Die Nacht auf Freitag, den 14 August diesen Jahres, wird Becker wohl sein Leben lang nicht vergessen. Bei einem Feuer in der Wohnung haben er und seine Familie beinahe alles verloren. Zwischen zwei und drei Uhr war der Brand im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses in Solingen ausgebrochen. Becker und seine Familie haben sich rechtzeitig aus der brennenden Wohnung retten können, auch die Katzen hat er noch rausgeholt, doch ansonsten ist fast alles verbrannt. Die Familie steht vor dem Nichts.
Vom Ausbruch des Feuers haben sie nichts mitbekommen, alle haben geschlafen. „Es hat dann irgendwann Sturm geklingelt, und der Feuermelder hat Alarm geschlagen“, erinnert er sich. Das habe er zwar wahrgenommen, aber unterbewusst in seinen Traum eingebaut, so dass er davon nicht wach wurde. Und normalerweise sei das Fenster im Schlafzimmer geschlossen, weil das Baby noch mit im Zimmer schläft. „Unser Glück war, dass wir das Fenster dieses Mal offen hatten. So sind wir durch die Rufe der Nachbarn, die unten auf der Straße standen, wach geworden“, sagt Becker. Nach einem kurzen Blick in die Wohnung, in der das Wohnzimmer und der Balkon lichterloh brannten, eilte die Familie aus dem Haus.
Becker kommt ursprünglich aus Leverkusen, ist vor zwei Jahren der Liebe wegen nach Solingen gezogen. Seit knapp 20 Jahren ist der 36-Jährige in der Fußballabteilung des SSV Alkenrath aktiv, war eine Zeit lang auch Kapitän der ersten Mannschaft. „In der letzten Zeit bin ich wegen der Familie aber etwas kürzer getreten“, erklärt Becker. Trotzdem besteht eine enge Bindung zum Verein, die auch dadurch deutlich wird, dass seine Vereinskameraden via Facebook einen Aufruf gestartet haben. Darin bitten sie um alles, was in einen Haushalt gehört, von Kleidungsstücken speziell für die Kinder über Besteck bis hin zu Möbeln.
Und der Aufruf war ein voller Erfolg. In verschiedenen Facebook-Gruppen wurde der Beitrag geteilt. Viele Fußballfreunde, aber auch Menschen, die mit dem Verein in keinerlei Verbindung stehen, haben sich gemeldet und Hilfe angeboten. Die Zuschriften hat der Klub dann an den Mannschaftskollegen weitergeleitet. „Dass wir dadurch so viel Anteilnahme erhalten, das ist unglaublich. Das hat mein Weltbild ein bisschen verändert“, sagt Becker gerührt. Die Familie ist ob der vielen Angebote sehr dankbar, auch wenn sie einige ablehnen muss – zumindest momentan. Denn Becker ist mit seiner Partnerin und den beiden Kindern übergangsweise bei der Schwiegermutter untergekommen, die ihre Bleibe kurzfristig für sie geräumt hat. „Es ist schön, dass wir hier alle zusammen sein können. Aber es ist schon etwas eng, wir haben hier einfach keine Möglichkeit, irgendwelche Möbel zu lagern“, schildert der 36-Jährige.
Auch Dieter März, der Ehrenvorsitzende des SSV, war gleich zur Stelle. Der Verein „Hilfe tut Not", deren Vorsitzender März ist, hat der Familie 800 Euro für Kinderkleidung gespendet. „Da muss einfach geholfen werden“, sagt März.
Am wichtigsten sei es für die Familie, schnellstmöglich eine neue Wohnung zu finden. Die alte Wohnung ist durch den Brand und die Löscharbeiten nicht mehr bewohnbar. „Wir möchten die Schwiegermutter ja nicht so lange aus ihrer Wohnung vertreiben“, sagt Becker. Vieles anderes haben er und die Familie bereits erhalten – auch dank des Einsatzes und der Unterstützung seiner Fußballfreunde.