2024-05-02T16:12:49.858Z

Spielbericht
Zwei Torschützen im Duell: Kreuznachs Levi Mukamba gegen den Schmittweilerer Dennis Köhler (blaues Trikot).	Foto: Mario Luge
Zwei Torschützen im Duell: Kreuznachs Levi Mukamba gegen den Schmittweilerer Dennis Köhler (blaues Trikot). Foto: Mario Luge

Viel Gebrüll, wenig Fußball

Bezirksliga Nahe +++ Das Spitzenspiel ist fußballerisch eine einzige Enttäuschung: SG Eintracht II und Schmittweiler trennen sich 2:2

Bad Kreuznach. Als die Nachspielzeit anbricht, erinnert Ercan Ürün seine Spieler zum gefühlt 43. Mal daran, dass sie doch einfach bitte nur Fußball spielen sollen. Sein in Endlosschleife vorgetragener Wunsch ist in diesem Bezirksliga-Spitzenspiel, „das fußballerisch ganz weit entfernt war von einem Spitzenspiel“, wie der Trainer des Spitzenreiters Eintracht Bad Kreuznach II später bemerkt, eher selten erhört worden. Und die Hoffnung auf eine Korrektur des 1:2-Rückstandes gegen die SG Schmittweiler tendiert in dieser 91. Minute fast gen Null, als Henrik Sperling im Strafraum aus sieben, acht Metern doch noch den Ball unter die Latte knallt. Das 2:2 lässt manchen Kreuznacher „emotional eskalieren“. Was nicht nur daran liegt, „dass sich der Punkt wie ein Sieg anfühlt“ (Ürün) und die SGE dadurch die Herbstmeisterschaft eintütet. Vielmehr liegt es an der Vorgeschichte dieses Fußballspiels, das wenig mit dem eigentlichen Bestreben zu tun hatte.

Fußballerisch war das Duell des Tabellenführers und seines ärgsten Verfolgers eine einzige Enttäuschung, obwohl man von den beiden besten Offensivreihen her ein Feuerwerk erwartet hatte. Feuer war drin, das ja, leider aber auch ein Überschuss an Aggressionen. Es wurde gegrätscht, getreten, auf Zeit gespielt und vor allem wurde: gebrüllt. Ein Antiaggressionstraining hätte manchem Beteiligten (und vor allem auch so manchem Zuschauer) gut getan. „Man hat sich manchmal schon gefragt, was das eigentlich sollte“, sagte Ercan Ürün, „gefühlt wurden in der ersten Halbzeit zwölf Minuten gespielt. Der Rest waren Unterbrechungen.“ Fußball? Da war der vom Anpfiff an im Eiltempo über den pfeilschnellen Dennis Helwich vorgetragene Angriff der SGS, den Rene Specht nach 18 Sekunden zum 0:1 abschloss. Und ja, da war der feine Pass von Brian Huth in die Schnittstelle der Gästeabwehr, den Levi Mukamba aufnahm und per Torwarttunnel zum 1:1 vollstreckte (43.). Dazwischen? „Viel Kampf“, stellte Burak Ersoy fest. Schmittweilers Spielertrainer, selbst kein Kind von Traurigkeit, hatte Glück, dass Referee Rafael Klös die Akteure an der langen Leine hielt. Hätte Klös früher die Karten sprechen lassen, 15 Verwarnungen wären keine Utopie gewesen. Wie gesagt: Die Akteure gingen nicht zimperlich miteinander um, Ersoy selbst und auch der 1:0-Schütze Specht mussten mit Knöchelblessuren raus. Weitaus nerviger als die Gangart waren die verbalen Fouls. Keine Aktion, die nicht kommentiert wurde. Die dunkelhäutigen Spieler der SGE wurden von den Rängen beschimpft. Der Spaßfaktor bewegte sich in diesem Spitzenspiel unterhalb des Gefrierpunktes.

Ausnahme: Dennis Köhlers Freistoß aus 20 Metern, der zum 1:2 im Winkel einschlug (76.) und die Kräfteverhältnisse auf den Kopf stellte. „Alles in allem“, gestand auch Ex-Profi Marco Reich, „geht das 2:2 schon in Ordnung.“ Das sah Ersoy genauso. „Wir haben nicht die Möglichkeiten wie eine Eintracht, wir müssen über den Kampf kommen.“ Dass er sich nach der kurzen Spielanalyse noch eine Weile über das „Verhalten und die Arroganz mancher Kreuznacher“ beschwerte („Mancher müsste mental trainiert werden und nicht fußballerisch“), hätte er sich sparen können. In diesem „emotionalen Glashaus“ saß an diesem bescheidenen Fußballsonntag auch so mancher Schmittweilerer.

SG Eintracht II: Tullius – Wagner (46. Luge), Mörbel, Ceylan, Oertel – Sperling, Azzaoui, Huth (85. Graffe), El-Haiwan (63. Dent) – Mukamba, Dzaka.

SG Schmittweiler: Blaesy – Lamneck, Haas, Ersoy (48. Kemmries), Frenger – Renner, Köhler (78. Suayyipler), Specht (36. Schneider), Boppel, Helwich – Reich.



Aufrufe: 025.11.2018, 20:30 Uhr
Henning KunzAutor