2024-05-10T08:19:16.237Z

Pokal
Pokal-Wunder: Spieler und Betreuer liegen sich in den Armen und feiern – alle  rund 5.000 Zuschauer stehen auf ihren Plätzen.
Pokal-Wunder: Spieler und Betreuer liegen sich in den Armen und feiern – alle rund 5.000 Zuschauer stehen auf ihren Plätzen. – Foto: Henrik Martinschledde

DFB-Pokal-Sensation: SC Verl schaltet Augsburg mit 2:1 aus!

Regionalligist zieht überraschend in die zweite Runde ein. Bundesligist FC Augsburg offenbart Abwehrschwäche. Nach fast exakt 20 Jahren wiederholt sich die Geschichte für den SC Verl. 350.000 Euro Zusatzeinahme winken.

Der SC Verl hat die Pokal-Sensation perfekt gemacht. Mit einem 2:1-Überraschungserfolg gegen Bundesligist FC Augsburg zieht der Regionalligist in die zweite Runde des DFB-Pokals ein. Zuletzt war das am 31. Juli 1999 gelungen, als die Verler in der ersten DFB-Pokalrunde Borussia Mönchengladbach besiegen konnten. Somit wiederholt sich die Geschichte fast genau 20 Jahre später. Noch im Vorfeld der Partie hatte SC Verl Trainer Rino Capretti betont, dass man einen „Sahnetag“ brauche, um weiterzukommen. Ein Suchy-Eigentor (8.), Ron Schallenbergs Treffer zum 2:0 in der 23. Minute und ein überragender Robin Brüseke im Verler Kasten lassen die Poststraße beben.

Die Stimmen zum Spiel

„Das ist natürlich ein überragendes Gefühl“, sagt ein überglücklicher Robin Brüseke. „Wir haben heute ein fast perfektes Spiel abgeliefert – so, wie wir es uns vorgenommen hatten.“ Einzig beim Elfmeter hatte Brüseke sich für die falsche Ecke entschieden. „Das ist immer eine 50:50 Chance“. Auch ein Wunschlos für die nächste Runde gibt es bereits: „Die Bayern sollten es schon sein“, sagte Verls Nummer eins mit einem leichten Augenzwinkern. Für Trainer Rino Capretti war dieser Erfolg etwas ganz „Besonderes“: „Wir haben Unglaubliches geschafft. Wir haben eine Riesenleistung gebracht. Der FC Augsburg war eine Mammutaufgabe für uns. Wir mussten brutal arbeiten, alles raushauen. Wir hatten phasenweise mehrere Spieler mit Krämpfen. Aber das ist jetzt alles egal. Heute werden wir einfach nur feiern – und die Hütte hier abreißen!“

Auch Raimund Bertels erteilte den Feier-Befehl für den kompletten Verein: „Ich glaube alle Fans, die gesamte Stadt, ist in überragender Stimmung. Wir sind überglücklich. Die Mannschaft hat Übermenschliches geleistet. Wir werden jetzt gleich richtig feiern. Es wird bis in die Morgenstunden gehen, so viel ist sicher.“

Der ausgeschiedene Bundesligist zeigte sich als fairer Verlierer. „Verl hat es gut gemacht, wir zu wenig. Sie waren die aggressivere Mannschaft und haben verdient gewonnen. Der Pokal ist weg, jetzt sollten wir für die Bundesliga gewarnt sein“, sagte Augsburg Kapitän Daniel Baier.


Start nach Maß

Zum Spielverlauf: Vor einer Kulisse mit 4.198 Zuschauern war die Sportclub-Arena so gut wie ausverkauft und bot die idealen Rahmenbedingungen, für einen großartigen Pokalnachmittag – und den sollte es geben. SC Verl Coach Rino Capretti vertraute der ersten Elf, die auch das Auftakt-Saisonspiel in der Regionalliga West gegen RW Oberhausen bestritten hatte. Und die Gastgeber legten im 4:3:3-System direkt los wie die Feuerwehr: Keine drei Minuten waren gespielt, da zappelte der Ball bereits das erste Mal im Tor der Augsburger. Doch das Schiedsrichtergespann wollte – gemessen an der Gestik des Linienrichters – eine Abseitsposition erkannt haben. Was war passiert? Ein Freistoß aus halblinker Position wurde von Ritzka stark in den Strafraum geflankt, dort setzte sich Langesberg im Zweikampf durch und köpfte wuchtig rechts unten ein (3.).


Verl spielt Tiki-Taka!

Der SC Verl ließ sich davon allerdings nicht beirren und setzte weiter darauf, mit schnellen Kontern den FC Augsburg unter Druck zu setzen. So auch in der 8. Spielminute: Augsburg verliert die Kugel kurz hinter der Mittellinie und Ron Schallenberg schaltete geistesgegenwärtig. Das 20-jährige Talent spielte einen genialen Steilpass in die Füße von Matthias Haeder, der allein auf das Augsburger Tor zulaufen konnte. Sein Lupfer scheiterte zwar, aber Augsburgs Abwehrspieler Suchy bugsierte den Ball unglücklich ins eigene Tor (8.). Kurz vor der 2:0-Führung packten die Hausherren den Tiki-Taka-Fußball aus. Eine wunderschöne Kombination von Haeder auf Schöppner, der an der Strafraumkante stehenden Yildirim bediente, der direkt auf wieder auf Haeder – und Haeder spielt freistehend vorm Tor auf Schallenberg, der nur noch einschieben muss (23.). Der SC Verl führte 2:0. Wahnsinn.


Nervenkitzel in der Schlussphase

Zwischenzeitlich hielt immer wieder SC Verl Keeper Robin Brüseke (gegen Michael Gregoritsch (30./40./43.), Hahn (40.) und sowie Niederlechner (45.)) mit starken Paraden seine Mannschaft im Spiel. Auch wenn Augsburg phasenweise schwach wirkte, so hatte der Bundesligist doch wesentlich mehr Ballbesitzt und bestimmte das Spielgeschehen. Verl setzte gegen die hochaufgerückte Abwehr des FC Augsburg auf Steilpässe, die regelmäßig für Gefahr sorgten. In der Schlussphase schaffte Augsburg durch einen Elfmetertreffer von Hahn den Anschlusstreffer zum 2:1 (83.). Es wurde nochmal ordentlich gezittert, doch Verl verteidigte die Führung mit Mann und Maus – und mit dem Glück des Tüchtigen. Nach kurzer Nachspielzeit war dann Schluss. Der SC Verl schafft die Sensation und zieht völlig verdient in die zweite Runde des DFB-Pokals ein! Das Team von Trainer Rino Capretti kann sich über eine Zusatz-Einnahme von rund 350.000 Euro freuen.


Tore: 1:0 Eigentor (8.) 2:0 Schallenberg, Ron (23.) 2:1 Hahn, André (83./FE)

Aufrufe: 010.8.2019, 17:30 Uhr
FuPaAutor