2024-05-08T14:46:11.570Z

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Während die Mannschaft mit Herz und Seele dabei ist, spürt man in der Stadt Alzey keine Aufbruchsstimmung. F: Wolff
Während die Mannschaft mit Herz und Seele dabei ist, spürt man in der Stadt Alzey keine Aufbruchsstimmung. F: Wolff

»Funke springt nicht über«

HEINZ BLARR: RWO Alzeys Ehrenvorsitzender spürt nach Aufstieg keine Aufbruchstimmung in der Stadt

ALZEY. Seit fast einem halben Jahr spielt RWO Alzey in der Fußball-Verbandsliga. Für Zuschauer und Sponsoren ist der Traditionsklub deshalb nicht viel attraktiver geworden, stellt Ehrenvorsitzender Heinz Blarr fest.

Herr Blarr, RWO Alzey spielt nun seit zwei, drei Jahren erfolgreichen, unterhaltsamen Fußball. Aufs Vereinsleben hatte das bislang aber wenig Einfluss, oder?

Ja, leider nur in einem kleinen Umfang. Bedauerlicherweise ist der Funken noch nicht auf die Alzeyer Bevölkerung übergesprungen. Man sieht es unter anderem an den Zuschauerzahlen.

Dabei spielt die Mannschaft von Tino Häuser sehr ansprechenden Fußball...

... das sehe ich auch so. Aus meiner Sicht sind wir auswärts zwar noch einen Tick stärker. Das liegt aber halt auch daran, dass wir mit Vllaznim Dautaj, Christian Hahn und Manuel Helmlinger drei wirklich sehr gute Konterstürmer haben. Die können sich naturgemäß auswärts besser entfalten als daheim an unserem Wartberg, wo die Gegner oft tiefer stehen.

Mit dem Aufstieg in die Verbandsliga war die Hoffnung verbunden, mehr Zuschauer im Stadion zu sehen?

Ja, diese Hoffnung gab es. In den ersten beiden Heimspielen gegen Eintracht Bad Kreuznach und Fußgönheim war das auch spürbar der Fall. 200 Besucher mehr dürften es jeweils gewesen sein. Danach aber spielten sich die Zahlen auf dem Niveau der vergangenen Runde ein, also rund 100 im Schnitt.

Sie sind auch Vorsitzender des Fördervereins, der sich um die Sponsorensuche kümmert. Ist es als Verbandsligist einfacher, finanzielle Unterstützung aus der heimischen Wirtschaft zu bekommen?

Nein, leider auch nicht. In Alzey ist es schwierig, Sponsoren zu generieren - auch aus strukturellen Gründen. Wir haben das in den vergangenen Jahren oft probiert, sind zu zweit von Firma zu Firma gelaufen und haben mit dem Software-Unternehmen HDP einen neuen Gönner gefunden und viele Erfahrungen gesammelt. Zum Beispiel im Industriegebiet. Das Problem ist, dass dort viele Ketten angesiedelt sind, Franchise-Unternehmer. Die haben keinen Werbe-Etat im klassischen Sinn, aus dem sie den heimischen Sport unterstützen könnten. Gutscheine bieten sie gerne an, das hilft uns aber nicht weiter.

Ausreden?

Nein, ein guter, alter Bekannter von mir arbeitete dort vor Jahren für eine große Warenhauskette. Ich sprach ihn immer wieder mal an, ob er RWO nicht vielleicht ein bisschen unterstützen könnte. Damals sagte er mir, dass er dazu überhaupt keine Möglichkeit dazu habe. Leider ist das so, das muss man akzeptieren.

Und die inhabergeführten Geschäfte?

Dort herrscht überwiegend großes Desinteresse. Nicht so bei einem großen, örtlichen Bauunternehmer, bei dem wir anklopften. Ab und an bekommen wir von dort freundlicherweise auch eine Spende. Aber es sind leider keine regelmäßigen Einkünfte, die wir als Verein aus Gründen der Planungssicherheit bräuchten. Nein, um finanziell abgesichert zu sein, bräuchten wir 200 Mitglieder mehr im Verein und zwischen 100 und 150 mehr Zuschauer bei den Heimspielen. Am liebsten Abnehmer von Dauerkarten. Das wären Einnahmen, auf die wir uns verlassen könnten, was schließlich auch ganz andere Planungsmöglichkeiten eröffnen würde. In dem Zusammenhang bedauern wir sehr den Tod von Karlheinz Kipp. Nicht nur menschlich, sondern auch, weil er uns, was weitgehend unbekannt ist, wohlwollend unterstützte.

Und die Ideen, mehr Zuschauer ins Stadion zu holen, sind alle gescheitert?

Wir haben tatsächlich viel probiert.

Was sagen Sie einem Fremden, wenn er Sie fragt, warum er überhaupt ins Stadion kommen soll?

Er findet im Stadion bei unseren Heimspielen eine gute Atmosphäre. Er sieht mit der Heimmannschaft ein Team, das fußballerisch etwas bietet. Und wir haben mit der Tribüne ordentliche Sitzmöglichkeiten, was selbst in der Verbandsliga die absolute Ausnahme ist. Einzig, was fehlt, ist eine teilweise Überdachung für den Fall, dass es regnet. Wissen Sie, ich kenne Leute, die fahren Woche für Woche nach Kaiserslautern und verkünden nach ihrer Rückkehr enttäuscht, es sei das letzte Mal gewesen. Würden sie diese Ankündigung nur mal in die Tat umsetzen und alternativ zu uns ins Stadion kommen. Im Fall einer Enttäuschung wäre die dann wenigstens etwas preisgünstiger gewesen.

Nicht ausgeschlossen, RWO steigt in die Oberliga auf. Glauben Sie, das lockt mehr Zuschauer?

Bei den ersten Spielen ganz bestimmt. Das Neue schleift sich dann aber ähnlich schnell ab wie nun in der Verbandsliga. Man muss sich ja nur anschauen, wie viele Zuschauer derzeit den Oberliga-Fußball in Pfeddersheim oder Mainz sehen wollen. Die Zahlen sind verhältnismäßig bescheiden.

Erwarten Sie den Aufstieg in dieser Saison?

Nein. Ich sehe nur, dass wir die Chance haben, vorne mitzuspielen. Und zwar unter der Voraussetzung, dass wir von dem Verletzungspech, das uns vergangene Saison massiv traf, diesmal verschont bleiben.

Das Interview führte Claus Rosenberg



Zur Person

Heinz Blarr (74) ist Ehrenvorsitzender von RWO Alzey und Vorsitzender des Fördervereins- Seit Kindesbeinen ist er Mitglied - insgesamt 64 Jahre inzwischen.

Aufrufe: 010.12.2017, 09:00 Uhr
Claus RosenbergAutor