2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Derby gewonnen, Aufstieg in die Bayernliga geschafft. Alfred Kromp nimmt 1985 zufrieden einen Schluck aus der Siegersektflasche.
Derby gewonnen, Aufstieg in die Bayernliga geschafft. Alfred Kromp nimmt 1985 zufrieden einen Schluck aus der Siegersektflasche. – Foto: Alfred Kromp privat

Alfred Kromp: Ein Leben ohne Fußball - undenkbar!

Die heute 65-jährige Torwartlegende, die in den 70er und 80er Jahren das Tor des FC Amberg und der SpVgg Weiden hütete, blickt zufrieden auf seine Karriere in unserer Region zurück.

Außer dass sich die Amateurfußballer in unseren Breitengraden auf einige „kleine Regeländerungen“ bei dem geplanten Re-Start am ersten Septemberwochenende einstellen können (unter anderem wird das Handspiel neu definiert – als Orientierungshilfe soll jetzt die Ärmellänge eines T-Shirts dienen!), gibt von keiner weiteren Entwicklung in Richtung Normalität zu berichten. Noch sind keine Freundschaftsspiele genehmigt, die meisten Vereine haben deshalb erst ab August ein Testspielprogramm angelegt in der Hoffnung, dass dann Spielpraxis auch gesammelt werden kann. So hält die Corona-Pandemie die Fußballbremse immer noch angezogen und deshalb nutzt FuPa weiter die wettkampffreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen und sich dabei mit „Legenden“ zu unterhalten.

Nach Tomas Galasek nehmen wir nun einen "Goalkeeper" der 70er und 80er Jahre ins Visier, der das Trikot gleich beider großer Vereine unseres Spielkreises getragen hat. Alfred Kromp (65) ist vor allem den älteren unter den FuPa-Lesern ein Begriff, hat er doch als Schlussmann des FC Amberg und der SpVgg Weiden noch Zeiten erlebt, in denen beide Vereine in Bayern zu den "Großen" des Amateurfußballs gehörten und dabei meist mehrere tausend Zuschauer (vor allem bei den Derbys) begeisterten.

Ohne Fußball könne er nicht leben, hieß es in einem Pressebericht von 1998 über Alfred Kromp, obwohl er es einige Male versucht hätte. Dabei hatte ihm der Zufall eigentlich zu einer äußerst erfolgreichen Karriere verholfen. Als im Jahre 1964 in Hütten eine Schülermannschaft gegründet wurde, suchte man bei der Concordia nach einem Torwart und wurde beim kleinen, damals 10jährigen Alfred fündig. Obwohl sein Vater dagegen war und er anfangs den Ball „noch nicht so richtig“ fangen konnte, er hatte Talent und blieb schließlich in der „Kiste“. Dort überwogen zunächst die Enttäuschungen, denn es hagelte geradezu Niederlagen. Später, in der Jugendmannschaft, stellten sich dann erste Erfolge ein. Alfred und seine Mannschaftskameraden holten die Meisterschaft und auch Kromp selbst wurde als „Torwächter“ immer stärker. Nun wurden höherklassige Nachbarvereine auf ihn aufmerksam, so wechselte er mit 15 zum TuS Grafenwöhr, der in der Jugend-Bezirksliga (damals die höchste Liga) spielte. Mit 17 spielte er schon in der Ersten, bevor ihn sich der TSV Pressath (Landesliga) „schnappte“. Nächste Station auf der Karriereleiter war dann der FC Amberg in der Bayernliga, mit dem er sich die bayerische Vizemeisterschaft holte. Dabei fehlte den „Gelb-Schwarzen“ nur ein Punkt am Ende, um aufzusteigen. Mitspieler waren damals unter anderem Peter Meßmann und Lutz Ernemann, Namen die auch heute noch ein Begriff im oberpfälzischen Fußball sind.

