2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Siegfried Ludwig (weiß) und seine Karether stehen kurz vor dem Klassenerhalt. F: Brüssel
Siegfried Ludwig (weiß) und seine Karether stehen kurz vor dem Klassenerhalt. F: Brüssel

Kareth rettet dreckigen Sieg über die Zeit

Abstiegsbedrohter TSV holt mit dem 2:1 über Pfreimd die wichtigen Pflichtpunkte im Abstiegskampf

Für den von der Abstiegsrelegation bedrohten TSV Kareth-Lappersdorf war der Schlusspfiff nach 94 Minuten eine Erlösung: Zur Eröffnung des 30. Spieltags der Fußball-Landesliga Mitte hatten die Hausherren gerade mit Ach und Krach die 2:1-Führung (Halbzeitstand: 1:0) gegen den Tabellenvorletzten SpVgg Pfreimd ins Ziel gerettet. Sekunden vorher strich ein wuchtiger Kopfball des agilen Gästestürmers Bastian Lobinger Zentimeter über die Latte.

Ein Quartett dürfte wohl am meisten gelitten haben: „Chancentod“ Michael Kirner muss kurz vor der Halbzeit das 2:0 erzielen, stattdessen verfehlt er unbedrängt vor dem Gästekeeper Dominik Aurich gleich meterweit das Gehäuse. Trainer Kurt Poschenrieder, der von seinem letzten Aufgebot verletzungsbedingt Siggi Ludwig (37.) und den für ihn eingewechselten Julian Kessner (62.) vom Feld nehmen musste. Gut, dass im Laufe des Spiels der beruflich eingespannte mittlerweile Fabian Kammermeier eingetroffen war. Der sonst so ruhige Abteilungsleiter Anton Brunnbauer, der nach dem Abpfiff noch auf dem Rasen sichtlich befreit jeden Spieler beim Gang in die Kabine abklatschte. Und natürlich der künftige Coach Matthias Bösl, der nach dem Abschlusstraining seines ASV Burglengenfeld auf Kareths Höhen düste, um zumindest die letzte Viertelstunde mitzubekommen.

Als Dosenöffner trat Niklas Scheuerer mit dem 1:0 (14.) in Erscheinung: Eine Finte, ein Schuss aus gut 20 Metern, Innenpfosten – Tor. Dass ausgerechnet Kareths Sechser einnetzte, spiegelt das Bild über die herrschenden „Zustände“ Kareths Höhen wider: In Tegernheim nach einem bösen Tritt mit einem offen Riss am Schienbein außer Gefecht gesetzt, stellte sich Scheuerer in den Dienst der letzten Überbleibsel der zusammengestutzten Mannschaft. Um eine halbwegs landesligataugliche Mannschaft auf das Feld schicken zu können, hatte Coach Poschenrieder nichts unversucht gelassen und sogar dem seit der Winterpause beruflich in Österreich weilenden Markus Führer angebaggert.


Es fehlen noch drei Punkte

Im Vorfeld hatte Poschenrieder „notfalls einen dreckigen Sieg“ gefordert. Den „Gefallen“ hat ihm seine Truppe getan: „Zum Schluss hatten wir einfach Glück, aber ‚Scheiss‘ drauf. Wir haben jetzt 37 Punkte“. Das unter dem Strich stehende Etzenricht nun sieben Zähler dahinter. In kleiner Runde bewies er Galgenhumor: „Anton hat die Fußballschuhe dabei, wenn wir nächste Wochen nach Waldkirchen fahren“. Der 66-jährige Fußball-Abteilungsleiter ließ den Schmunzler glatt ins Leere laufen, widmete sich indes dem großen Ganzen: „Die restlichen vier Spiele dürfen und werden wir nicht verlieren. Drei Punkte brauchen wir schon noch“.

Für Poschenrieders Nachfolger Matthias Bösl war der „unglaublich wichtige Sieg ein entscheidender Schritt“. Für ihn sei es eine ungewöhnliche Situation, weil er ja nichts beeinflussen könne. Aber jetzt sei er ein Stück mehr entspannt, er habe vollstes Vertrauen in Trainerteam und Mannschaft. Bösl ist überzeugt, dass es am letzten Spieltag – Kareth gastiert gegen seinen ASV Burglengenfeld – um nichts mehr geht. Eines müssen alle Beteiligten wirklich nicht haben: Dass Bösls aktuelle Truppe seine künftige in die Abstiegsrelegation schießt. Für Poschenrieder wäre das ein Alptraum: „Müssen wir in die Relegation, dann gehen wir nämlich unter. Wir kommen am Zahnfleisch daher!“ Kommt es wirklich zum Karether Super-Gau ist Bösl auch in der Bezirksliga an Bord: Als er in der Winterpause den Verantwortlichen der Lila-Weißen zugesagt hat, sei auch dieses Szenario ein Thema gewesen.


247 Minuten Durststrecke für Aaron Bice vorbei

Zurück zum Pflichtsieg, der die Heimbilanz (6/5/5) erstmals in dieser Saison positiv gestaltet: Mit Saisontor Nummer 20 zum 2:0 (63.) beendete Aaron Bice seine persönliche 247-minütige Durstrecke. Den sehenswerten Kopfball gegen die Laufrichtung des Keepers hatte genauso sehenswert Stefan Wimberger nach Sprint aus der eigenen Hälfte und scharfer Flanke von der Grundauslinie vorbereitet.

Das unkonventionell spielende Pfreimd kam durch eine Eckballverlängerung per Kopf von Michael Prey zum 1:2-Anschlusstor (72.). Das Spielsystem der Gäste war ein banales. Spieleröffnung im eigenen Halbfeld: bestenfalls über drei Stationen. Seitenverlagerung: scheinbar nicht im Repertoire. Kurzpassspiel: Erst in der stürmischen Schlussphase. Bei Ballbesitz der Standard bei Pfreimd: Ein langer Ball nach vorne und mit Wucht hinterher.


Atmosphäre:
Die Tribüne unter dem Dach der Gemeindehalle war fest in Pfreimder Hand. Gut 50 lautstarke – hin und wieder war es derb - Fans sorgten für ein gefühltes Heimspiel des Vorletzten.
Vorsprung: Kareth hat nun ein Sieben-Punktpolster auf den SV Etzenricht, der auf Relegationsplatz 15 steht. Der SV tritt am Samstag beim SV Donaustauf an. Im Vorrundenspiel trotzte man dem Spitzenreiter ein 0:0 ab.

Aufrufe: 021.4.2019, 12:25 Uhr
Gerd Winkler, MZAutor