­lich­keit, ir­gend­wel­che Mö­bel zu la­gern“, schil­dert der 36-Jäh­ri­ge.

Auch Die­ter März, der Eh­ren­vor­sit­zen­de des SSV, war gleich zur Stel­le. Der Ver­ein „Hil­fe tut Not", de­ren Vor­sit­zen­der März ist, hat der Fa­mi­lie 800 Eu­ro für Kin­der­klei­dung ge­spen­det. „Da muss ein­fach ge­hol­fen wer­den“, sagt März.

Am wich­tigs­ten sei es für die Fa­mi­lie, schnellst­mög­lich ei­ne neue Woh­nung zu fin­den. Die al­te Woh­nung ist durch den Brand und die Lösch­ar­bei­ten nicht mehr be­wohn­bar. „Wir möch­ten die Schwie­ger­mut­ter ja nicht so lan­ge aus ih­rer Woh­nung ver­trei­ben“, sagt Be­cker. Vie­les an­de­res ha­ben er und die Fa­mi­lie be­reits er­hal­ten – auch dank des Ein­sat­zes und der Un­ter­stüt­zung sei­ner Fuß­ball­freun­de.

Aufrufe: 030.8.2020, 08:30 Uhr
RP / Marvin WibbekeAutor