In der Nachbarstadt Weiden, dort wo Kromp ja in der Stadtverwaltung arbeitete, beobachtete man seine Entwicklung ganz genau. Als der Aufstieg in die Landesliga gelang, holte ihn die SpVgg 1980 schließlich ans „Wasserwerk“ und machte dabei das Rennen gegenüber einer ganzen Reihe von weiteren Interessenten. Dort sollte er sieben mehr oder weniger erfolgreiche Jahre verleben. Zunächst wollte allerdings das Ziel der Max-Reger-Städter, endlich in die Bayernliga aufzusteigen, einfach nicht gelingen. Erst nach fünf Jahren im Gehäuse der „Schwarz-Blauen“ wurde der Traum dann endlich wahr. Durch ein 2:1 ausgerechnet gegen den FC Amberg vor 6000 (!) Zuschauern gelang der Sprung eine Etage höher. Heinz Schneider, eine weitere Weidener "Fußballlegende“, erzielte in der 90. Minute den Siegtreffer.

In Bayerns Eliteliga bleiben ihm besonders die Siege gegen die 60er aus München in bester Erinnerung, auch weil dabei die „Bude“ grundsätzlich voll war und - wie er es schilderte - „gebebt“ hat. Dann stellten sich erste „Gebrechen“ ein bei Kromp, Rückenschmerzen plagten ihn, eine OP war unumgänglich. Doch der „Freddy“ konnte einfach nicht ohne seine Lieblingsbeschäftigung, nach sechs Wochen war er wieder im Training. Nach seiner Weidener Zeit (bis 1987) führte ihn den Weg zurück nach Pressath, dort schaffte er mit dem TSV den Aufstieg in die Landesliga mit nur sieben Gegentoren in der Saison. In der höheren Klasse hielt sich Kromp mit seinen Mannschaftskameraden allerdings nur eine Saison, dann ging es wieder runter. Der "Tormann aus Leidenschaft" verabschiedete sich darauf in Richtung Schöninger Luhe in die damalige A-Klasse (heute Kreisliga). Zudem nahmen die gesundheitlichen Probleme zu, es folgte die zweite Bandscheibenoperation, die leider nicht mehr so erfolgreich verlief, wie die erste. „Der Nerv ist weg, der rechte Fuß ist kaputt“, berichtete Kromp und begründete damit auch seinen Abschied vom aktiven Fußball. Doch ganz so ohne Fußball, natürlich nicht. Er kehrte zurück zu Schöninger Luhe als Trainer, nach zwei Jahren war dann aber endgültig Schluß. Fortan kümmerte sich der Hobbyschreiner- und gärtner um seine „Ranch“ in Hütten.

„Endlich keine Trainings- und Spieltermine“, äußerte er auf die Frage, wie er sich so ohne Fußball fühle. Doch so recht wollte ihm diese scheinbare Zufriedenheit keiner abnehmen. Als sich die SpVgg Weiden 1997 dann meldete und ihn als Torwarttrainer haben wollte, konnte er natürlich nicht „Nein“ sagen und stieg wie gewohnt mit Leib und Seele ein. Denn ein Hobby außer der „wichtigsten Nebensache der Welt“, das gab es ja nicht, außer vielleicht die Gartenarbeit bei seinen Eltern. Fragte man ihn, welcher Mannschaft außer seiner Spielvereinigung er die Daumen hält, also Fan ist, kam auch nicht wie vielleicht erwartet der FC Bayern oder der „Glubb“. Nein, die Spielweise Gladbacher „Fohlen“ begeisterten ihn und deren stetes Vertrauen in junge Leute. Und später, nachdem er schweren Herzens auch als Übungsleiter der schwarz-blauen Keeper aufhören musste, war er zu Regionalligazeiten noch Betreuer der 1. Mannschaft der Wasserwerkler. Heute geht er nicht mehr ins Stadion, was unglaublich erscheint, das Kapitel Fußball ist für Alfred Kromp mit nun 65 Jahren nun ein für alle Mal beendet. Dass er noch immer die Geschehnisse bei der SpVgg mit Interesse verfolgt, versteht sich jedoch von selbst.

