2024-05-08T14:46:11.570Z

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Jürgen Kapfer vom SC Unterpfaffenhofen hat eine deutliche Meinung: „Eine ganze Saison ausfallen zu lassen, ist Wahnsinn“
Jürgen Kapfer vom SC Unterpfaffenhofen hat eine deutliche Meinung: „Eine ganze Saison ausfallen zu lassen, ist Wahnsinn“ – Foto: Dieter Metzler

Kapfer: „Eine ganze Saison ausfallen zu lassen, ist Wahnsinn“

Die Stimmen zur Entscheidung des BFV die Saison 2020/21 ausfallen zu lassen

Die Amateurfußball-Vereine in Bayern werden wöchentlich mit neuen Situationen konfrontiert. Jetzt soll die Saison 2020/2021 ausfallen.

VON DIETER METZLER

Landkreis – Die neueste Nachricht des Verbandes flatterte den Vereinen am Samstag ins Haus: Es wird keine Spielzeit 2020/2021 im Erwachsenenbereich geben. Das entschied der Bayerische Fußballverband (BFV) und schloss sich damit dem Vorschlag der vom Verband eingesetzten Lösungs-Arbeitsgruppe (LAG) an.

Die kommende Spielzeit bei Männern und Frauen könne aus zeitlichen Gründen und wegen fehlender Spieltermine nicht angepfiffen werden, lautet die Begründung. Zudem wird das Spieljahr 2019/20 bis zum 30. Juni 2021 verlängert. Der Spielbetrieb in der aktuell unterbrochenen Saison kann frühestens im September wieder aufgenommen werden. Diese soll unter anderem aus sportlichen Erwägungen – die Entscheidung um Auf- und Abstieg – unbedingt zu Ende gespielt werden.

Es stehen noch einige Spiel in dieser Saison an

In vielen Ligen stehen derzeit noch zwischen zehn und 17 reguläre Spieltermine an. Hinzu kommen Platzierungs- und Entscheidungsspiele. Zudem hätten etliche Vereine noch Pokalspiele zu bestreiten. Da witterungsbedingt üblicherweise in Bayern nur bis Mitte November gespielt wird, gibt es laut BFV maximal elf Wochenenden bis Mitte November als verfügbare Spieltermine. Spiele unter der Woche oder am Abend will der BFV nur im Einzel- oder Ausnahmefall zulassen, da zahlreiche Klubs über kein Flutlicht verfügen und die Spieler in der Woche ihren beruflichen Tätigkeiten nachgehen müssen. So wurde beschlossen, das Saisonfinale in jedem Fall im Frühjahr 21 durchzuführen, um somit den Vereinen gesicherte Spieltermine anbieten zu können.

Mit der Entscheidung lässt sich der Verband zudem einen zeitlichen Puffer für etwaige Quarantänezeiten einzelner Mannschaften oder behördlich angeordnete Schließungen von Trainingsplätzen innerhalb eines Landkreises oder einer Stadt. Weiterhin wird dieser Rahmen-Terminplan unter dem Vorbehalt des weiteren Verlaufs der Corona-Pandemie gestellt.

Die Stimmen zur Entscheidung des BFV

Durch diese Planung entsteht laut Verband zum einen die benötigte Flexibilität, zum anderen wird – sollte es die Terminsituation erlauben – ein Zusatzangebot zum regulären Ligen-Spielbetrieb angeboten werden. Modelle hierzu sollen in den nächsten Wochen intern im Zusammenwirken mit Vereinsvertretern erarbeitet werden.

Sascha Widemann FC Puchheim

„Eigentlich war ja klar, dass eine Saison 2020/2021 nicht möglich ist, wenn man gleichzeitig die Saison 2019/ 2020 zu Ende spielt. Wir haben noch zwölf Spiele. Wenn wir sechs davon ab Mitte September spielen, ist es in Ordnung. Was nicht sein darf, ist, dass wir die zwölf Spiele machen und dann wieder sechs Monate nicht spielen können. Und was auf gar keinen Fall passieren darf, ist, dass ein Unterschied zwischen den Herren und Frauen gemacht wird“

Christian Erdle Schiedsrichter-Obmann

„Für mich ist es eine nachvollziehbare, begründete und gute Entscheidung. Nachdem wir ja nicht sicher davon ausgehen können, dass der Spielbetrieb wirklich ab 1. September fortgesetzt werden kann, hat man genug Zeit die Saison abzuschließen. Entscheidungsspiele und zusätzliche Spielmodelle im Frühjahr bei meist besserem, warmen Wetter zu spielen, ist sehr sinnvoll. Ich bin auf die Lösungen der Zusatzangebote freudig gespannt. Wie die Regelungen für die Schiedsrichter in den Leistungsklassen aussehen, werden wir erst noch erfahren, aber für den Spielbetrieb finde ich diese Lösung klasse.“

