2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Da gehts lang: Oliver Holste (Mitte) und seine Bruder Hermann geben bei der Eintracht die Richtung vor.	Fotos: Mario Luge
Da gehts lang: Oliver Holste (Mitte) und seine Bruder Hermann geben bei der Eintracht die Richtung vor. Fotos: Mario Luge

»Zufriedenheit wäre fatal«

Der Sportliche Leiter und der 2. Vorsitzende über den „Familienbetrieb Holste“, Jugendarbeit und Perspektiven im Traditionsklub Eintracht Bad Kreuznach

BAD KREUZNACH. Die Sportgemeinde Eintracht 1902 hat eine unterm Strich sehr erfolgreiche Verbandsliga-Hinrunde hinter sich gebracht. Nach 16 von 32 Partien belegen die Bad Kreuznacher Fußballer den sechsten Platz in der Tabelle, sieben Punkte vor einem ersten möglichen Abstiegsplatz, neun Zähler hinter Relegationsrang zwei. Den Boden für den sportlichen Höhenflug geebnet hat nicht zuletzt auch der „Familienbetrieb Holste“: Der Sportliche Leiter, Oliver Holste (52), und der Zweite Vorsitzende, Hermann Holste (65), zeichnen hauptverantwortlich für die sportlichen Planungen. Gemeinsam mit dem Dritten im Bunde, Schatzmeister Uwe Holste (67), sind sie fast täglich für „ihre“ Eintracht im Einsatz.

Auch Hermann und Oliver Holste können jetzt erst einmal durchatmen. Mit welchem Gefühl gehen Sie jetzt in die Winterpause?

Oliver Holste: Mit einem Guten. Platz sechs trotz der vielen Verletzten ist aller Ehren wert. Bezeichnend war das letzte Spiel in Hauenstein, als mit Darcan, Wex, Kurtoglu, Paulus, Flühr oder auch Aydin viele Stammspieler gefehlt haben und Missal und Pflüger erst wieder ins Training eingestiegen waren. Und trotzdem hat die Mannschaft gut gespielt und nichts anbrennen lassen. Ich glaube, vor einem Jahr hätten wir noch verloren.

...also traurig, dass es jetzt in Winterpause geht?

Hermann Holste: Nein, überhaupt nicht. Man muss auch sagen, dass es gegen eine Mannschaft wie Alzey möglicherweise nicht gereicht hätte. Das ist ein anderes Kaliber, da sollten alle guten Spieler auf dem Platz stehen.

Was hat sich gegenüber dem Vorjahr verändert, als die erste Mannschaft zur gleichen Zeit im Abstiegskampf gesteckt hat?

Oliver Holste: Vieles. Das fängt beim Torwart an. Egal, ob am Anfang Sinan Aydin oder danach Marco Seyfert – beide geben der Defensive Stabilität. Das strahlt wiederum nach vorne aus. Davor spielen Sebastian Baumann, der letztes Jahr lange verletzt war, oder Adrian Simioanca, sehr sicher. Das macht es für die jungen Spieler dann auch einfacher.

Hermann Holste: Voraussetzung ist natürlich auch das Engagement unseres Präsidenten, Klaus Meffert, das uns Sicherheit gegeben hat. Da sind wir jetzt auch ein Jahr weiter.

Und was bedeutet das für die nähere Zukunft?

Hermann Holste: Durch die Tabellensituation haben wir im Gegensatz zum letzten Jahr größere Planungssicherheit. Und junge Spieler haben noch bessere Möglichkeit, sich in der Rückrunde zu zeigen. Das spielt auch im Hinblick auf die nächste Saison eine wichtige Rolle.

Das heißt, Sie planen jetzt auch schon für die nächste Saison?

Hermann Holste: Wir sind schon mittendrin. Wir müssen eruieren, wer zu uns passt. Sportlich wie menschlich. Wir beobachten auch schon Spieler, um zu sehen, ob sie den Kader verbessern würden. Und dann müssen wir sehen: Wer will bleiben, wer passt. Wir wollen fordern und fördern.

Auch mit Patrick Krick und Dimitri Mayer als Trainer?

Oliver Holste: Aktuell auf jeden Fall. Ein Patrick Krick etwa ist doch schon so lange dabei. Selbst, wenn er vielleicht irgendwann mal kein Trainer mehr sein sollte, wird er der Eintracht in anderer Form verbunden bleiben.