Den Fragen von FuPa stellte er sich gerne, weckten sie doch noch einmal intensiv die Erinnerungen an seine sportliche Karriere, von der er keine Sekunde missen möchte.

Freddy, was war deiner Meinung nach das schönste Erlebnis deiner Fußballerlaufbahn?

Da gibt es gleich mehrere. Alle Spiele gegen den TSV 1860 München, da waren immer mehr als 8000 Zuschauer dabei. Und dann der Sieg im entscheidenden Match um Landesligameisterschaft und Aufstieg 1985 gegen den FC Amberg vor über 6000 Zuschauern.

Wer war wohl der beste Kicker, mit dem du in einer Mannschaft zusammen gespielt hast?

Da gibt es in meiner Karriere einige. Der Beste war wohl unser Abwehrchef Peter Meßmann, mit dem ich ein gutes Team war.

Bei welchem Verein hattest du als Aktiver deine schönste Zeit?

Da will ich jetzt keinen herausheben. Bei jedem Verein, für den ich gespielt habe, hatte ich eine super Zeit.

Wer war in deiner Jugendzeit dein fußballerisches Vorbild?

Ich war absoluter Fan von Bayernkeeper Sepp Maier und vom Gladbacher Wolfgang Kleff.

Was findest du am heutigen Fußballgeschäft nervig?

Die heutigen Unsummen, die im Zusammenhang mit dem Fußball im Umlauf sind. Wahnsinn, mit wie viel Geld da vor allem junge Spieler schon konfrontiert werden.

Wenn du zurück schaust, hast du irgendetwas in deiner Laufbahn bereut?

Nein, grundsätzlich würde ich alles wieder so machen, wie geschehen. Das ein oder andere vielleicht in Nuancen verändern.

Hattest du so etwas wie eine Lieblings-Rückennummer?

Als Torwart ganz klar die Nummer 1.

War da ein Spiel, das du nie vergessen wirst?

Jetzt komme ich wieder auf die Matches gegen die Münchener „Löwen“. Bei allen Erfolgen gegen die 60er war die Freude natürlich riesengroß, zudem „bebte“ da immer unser Stadion.

Wer, so glaubst du, war der beste Trainer, den du je hattest?

Das war für mich ohne Zweifel Steff Reisch, der mich zur Nummer 1 in der dritten Liga gemacht hat.

Immer wieder gibt es Regeländerungen. Was ist wohl die sinnloseste Regel im Fußball?

Aktuell wohl die Einführung des Videobeweises. Diese unendlichen und bisweilen langen Diskussionen, ob die Entscheidung des Schiedsrichters richtig war, regen mich furchtbar auf.

Wenn du überlegst, was war die größte Enttäuschung deiner Fußballerlaufbahn?

Enttäuschungen hat wohl jeder Sportler in seiner Laufbahn. An eine außergewöhnliche oder besonders große kann ich mich gar nicht erinnern.

Hattest du einen Lieblings-Fußballschuh?

Nein, gar nicht. Mir war die Marke letztendlich egal, ich spielte mit jedem Schuh, die Hauptsache er taugte was und ich fühlte mich wohl darin.


Wo hast du auswärts nie gerne gespielt?

Eindeutig in Forchheim. Da habe ich in meiner Karriere kein einziges Mal gewinnen können.

Zur Person: Alfred Kromp wurde am 25. Dezember 1954 in Hütten bei Grafenwöhr geboren. Er ist seit 32 Jahren verheiratet mit seiner Silvia und hat einen Sohn. Er lebt im Weidener Stadtteil Ullersricht, zum Haushalt gehört auch sein Schäferhund „Pizzaro“. Als Hobbies gibt die ehemalige Amberger und Weidener Torwartlegende Motorrad- und Fahrradfahren an.

Aufrufe: 017.7.2020, 21:22 Uhr
Werner SchaupertAutor