Herr Hasenpflug – 04/19 hat nach der Corona-Zwangspause durchtrainiert. Wie kommt es?
Hasenpflug Wir haben zwei Trainingseinheiten pausiert und sonst durchtrainiert, das stimmt. Mein Co-Trainer Mauro Alfani und ich haben mit der Mannschaft gesprochen, ob sie sich das vorstellen kann, und sie hat sich dazu bereiterklärt. Das fand ich von der Mannschaft super, denn es zeigt, dass sie eine gute Saison spielen will.
Die abgebrochene war mit Platz 14 ja weit entfernt von den Erwartungen. Motiviert das Ihr Team, es nun besser machen zu wollen?
Hasenpflug Am Ende stand Platz 14, aber von den Punkten her waren ja viele Mannschaften eng beisammen, und wir hatten auch zehn Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone. Trotzdem nagt Platz 14 am Ego der Mannschaft, die mit dem Ziel, unter die Top Fünf zu kommen, in die Saison gegangen war. Die Jungs wollen alle besser dastehen, dadurch erklärt sich zu einem Teil sicher auch die Bereitschaft, ohne längere Pause zu trainieren. Dann können wir auch unser System besser in der Mannschaft implementieren.
Können Sie das beschreiben? Wie will 04/19 unter Ihnen spielen?
Hasenpflug Wir wollen Pressing spielen und viel Ballbesitz haben, also agieren statt reagieren, das ist das Stichwort. Wir wollen mutiger spielen und lieber 4:3 als 1:0 gewinnen – wir wollen wieder mehr Spektakel bieten und auch mal was riskieren. Mein Lieblings-Sprichwort ist: „Dem Mutigen gehört die Welt“. Dazu muss aber auch das Rückwärts-Verteidigen funktionieren, damit wir nicht ins offene Messer laufen. Es gibt viel, das wir der Mannschaft in den Einheiten vermitteln wollen. Aktueller Trainingsinhalt ist ein guter Spielaufbau. Dafür haben wir technisch gute Spieler in der Abwehr, die das umsetzen können.
Pressing, Ballbesitz, mutig spielen – Schlagworte, die sicher jede Mannschaft kennt. Können Sie Ihren Ansatz davon näher erklären?
Hasenpflug Das würde sicher zu viel werden und Seiten füllen. Es handelt sich ja um verschiedene Methoden: Es gibt Angriffs-Pressing, Mittelfeld-Pressing, Abwehr-Pressing und so weiter. Wir wollen sicher ein hohes Pressing spielen, also Balleroberungen in der Nähe des gegnerischen Tores haben. Sicher erfinden wir den Fußball nicht neu, aber es wird eine klare Handschrift zu sehen sein, für welchen Fußball Ratingen 04/19 steht.
Haben Sie dafür ein Vorbild?
Hasenpflug Ein populäres Vorbild für den Spielstil, den ich mir vorstelle, ist sicher RB Leipzig. Da wird ein hohes, aggressives Pressing gespielt mit einer hohen Laufbereitschaft der Spieler. Das hat RB kontinuierlich weiterentwickelt.
Wie steht es um Ihren Kader?
Hasenpflug Wir haben momentan 18 Spieler plus zwei Torhüter. A-Jugendliche, die eine gute Qualität haben, kommen im Training hinzu. Wir wollen aber noch zwei Spieler verpflichten: einen Verteidiger und einen offensiven Außen. Schließlich muss man von einer langen Saison ausgehen.
Sie sprechen es an: Die neue Oberliga ist derzeit mit 23 Mannschaften bestückt, das wären 44 Liga-Spiele pro Team. Damit gibt es in Ihrer Spielklasse ja keine Erfahrungswerte. Wie gehen Sie damit um?
Hasenpflug Es ist noch nicht ganz sicher, dass es wirklich eine 23er-Liga geben wird – in der Regionalliga Nord wurde zum Beispiel beschlossen, dass es zwei Elfer-Gruppen geben soll, aus denen sich dann nach der Saison Play-Off-Teilnehmer ergeben. Ich gehe aber eigentlich nicht davon aus, dass das bei uns auch so sein wird. Die Regionalliga West geht ja auch mit 22 Mannschaften in die Saison. Das wird vermutlich eher das Vorbild für unseren Verband für die Oberliga.
Und wie stemmen Sie die erhöhte Belastung?
Hasenpflug Mit einer guten Belastungssteuerung der Spieler auch zwischen den Spielen. Als beruhigend empfinde ich die Situation bei uns, dass wir in der A-Jugend und in der zweiten Mannschaft einige gute Spieler haben, die bei uns mitmachen können, wenn Spieler verletzt sind oder mal eine Pause brauchen. Das gibt es ja nicht in allen Vereinen. Da wir auf diesen Pool zurückgreifen können, gehe ich sehr entspannt mit der Sache um. Wir sind gut aufgestellt.
Georg Amend führte das Gespräch.