2024-05-10T08:19:16.237Z

Querpass
Auch international im Einsatz: der Bernauer Schiedsrichter Patrick Vomfei (Mitte) beim Dana-Cup in Norwegen Foto: privat
Auch international im Einsatz: der Bernauer Schiedsrichter Patrick Vomfei (Mitte) beim Dana-Cup in Norwegen Foto: privat

"Ich bin nur konsequent"

Schiedsrichter Patrick Vomfei über die Kartenflut im Kreispokal-Viertelfinale in Bötzow

15 Karten in einem Spiel, darunter vier Platzverweise. Damit sorgte Schiedsrichter Patrick Vomfei jüngst für Aufsehen im Kreispokal-Spiel in Bötzow. Auch sonst kann sich die Bilanz des 33-jährigen Bernauers sehen lassen. In den letzten 22 Spielen verteilte er 138 gelbe, 17 Gelb-rote und vier glatt Rote Karten.

Patrick Vomfei steht zu den vielen Karten, die er im Viertelfinale des Kreispokals zwischen Eintracht Bötzow und Fortuna Britz vergeben hat. „Jeder, der Ahnung vom Fußball hat, weiß, dass alle Karten berechtigt waren“, sagt er. „Komischerweise ist ja auch nach dem Spiel niemand zu mir gekommen und hat sich beschwert. Und der Bötzower Trainer hat sogar gesagt, dass er mit jeder Karte gut leben kann.“

159 Karten in 22 Spielen – das macht knapp acht Karten pro Spiel. Ist das nicht schon ganz schön viel? „Es ist schon leicht über dem Durchschnitt“, gibt Michael Reichert zu, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses. Einen Anlass zum Handeln sieht er trotzdem nicht. „In den anderthalb Jahren, in denen ich dieses Amt habe, gab es noch nie Beschwerden über diesen Schiedsrichter. Von daher sehe ich das sehr gelassen.“

Er sei zwar nicht vor Ort gewesen, aber die Schilderung, wie es zu den Karten kam, sei für ihn einleuchtend, sagt Reichert. Den ersten Platzverweis gab es gegen den Britzer Eric Klein wegen Meckerns nach Foulspiel. Klein hatte angegeben, nichts gesagt zu haben. „Dreiviertel der Spieler behaupten in solchen Situationen, sie hätten nichts gesagt“, weiß Reichert aus Erfahrung. „Ich unterstelle einfach mal, dass der Schiedsrichter sehr wohl etwas gehört hat.“

Der zweite Platzverweis ging ebenfalls an das Team aus Britz, das übrigens derzeit mit einer Quote von 4,26 aus der Hinrunde in der Landesklasse Nord den letzten Platz in der Fairness-Tabelle belegt. Der Britzer Felix Neumann sah die Ampelkarte, weil er nach einem Abpfiff wegen Foulspiels mit dem Ball einfach weiterlief – angeblich nur zwei bis drei Meter. „Auch in solchen Fällen ist es so, dass die Schilderungen, wie weit die zurückgelegte Strecke denn nun wirklich war, sehr auseinandergehen. Und wenn jemand schon Gelb hat und das Spiel verzögert, dann gibt es eben Rot“, kommentiert Michael Reichert. „Ich denke, Herr Vomfei war einfach nur sehr konsequent.“

So sah das nach dem Spiel auch der Trainer von Bötzow. Er nimmt den Unparteiischen in Schutz. „Er hat seine Linie durchgezogen und das fand ich gut“, sagt Heiko Schumann. Und das, obwohl auch die Bötzower Philipp Krumpolt und Alexander Sturm die Ampelkarte sahen und früher zum Duschen mussten. Schumann hat Verständnis für den Schiedsrichter. „Die Spieler sind einfach blöd, wenn sie sich zu Äußerungen hinreißen lassen“, gibt er zu.

Patrick Vomfei, der 2007 schon einmal als Referee zurückgetreten war, weil er die sich häufenden Unsportlichkeiten und Anfeindungen gegen Schiedsrichter nicht mehr hinnehmen wollte, weiß, dass er mit seiner Art zu pfeifen nicht bei allen beliebt ist. „Ich bin eben sehr konsequent. Das fehlt bislang hier im Barnim vielleicht noch so ein bisschen. Aber ich pfeife seit drei Jahren so und die Zahl der Karten ist seitdem rückläufig“, so seine Erfahrung. „Die Spieler sollen sich aufs Fußballspielen konzentrieren und nicht aufs Foulen. Ich denke, das kommt bei immer mehr Spielern auch an.“

Der engagierte Referee ergänzt: „Es gibt einige Schiedsrichter, die sehr konsequent pfeifen, wie Herr Springer und Herr Maron. Die anderen haben vielleicht manchmal Angst, eine Karte zu ziehen, aber das darf nie passieren. Da muss man konsequent bleiben, auch wenn sich da noch so viele Spieler vor einem aufbauen.“

Dabei sei er aber gerne gewillt, nach einem Spiel in sachlicher Atmosphäre den Trainern oder Spielern noch einmal zu erläutern, aus welchen Gründen er eine Karte gezogen habe. „Die können dann gerne zu mir kommen und ich erkläre das nochmal. Aber für eine Beleidigung gibt es eben Rot. Da wird sich auch bei mir nichts dran ändern“, verspricht er schon mal für die Zukunft.

Aufrufe: 017.2.2016, 07:25 Uhr
MOZ.de / Britta GallreinAutor