Bernd Reiser Spielleiter Zugspitze

„Eine Punktspielsaison 2020/2021 macht keinen Sinn. Um die aktuelle Saison zu Ende zu spielen, müssten wir Englische Wochen einlegen, Nachholspiele unterbringen sowie Relegationsspiele. Im November? Das will doch keiner. Ich würde mir eine Versammlung mit den Vereinsvertretern wünschen, um mit ihnen die Dinge zu besprechen. Ich bin dafür, die Dinge auf dem Rasen zu entscheiden, nicht vor Gerichten oder am Grünen Tisch. Ich will auch keine übervollen Ligen. Wenn wir nur Aufsteiger hätten, das bedeutet bis zu fünf Absteiger pro Liga in der Folgesaison. Mit der jetzigen Variante sind wir flexibel.

Robert Böck SV Mammendorf

„So sehr die Zeit ohne Fußball entspannend ist – man muss sich ja um nix kümmern – so sehr fehlt aber auch etwas. Der Bayerische Fußballverband hat sich in den vergangenen Monaten viele Gedanken gemacht und vor allem eine faire Lösung für alle Vereine gesucht. Die hat der Verband in meinen Augen jetzt auch gefunden. Mit dieser Lösung können wir nun die Saison entspannt zu Ende führen, weil so jetzt auch viel Zeit zur Verfügung steht, um das Restprogramm zu absolvieren. So können wir dann in der Saison 2021/2022 wieder in einen geregelten Ligaspiel-Rhythmus zurückzukehren.“

Jürgen Kapfer SC Unterpfaffenhofen

„Eine ganze Saison ausfallen zu lassen, ist Wahnsinn. Warum diskutieren wir gerade noch, ob jemand aufsteigen darf oder nicht, wenn es die nachfolgende Saison jetzt gar nicht geben wird? Wir haben jetzt das Break. Nach dieser Saison eine längere Pause einzulegen, finde ich gerade für die Motivation der Spieler sehr schwierig. Und es sind noch viele weitere Fragen offen: Zum Beispiel wie man mit den alten und neuen Trainern umgeht? Man hätte jetzt einen klaren Schlussstrich ziehen müssen. So, wie ich es ja schon immer gesagt habe. Mit dem Verbandsbeschluss opfert man zwei Spielzeiten, Wahnsinn.“

Uli Bergmann SC Oberweikertshofen

„Die Entwicklung der letzten Jahre, mit immer strafferen Programmen ist vorbei. Auch das Geld spielte immer mehr eine Rolle in den unteren Klassen. Engagierte Vorstände haben da mitgespielt, ich will mich da nicht ausnehmen. Das wird sich alles ändern. Jetzt spielen wir von März 2020 bis Mai 2021 eine Halbsaison. Für mich gibt’s drei Möglichkeiten: Die Saison von September bis November durchziehen, dann im Frühjahr die Saison 2020/ 2021 nur als Halbsaison durchziehen, um sich wieder den höheren Ligen anzugleichen. Oder nochmals in sich gehen, die Saison abbrechen, die ersten aufsteigen und keinen absteigen lassen.“

Reinhold Miefanger SC Olching

„Eine Saison zu streichen ist für alle diejenigen, die den Sport lieben, keine schöne Lösung. Genauso wenig gibt es eine Planungssicherheit für die Vereine. Aber der größte Aspekt sind doch die Jugendspieler, die man in dieser Zeit nicht bei Laune halten kann. Obwohl es doch bekannt ist, dass deren Zahl rückläufig ist. Erkläre das mal einem Jugendlichen, der im Übergangsjahr ist. In den unteren Klassen führt man „Funino“ ein, damit alle Nachwuckskicker spielen können, und jetzt so eine widersprüchliche Entscheidung. Denn eines ist klar, die Spieler sind die Leidtragenden, genauso wie der Verein.“

Michael Bals FC Landsberied

„Die logische Konsequenz daraus, dass die aktuelle Saison nicht abgebrochen wurde, ist, dass der Bayerische Fußballverband die kommende Saison 2020/2021 ausfallen lässt. Man muss schließlich auch bedenken: Was wäre sonst bei einer zweiten Coronavirus-Welle? Fraglich ist natürlich, was nächstes Jahr im Frühjahr zur Überbrückung bis Sommer zur neuen Saison passieren soll. Ob hier die Spannung hoch gehalten werden kann bei den Vereinen und Teams?“

Aufrufe: 09.6.2020, 15:46 Uhr
Fürstenfeldbrucker Tagblatt / Dieter MetzlerAutor