2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
F: Thomas Schulze
F: Thomas Schulze

Die Innenverteidigung ist das Herzstück

Der KFC Uerdingen hat die stärkste Abwehr der Regionalliga West. Das ist vor allem das Verdienst von Mario Erb und Christopher Schorch.

Das ist schon kurios. Da kommt der Tractor Sazi FC aus der ersten persischen Golf Liga im Testspiel nicht ein einziges Mal in den Strafraum des KFC Uerdingen und schießt doch ein Tor. Einen Freistoß aus 22 Metern zirkelt der Schütze genau in den Winkel. Es bleibt natürlich das einzige Tor des schwachen Gegners, der den KFC Uerdingen nicht wirklich fordert, der am Ende 5:1 gewinnt. Wenngleich die Partie wenig neue Erkenntnisse brachte, so zeigte sie einmal mehr, dass die Krefelder Abwehr steht und die Basis des Erfolgs ist.

Der Sturm gewinnt das Spiel, die Abwehr die Meisterschaft - so lautet eine alte Fußball-Weisheit. Wenn sie sich ein weiteres Mal bestätigen sollte, so hat der KFC gute Aussichten auf den Titelgewinn, denn die Mannschaft von Trainer Michael Wiesinger hat in den bisherigen 19 Meisterschaftsspielen nur elf Gegentore kassiert. Damit ist sie in der Regionalliga West einsame Spitze, aber doch nur Tabellenzweiter hinter dem punktgleichen FC Viktoria Köln, der über das bessere Torverhältnis (44:21) gegenüber dem KFC (21:11) verfügt.

Dass die Abwehr sattelfest steht, ist vor allem das Verdienst der beiden Innenverteidiger Mario Erb und Christopher Schorch, die sich auch privat gut verstehen. "Die Defensive hat in der Hinrunde einen guten Job gemacht", sagt Erb. "Aber die Abwehrarbeit beginnt bereits im Angriff." Dass der bislang zumindest zeitweise Ladehemmung hatte, nimmt er klaglos hin. "Wir trainieren dafür, irgendwann wird der Knoten schon platzen." Sauer ist er auf die Kollegen im Angriff nicht und verweist stattdessen auf ein prominentes Beispiel: "Thomas Müller hat auch eineinhalb Jahre die Bude nicht getroffen, jetzt trifft er wieder."

Den Nationalspieler kennt er noch aus gemeinsamen Tagen beim FC Bayern, doch vor einigen Jahren haben sie die Wege getrennt. Im Sommer ist Erb dann beim KFC gelandet. "Weil das Projekt interessant ist", sagt er. "Herr Ponomarev hat mich überzeugt, mit dem was er will und was er vor hat. Das ist ein Mann, der den Verein groß machen will. Der Ruf des KFC war nicht optimal, und er hat in der kurzen Zeit schon viel getan. Von dem Projekt will ich Teil sein, da ist es egal, ob in der dritten oder vierten Liga."

Deshalb hat Erb, der Kapitän der Mannschaft ist, einen Vertrag bis 2020 unterschrieben, ebenso wie Christopher Schorch. Auch er ist von Ponomarev überzeugt: "Das ist genau das, was der Verein braucht. Was Herr Ponomarev macht, das hat Kopf und Verstand. Er hat einen fähigen Mann als Trainer geholt. Seine Entscheidungen waren alle sehr gut. Ich möchte beim Aufbau mitwirken, habe das so aber auch noch nicht erlebt."

Dafür aber schon einiges andere. Schorch ist nämlich einer der wenigen deutschen Fußballer, die einmal das Trikot von Real Madrid getragen haben. Der damalige Trainer Bernd Schuster hatte ihn aus Berlin geholt, und auch wenn er nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam, so arbeitete er doch oft mit den Stars zusammen, anfangs sogar mit dem mehrfachen Weltfußballer Cristiano Ronaldo. So war es auch ein Zeichen der Anerkennung, dass Weltstar Raul ihn zu seinem Abschiedsspiel auf Schalke einlud.

Real und Bayern sind für Schorch und Erb inzwischen Vergangenheit, die Gegenwart heißt KFC Uerdingen. Und das genießen sie auch ein Stück weit. "Wir haben uns in der Winterpause angeschaut und gesagt: Was ein geiles Gefühl, oben zu stehen", berichtet Schorch. "Das haben wir beide lange nicht erlebt."

Ein Erfolgsgeheimnis ist aber nicht nur die starke Defensive, sondern auch das intakte Mannschaftsleben. "Es gibt wirklich keine Grüppchen", sagt Schorch. "Das gibt es nicht so oft. Daran hat der Trainer großen Anteil, der sehr viel Wert darauf legt und den Teamgeist fördert."

Aufrufe: 024.1.2018, 09:02 Uhr
RP / Thomas Schulze aus AntalyaAutor