Wird sich personell in der Winterpause etwas ändern?

Hermann Holste: Nicht viel. Ivaylo Tsurev wird nach seinem Heimaturlaub zwar nach Deutschland zurückkehren, aber nicht mehr bei der Eintracht spielen. Er ist ein feiner Kerl, aber hat sich persönlich nicht mehr so richtig wohlgefühlt. Auch hat er nicht mehr die Leistungen gebracht, die wir erwarten. Anders als in der Vorsaison gibt es aktuell keine Signale, die auf Abgänge deuten. Was neue Spieler angeht, so schauen wir uns immer mal um, aber noch nicht gezielt.

Ist die Verbandsliga die richtige Klasse für die Eintracht?

Oliver Holste: Im Moment ja. Mit Hassia Bingen, RWO Alzey oder Alemannia Waldalgesheim haben wir interessante Derbys. In der Oberliga wäre das nur gegen den SC Idar. Auch die Konstellation mit Verbandsliga und Bezirksliga für erste und zweite Mannschaft passt.

Hermann Holste: Aber es wäre fatal zu sagen, dass wir uns mit der momentanen Situation zufriedengeben. Da muss der Blick nach vorne gehen, auf Dauer muss der Weg in die Oberliga oder sogar Regionalliga gehen.

Aktuell ist Eintracht in der Vereinsführung fast ein Familienbetrieb. Wird das so bleiben?

Oliver Holste: Noch ja. Es ist niemand erkennbar, der in der Vereinsführung mitarbeiten kann oder will. Es gibt aber Fußballbegeisterte wie Marc Killat, der sich um die Arbeit rund um den Spielbetrieb kümmert, oder auch Karl-Heinz Volp oder Gerd Menne, die im Umfeld helfen.

Hermann Holste: Es ist für Außenstehende vielleicht auch nur schwer vorstellbar, aber wir sind uns nicht immer einig, auch wenn wir Brüder sind. Da wird auch viel kontrovers diskutiert. Aber fast für alle gilt: Unsere Freizeit ist die Eintracht.

Ein sensibles Thema bei der Eintracht ist die Jugendarbeit. Da herrscht gerade nach der Trennung vom TSV Degenia und von Jugendleiter Nabil Benrami Handlungsbedarf...

Hermann Holste: Auf jeden Fall. Aktuell haben wir nur eine C-Jugend und D-Junioren, mit Gastspielerlaubnis beim TSV Degenia spielen. Damit erfüllen wir nicht unser Soll von drei Nachwuchsteams. Das wird auch beim Verband geprüft, und es droht im schlimmsten Fall eine Geldstrafe. Für die neue Saison muss sich das natürlich ändern.

Oliver Holste: Das ist uns absolut bewusst. Das ist ein ganz wichtiges Thema in den Gesprächen mit Präsident Klaus Meffert. Da müssen und da werden wir etwas tun, ohne schon zu viel vorwegzunehmen. Am liebsten natürlich in Eigenregie, wir sind aber offen für Zusammenarbeit mit anderen Klubs.

Ein wieder einmal ereignisreiches Jahr nähert sich dem Ende. Was sind Ihre Wünsche für 2018?

Oliver Holste: Gesundheit. Das ist das Allerwichtigste. Flutlicht und Kunstrasen im Moebusstadion wären natürlich auch nicht schlecht.

Hermann Holste: (lacht) Und für die Eintracht Platz zwei in der Verbandsliga mit zwei lukrativen Relegationsspielen.

Das Interview führte Mario Luge



EINTRACHT GEGEN HACKENHEIM

Gemeinsam in der Gruppe A mit dem Bezirksligisten TuS Hackenheim startet die SG Eintracht am Sonntag beim Turnier in Gau-Odernheim in die Hallensaison- Der Verbandsligist hat es zudem mit dem TSV Gau-Odenheim (7. der Landesliga Ost), Viktoria Griesheim (13. der Hessenliga) und einem Qualifikaten zu tun. Turnierbeginn ist um 14 Uhr mit dem Derby SGE gegen Hackenheim.

Aufrufe: 015.12.2017, 08:00 Uhr
Mario LugeAutor